Nach «Ehe für alle» schwinden die Spenden für LGBTIQ-Zwecke in Grossbritannien
Nach der Öffnung der Ehe in Grossbritannien gingen die Spenden von Privatpersonen für LGBTIQ-Stiftungen zurück. Das Nachsehen haben trans Menschen, LGBTIQ-Personen mit psychischen Problemen und ethnische Minderheiten.
In 2013 wurde in Grossbritannien die Ehe für alle geöffnet. «Seither gab es einen drastischen Rückgang von Spenden für LGBTIQ-Zwecke», schreibt Fundraising-Consultant Emily Collins-Ellis auf der Plattform Medium. Betroffen seien sowohl grosse als auch kleine Beträge. «Wir haben keine Verlagerung der Spenden beobachtet, etwa von Kampagnen zur Eheöffnung zu anderen wichtigen Anliegen der LGBTIQ-Community.»
Dem britischen Kollektiv «LGBT Consortium» zufolge haben 32% von LGBTIQ-Gruppierungen einen Spendenrückgang verzeichnet, 50% haben Stellen gestrichen. Nur noch 11% der Spenden bei britischen LGBTIQ-Organisationen kommen von Privatpersonen im Vergleich zu 45,2% im allgemein karitativen Bereich. Das führe dazu, dass die Community viel mehr auf grosse Geldgeber angewiesen sei, darunter Unternehmen und der Staat.
Noch viele Baustellen in der Community «Trotz unserer Siege wie die Eheöffnung oder das Recht auf Adoption: Unsere queeren Geschwister kämpfen immer noch mit vielen Herausforderungen und verdienen unsere Aufmerksamkeit», so Collins-Ellis. Sie verweist auf Hassdelikte in Grossbritannien, die in den letzten vier Jahren um 80% zugenommen haben. Keine soziale Gruppe sei so sehr von psychischen Problemen betroffen wie LGBTIQ-Menschen. Zudem würden Treffpunkte der Community ethnische Minderheiten (People of Colour) oft ausschliessen. «Ganz zu schweigen von den 25% aller obdachlosen Jugendlichen, die sich als LGBTIQ bezeichnen, oder LGBTIQ-Menschen im Alter, die sich einsam fühlen und von vielen Dienstleistungen abgeschottet sind.»
Collins-Ellis spricht in ihrem Text auch von trans Menschen, die in ihrem Kampf um Akzeptanz und Gleichstellung noch nicht am gleichen Punkt seien wie Schwule, Lesben und Bisexuelle. «Trans Personen sind an jeder Ecke Gefahren, Stigmatisierung und der Willkür des Gesundheitssystems ausgesetzt», schreibt sie.
Aus Anlass der Pride müsse man in Erinnerung rufen, dass die Feierlichkeiten nicht als «stolzer» Umzug begann, sondern als Protest. «Obwohl sich seither viel verändert hat, ist es immer noch ein Privileg, stolz zu sein. Und dieses Privileg haben nicht alle in unserer Community», sagt Collins-Ellis. LGBTIQ-Menschen hätten es selbst in der Hand, dies zu ändern. «Dabei spielt es keine Rolle, ob man Millionen oder nur ein paar britische Pfund zu spenden hat.»
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