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«Die Tat von Dresden trifft nicht nur eine Person – sie trifft uns alle!»

Die Bundes- und Landesregierung aus Sachsen wird ausdrücklich zur Mahnwache eingeladen

Dresden
Symbolbild: Pixabay

Am Sonntag gedenkt Dresden des Opfers der Messerattacke durch einen islamistischen Gefährder. Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) wird aufgefordert, für Trauerbeflaggung der Fahnenmasten an der Goldenen Pforte mit der Flagge der Landeshauptstadt Dresden und der Regenbogenflagge zu sorgen.

Nach der Messerattacke in Dresden am 4. Oktober 2020 war zunächst von «zwei Touristen aus Nordrhein-Westfalen» die Rede. Dass es sich um ein Paar handelte, das offenbar aus Homosexuellenfeindlichkeit attackiert worden war, wurde erst nach über zwei Wochen bekannt. Ein Mann starb, sein Lebenspartner wurde schwer verletzt (MANNSCHAFT berichtete).

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Der Vorstand des CSD Dresden, neben der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und anderen Organisationen einer der Gastgeber der Mahnwache am Sonntag, hat einen offenen Brief samt Einladung an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und die Bundesregierung sowie an die Staatsregierung des Freistaates Sachsen und die Landeshauptstadt Dresden veröffentlicht, den wir hier dokumentieren.

«Mit grosser Trauer und Bestürzung schaut die queere Community der Landeshauptstadt Dresden auf das sinnlose und brutale Attentat eines islamistischen Fanatikers und IS-Sympathisanten, das einen Menschen aus wahrscheinlich homofeindlichen Gründen das Leben gekostet und seinen Lebenspartner schwer verletzt hat.


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Es ist kaum möglich, Worte für die Menschenfeindlichkeit, Verachtung und Brutalität dieser Tat zu finden. Zu gross ist das Entsetzen, zu gross ist die Trauer über die Gewalt, die unschuldige und wehrlose Menschen getroffen hat und wir werden nicht zulassen, dass diese Tat für rassistische und rechte Hetze missbraucht wird.

Diese Tat trifft nicht nur eine Person – sie trifft uns alle! Sie trifft alle Menschen, die aus rassistischen, antisemitischen, homo- und transfeindlichen oder anderen menschenverachtenden Haltungen von Gewalt betroffen sind. Dieser Gewalt können wir nur gemeinsam und vereint entgegentreten. Als Landeshauptstadt, als Freistaat, als Bundesrepublik, als Gemeinschaft, als Menschen.

Terror kennt keine Grenzen – weder räumlich noch in seinem verbrecherischen Vorgehen. Das haben wir in den letzten Monaten und Jahren schmerzvoll erfahren müssen. Die Anhänger*innen des sogenannten Islamischen Staates wollen unsere offene und vielfältige Gesellschaft treffen. Dafür ist ihnen jedes Anschlagsziel und jedes Mittel recht.


Trotzdem war das Ziel dieses Anschlages sicher nicht zufällig. Auch wenn wir noch zu wenig über die Hintergründe dieser Tat wissen, so zeigt sie eines doch auf schmerzhafte Weise sehr deutlich: Homo- und Trans*feindlichkeit tötet! Denn die Frage ist nicht, ob es ein islamistisch oder ein homofeindlich motivierter Anschlag war. Jeder Gewaltakt des sogenannten Islamischen Staates oder derer, die sich auf ihn berufen, verachten und bekämpfen vieles wofür die Regenbogen Community steht: die Akzeptanz der Vielfalt von sexueller Orientierung und Geschlecht sowie eine offene und geschlechtergerechte Gesellschaft, die ein Zusammenleben in Vielfalt wertschätzt und ja, manchmal auch aushält. So wie wir alle es auch leider aushalten müssen – jedoch zum Glück nicht stillschweigend! – wenn sich montags in Dresden die Menschenfeindlichkeit breitmacht.

Wer schweigt, der stimmt zu!

Wer in seinen Reden gegen Menschen hetzt, wer sich auf öffentlichen Plätzen oder in den Parlamenten ans Mikrofon stellt und sich über sexuelle Orientierung und Geschlecht lustig macht, wer in Zwischenrufen fordert, dass Homosexuelle ins Gefängnis gehören, der legt die Grundlage für Hassverbrechen. Es ist nur ein kleiner Schritt vom Wort zur Tat. Wer schweigt, wer sich von dieser Hetze nicht klar und glaubhaft distanziert, der stimmt zu!

Deswegen richten wir den Appell an Sie alle: Lassen Sie dieses Hassverbrechen nicht unkommentiert und zeigen mit uns gemeinsam am 01. November 2020 in Dresden Haltung.»


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