Nach homophobem Hassbrief: Viel Solidarität mit Tiroler Gastwirt
Seit er 16 ist, ist die Homosexualität von Michael R. bekannt und war nie ein Problem gewesen - bis zu diesem Brief
Ein Hotelier aus Tirol bekommt einen homophoben Hassbrief, in dem damit gedroht wird, das Lokal künftig zu meiden. Doch das Gegenteil passiert: Michael R. macht den Brief auf Facebook öffentlich – und ihm schlägt eine gewaltige Welle von Solidaritätsbekundungen entgegen.
In den Kitzbüheler Alpen, im kleinen Ort Fieberbrunn, liegt der Gasthof und Hotel Eiserne Hand. Ein Familienbetrieb, der seit 132 Jahren besteht, und mittlerweile in fünfter Generation geführt wird. In Online-Rezensionen werden der überaus freundliche Service und die grossen Portionen gelobt. Die Salzburger Nockerln sollen ein Traum sein.
Doch dann stört ein homophober Hassbrief das österreichische Berg-Idyll: «Servus Michael», heisst es darin, «dass Du in der Schwulen Szene unterwegs bist ist uns allen längst bekannt gewesen. Wir Fieberbrunner werden auf jeden Fall dein Gasthaus meiden. Ansteckungsgefahr». Der Verfasser werde diese Information «so vielen Gästen wie möglich weiterleiten», droht er.
Der Hotelier Michael R. kann sich den Brief nicht erklären. Seit er 16 ist, ist seine Homosexualität bekannt, und nie ein Problem gewesen. Vor vier Wochen hat er sogar seinen Mann Markus geheiratet. Ein dreitägiges, rauschendes Fest sei das gewesen, erzählte er dem österreichischen Boulevard-Blatt Kronen-Zeitung: «Insgesamt 350 Leute waren am ersten Tag dabei und haben mit uns gefeiert und sich gefreut.» Sämtliche Generationen seien dabei gewesen, auch «junge, ältere Menschen».
«Neid ist ein Luder» Deshalb ist für den Gastwirt klar, dass der Brief nur von einem Konkurrenten stammen kann, der auf den Erfolg der «Eisernen Hand» neidisch ist. Der Poststempel stammt vom 25 Kilometer entfernten Saalfelden. «Ich glaube nicht, dass da mehrere Personen dahinterstecken, obwohl von ,Wir Fieberbrunner‘ die Rede ist, sondern wohl eher nur eine Person».
Noch am selben Tag, an dem sein Mann den homophoben Brief geöffnet hat, ist Michael R. zur Polizei gegangen. Er hat Anzeige wegen Beleidigung erstattet. Die Polizei habe den Brief eingescannt, erzählt er der Kronen-Zeitung, «und ihn zu den Akten gelegt. Mehr könnte man vorerst nicht tun, haben sie gemeint.»
Doch damit wollte der Wirt es nicht auf sich belassen. Er postete den Brief auf der Facebook-Seite des Hotels. Er und sein Mann seien «nicht traurig, sondern schockiert, aber voller Tatendrang, denn ‚Neid‘ ist a Luder und macht uns nur stärker», schrieb er dazu.
Die «Eiserne Hand» werde zur Faust, postet das Paar Fast 4500 Likes hat sein Post, wurde über 1800 Mal geteilt. Das Echo ist eindeutig: Michael erreicht auf Facebook eine riesige Welle an Solidarität. «Ihr zwei seid Vorbilder für die heutige Generation. Gott sei dank überwiegt auch bei uns die Toleranz… und vor allem seid ihr beide ein Traumpaar, schön zu sehen wie stark eure Liebe ist», kommentiert eine Nutzerin – und spricht damit für viele.
Ganz viele Nutzer schreiben, dass sie jetzt erst recht in die «Eiserne Hand“ einkehren wollen. «Jetzt aber wird es Zeit zu euch zu kommen… haben es so lange schon vor», schreibt eine Nutzerin. «Das nenn ich mal Werbung, wenn ich das nächste Mal in eurer Gegend bin schau ich bestimmt vorbei. Danke dem Absender für den ausgezeichneten Tip», eine andere.
Die homophobe Aktion ging also nach hinten los, und hat genau das Gegenteil bewirkt. Dabei gibt es in Österreich noch einiges zu tun, wenn es um Antidiskriminierung geht (MANNSCHAFT berichtete). Michael und Markus zeigen sich auf Facebook überwältigt von der Unterstützung und haben Homophobie in Tirol den Kampf angesagt: «Die Eiserne Hand wird zur *Faust* und schlagen uns durch!»
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