Mobbing in Frankreich – Schwuler Teenager nimmt sich das Leben
Lucas wurde 13 Jahre alt
Ein 13-jähriger Schüler aus Frankreich hat sich das Leben genommen, nachdem er wiederholt Mobbing und Homophobie ausgesetzt war. Seine Schule steht in der Kritik: Sie habe wenig getan, um das Mobbing zu stoppen.
Lucas war 13 Jahre alt, als er sich am 7. Januar das Leben nahm. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet, um die Umstände zu ermitteln. Die Eltern des Jungen sagen, er sei Opfer von homofeindlichem Mobbing in der Schule geworden. Auf seinem Tiktok-Account gab der Junge an, er gehöre der LGBTIQ-Community an.
Lucas wurde immer wieder Opfer von Beleidigungen durch Mitschüler, mal wegen seiner Kleidung, mal nur wegen seiner «Anwesenheit», berichtet das queere Magazin Tetu. Dessen Redaktionsleiter, Thomas Vampouille, sprach im französischen Fernsehen von einem «kollektiven Versagen».
«Er hat sich nicht versteckt und das hat einige Leute gestört», wird eine Freundin der Familie namens Stephanie zitiert. «Lucas war immer nett, fürsorglich, spontan, voller Träume.» Seit seinem Selbstmord steht Schüler*innen und Lehrkräften der Mittelschule psychologische Hilfe zur Verfügung.
Valérie Dautresme, die Leiterin der akademischen Dienste für das nationale Bildungssystem im Departement Vogesen, sagte, Erwachsene, die Lucas kannten, seien geschockt und behaupteten, sie seien sich des Ausmasses des Mobbings nicht bewusst. Viele sagten, sie hätten nichts gesehen und nicht bemerkt, dass es Lucas in letzter Zeit nicht gut gegangen sei.
Laut der Freundin Stephanie jedoch hatten Lucas und seine Mutter seit Beginn des laufenden Schuljahres homophobe Beleidigungen gemeldet. «Die Schule, in der er drei Viertel seiner Zeit verbracht hat, hat nicht reagiert.»
Lucas habe gesagt, dass sich die Dinge von selbst regeln würden und dass er in der Schule nicht mehr beleidigt werde, erklärt Dautresme. «Für uns war die Situation zu diesem Zeitpunkt gelöst.»
Die Familie des Jungen will laut Medienberichten eine formelle Beschwerde bei der Schule einreichen, zahlreiche Personen sollen befragt werden. Die Schule hatte an einem landesweiten Programm zur Bekämpfung von Mobbing teilgenommen. Das Programm steht unter der Leitung des französischen Ministers für Bildung und Jugend, Jean-Michel Blanquer.
Brauchst du Hilfe? Dann wende dich in der Schweiz telefonisch an die Nummer 143 oder schreibe an die Berater*innen von Du-bist-Du.ch. In Österreich hilft die HOSI Wien (zu Büroöffnungszeiten) unter (+43) 660 2166605, das Kriseninterventionszentrum oder für LGBTIQ die psychosoziale Beratungsstelle Courage. In Deutschland gibt es die Notfall-Nummer 19446, zudem hilft u.a. der Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie, in Städten wie Köln kann man sich an Rubicon wenden.
Das könnte dich auch interessieren
Kurznews
Berliner Polizei rät Queers in bestimmten Gegenden zu mehr Vorsicht
Viele Menschen jüdischen Glaubens sagen, dass sie bestimmte Berliner Gegenden nicht mit sichtbaren Symbolen betreten, Queers agieren ähnlich. Polizeipräsidentin Barbara Slowik spricht von nötiger Wachsamkeit.
Von Newsdesk/©DPA
Polizei
Unterhaltung
Basketballer muss nach homophober Äusserung hohe Strafe zahlen
Dieses Interview war teuer. LaMelo Ball hat sich schwulenfeindlich geäussert und wurde deshalb von der NBA zur Kasse gebeten. Die Liga verhängte die höchstmögliche Strafe.
Von Newsdesk/©DPA
Kurznews
Sport
Gesellschaft
Furry Fandom
Unterwegs in Ulm: Als Furry durch die Nacht
Jayden und Patrik sind Furries. In ihrer Freizeit schlüpfen sie in Tierkostüme und verhalten sich entsprechend ihrer Furry-Charaktere. Einblicke in eine Szene, die noch relativ unbekannt ist.
Von Newsdesk/©DPA
Queer
Deutschland
TIN
Community
Schutzhäuser für Queers: Nur nicht kleben bleiben
Vor ein paar Monaten wurde in Zürich das Haven99, das erste Deutschschweizer Haus für LGBTIQ, eröffnet. Die Casa Resistencias, eine analoge Institution in Rio de Janeiro, existiert bereits seit zwei Jahren.
Von Cesare Macri
LGBTIQ-Organisationen
Schweiz