Nach Coming-out von Mitschüler*innen mit Steinen beworfen
Der junge Schweizer erzählt im «Mini Gschicht»-Interview von Mobbing in der Schule und Krach mit dem Vater
In einem Kurzvideo auf 20 Minuten schildert der heute 18-jährige Louis, welch katastrophale Folgen sein Coming-out in der Schule hatte. Er wurde mit Steinen beworfen und gemobbt, während keine*r der Lehrer*innen eingriff.
Die 20 Minuten-Redakteurin Anja Zingg traf Louis, um sich die Geschichte des Polymechanikers erzählen zu lassen. Der mit zwölf bzw. in der siebenten Klasse wusste, dass er schwul ist und sich dann später seiner «besten Kollegin» anvertraute.
Damals sei er 15 gewesen und sagt rückblickend, die Kollegin hätte es wohl «den falschen Leuten» weitererzählt. Denn plötzlich verbreitete sich die Nachricht seiner Homosexualität «wie ein Lauffeuer durchs Dorf».
Das habe dazu geführt, dass Louis von einer Clique im realen Leben als auch auf Social Media gemobbt wurde. Teils sei dies in der Schule auf dem Pausenhof geschehen, direkt vor den Augen der Lehrer*innen, die nicht eingriffen und die Beleidigungen stoppten. (MANNSCHAFT berichtete, dass die Zahl der registrierten Hassverbrechen gegen LGBTIQ in der Schweiz zuletzt um 50 Prozent zugenommen hat.)
Bis in den dritten Stock nachgestiegen Anfangs dachte Louis noch, die verbalen Attacken würden ihn nicht weiter stören und er könne sie ignorieren. Aber die Situation sei immer schlimmer geworden.
Die Clique habe ihn irgendwann mit Steinen und anderen Gegenständen beworfen, erzählt Louis. Einmal habe sie sogar versucht, bei ihm zuhause einzubrechen, um ihn zu drangsalieren. Es geht um eine Wohnung im dritten Stock!
Louis konnte gerade noch rechtzeitig die Rollladen herunterlassen, um das Schlimmste zu verhindern.
In der Wohnung wohnte Louis damals mit seinem alleinerziehenden Vater, der zwar anfangs behauptete, keine Probleme mit der Homosexualität seines Sohnes zu haben. Der aber kurz darauf klarstellte, dass Louis keinen Freund mit nach Hause bringen dürfe und ihm seine Sexualität auch nicht dauernd unter die Nase reiben solle.
Zu den Grosseltern gezogen Das führte zum Krach zwischen Louis und seinem Vater, woraufhin der Junge von daheim «abhaute». Er ging zu seinen Grosseltern.
Inzwischen scheint Louis – laut eigener Aussage im Videointerview – in einer unterstützenderen Umgebung zu leben. Seine Wohnung, in der er heute allein wohnt, bezahlt sein Vater, heisst es bei 20 Minuten.
Als Fazit äussert Louis den Wunsch, dass Menschen in der Schweiz sich über andere Dinge streiten sollten – nicht über Sexualität. (MANNSCHAFT berichtete über einen Schweizer Journalisten, der eine Kollegin als «fette Lesbe» bezeichnet hatte und zu drei Monaten Haft verurteilt wurde.)
Das vollständige Videointerview findet sich hier.
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