Nach Mord in Dresden: Planung für Gedenkort verzögert sich
Der Täter hatte vor eineinhalb Jahren auf ein schwules Paar eingestochen, einer der Männer kam ums Leben
Eigentlich sollte dem Stadtrat bis zum 30. März ein Vorschlag zur Gestaltung des Erinnerungsortes vorliegen. Bisher ist das nicht geschehen: Die Verwaltung in Dresden sei überlastet, heisst es.
Dass es einen Gedenkort für die Opfer des homofeindlichen Anschlages auf der Schlossstrasse in Dresden geben soll, ist beschlossene Sache. Nur wann? Bis zum Ablauf der Frist in der kommenden Woche wird mit einem Vorschlag nicht mehr gerechnet.
«Das ist alles recht frustrierend», erklärte ein Vertreter der FDP-Fraktion gegenüber MANNSCHAFT. Die Fraktion der Stadt hatte im Herbst 2020 erklärt, man befürworte das Anliegen des CSD Dresden, dass die Stadt eine angemessene Form des Gedenkens an den am 4. Oktober ermordeten Thomas L. finde. Mit Dirk Hilbert stellt die Partei den Oberbürgermeister in Dresden.
Wie Annekatrin Klepsch (Linke), Beigeordnete für Kultur und Tourismus und 2. Bürgermeisterin, am Freitag gegenüber MANNSCHAFT sagte, ist der verantwortliche Kollege aus der Verwaltung derzeit im Ukraine-Unterstützungsstab tätig. Die Thema liege erstmal auf Eis.
Sie hoffe aber, bis Herbst 2022 einen Schritt weiter zu sein. Für den Gedenkort sehe man im Kulturhaushalt eine Summe von maximal 10.000 Euro vor, so Klepsch. «Ich hoffe, das reicht.»
Im September war über das Thema entschieden worden. In der Beschlussempfehlung wurde festgehalten: «Der Bürgermeister wird beauftragt, die Schaffung eines Erinnerungsortes an die Opfer homophob und transphob motivierter Gewalt im Bereich Schlossstrasse /Rosmaringasse konzeptionell vorzubereiten. Dazu ist eine Arbeitsgruppe unter Einbeziehung des Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, des CSD Dresden und dem Gerede Dresden e.V. zu gründen.» (MANNSCHAFT berichtete)
Der Verein Gerede teilte uns in der vergangenen Woche mit, man sei zwar Teil des einmaligen Partizipationsprozesses, habe aber nur die Information, «dass es diesbezüglich einen Entwurf geben soll».
Der CSD-Verein hatte im Herbst erklärt, man werde sich in der Arbeitsgruppe konstruktiv einbringen und auf eine zügige Umsetzung drängen: «Über die genaue Ausgestaltung werden wir in der Arbeitsgruppe sprechen. Uns ist aber wichtig, dass es nicht nur ein physischer Ort wird, sondern dass sich auch eine Gedenkkultur dazu entwickelt wird – mit Veranstaltungen, Kunst oder auch Bildungsangeboten, um nachhaltig Homo- und Transfeindlichkeit entgegenzutreten.»
Bei dem Angriff am 4. Oktober hatte der Täter unvermittelt auf die beiden Touristen (55 und 53 Jahre alt) eingestochen, ein schwules Paar aus NRW (MANNSCHAFT berichtete). Der polizeibekannte islamistische Extremist soll mehrere Küchenmesser bei sich getragen haben.
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