Mehr als nur ein flüchtiger Kuss: «Die Farbe Lila» neu verfilmt
Die lesbische Romanze wird diesmal gezeigt
Vor knapp 40 Jahren brachte Steven Spielberg «Die Farbe Lila» über die Unterdrückung und Rebellion einer schwarzen Frau in den US-Südstaaten ins Kino. Nun folgt eine Musical-Verfilmung – mit starker Besetzung.
Von Barbara Munker, dpa
«Die Farbe Lila» ist eine Geschichte von Missbrauch und Unterdrückung, aber auch von Widerstand und der Kraft von Freundschaften. Die junge Celie wird von ihrem Stiefvater vergewaltigt, ihre beiden Babys werden weggenommen, sie selbst muss einen älteren Farmer heiraten, der sie als Magd brutal ausnutzt. Erst die Geliebte dieses Mannes reisst Celie allmählich aus der Lethargie, sie wehrt sich und nimmt ihr Leben in die Hand. Das Südstaaten-Drama spielt im ländlichen Georgia in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Stoff für ein Filmmusical mit bunten Tanzeinlagen und üppigen Sets ist das auf den ersten Blick kaum. Noch dazu – ist es wirklich nötig, den 1985 von Steven Spielberg inszenierten Filmklassiker neu aufzulegen? Hollywoods Star-Regisseur hatte damals den mit einem Pulitzer-Preis gekrönten Roman «The Color Purple» (Die Farbe Lila) der US-Autorin und Aktivistin Alice Walker ins Kino gebracht. Es gab elf Oscar-Nominierungen, darunter als «Bester Film», für Oprah Winfrey in ihrer ersten Filmrolle als die aufmüpfige Sofia und für Newcomerin Whoopi Goldberg als Celie.
Winfrey war dann 2005 Mit-Produzentin des preisgekrönten Broadway-Musicals «The Color Purple», mit einer Musikmischung aus Blues, Gospel, Jazz und Ragtime. Die Star-Moderatorin zögerte nicht, den Stoff nun auch als Musicalfilm auf die Leinwand zu bringen. Winfrey (70), Spielberg (77) und der Musiker Quincy Jones (90), der 1985 den Soundtrack zu «Die Farbe Lila» lieferte, sind alle drei als Produzent*innen bei der Neuinterpretation von Regisseur Blitz Bazawule an Bord.
Bazawule (41), Rapper und Künstler aus Ghana, der zuvor an Beyoncés Musikfilm «Black is King» mitwirkte, gelingt tatsächlich eine mutige Gratwanderung. Wie Spielberg schildert er den Wandel von Celie ab 1909 vom missbrauchten Mädchen bis 1947 zur selbstbestimmten Frau. Mit lichtdurchfluteten Sets, üppigen Tanz- Choreografien und sinnlichen Traumszenen bringt Bazawule dazu kraftvolle Farbe ins Spiel. Das wäre der falsche Ton für ein Filmdrama, geht in der Musicalfassung aber unter die Haut.
Mitreissend sind auch die Darsteller: die Grammy-prämierte R&B-Sängerin Fantasia Barrino gibt als Celie ihr Spielfilmdebüt. Colman Domingo («Rustin») spielt den misshandelnden Ehemann, der von Celie nur «Mister» genannt wird. Taraji P. Henson («Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen») tritt als die glamouröse, selbstbewusste Sängerin Shug Avery auf, die Celie darin bestärkt, sich gegen den Missbrauch aufzulehnen. Als weitere Freundin steht ihr die unerschrockene Sofia zur Seite, gespielt von Danielle Brooks («Orange Is the New Black»), die für ihren starken Auftritt eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin erhielt.
Sängerin Halle Bailey («Arielle, die Meerjungfrau») mimt Celies Schwester Nettie – als junge Mädchen werden die beiden auf brutale Weise voneinander getrennt. Den ergreifenden Song «Keep It Movin’» hat Bailey für das Filmmusical selbst geschrieben. Zum Star-Ensemble gehören auch die Sängerinnen Ciara und H.E.R, Grammy-Preisträger Jon Batiste und die Schauspieler Louis Gossett, Jr. und Corey Hawkins.
Bazawule rückt die Beziehung von Celie und der von ihr verehrten Sängerin Shug Avery in den Mittelpunkt. Es gibt Liebesszenen, so wie es auch Alice Walker in ihrem Roman als lesbische Romanze beschrieben hatte. Spielberg war 1985 dafür kritisiert worden, die Zärtlichkeit und Erotik zwischen den Frauen nur beiläufig mit einem flüchtigen Kuss anzudeuten.
Für Winfrey setzt die neue Musical-Version von «Die Farbe Lila» ein Zeichen von Hoffnung, sich gegen Unterdrückung und sexuelle Gewalt aufzulehnen. Im Zeitalter der MeToo-Bewegung sei auch Spielberg schnell davon überzeugt gewesen, dass die Geschichte jetzt noch einmal ins Kino kommen sollte, auch für eine neue Generation von Zuschauer*innen, sagte Winfrey in den Pressenotizen für den Film.
Das starke Frauen-Trio von Barrino, Henson und Brooks verleiht «Die Farbe Lila» die nötige Power, auch skeptische Kinogänger*innen für ein Filmmusical über eine erschütternde Geschichte zu begeistern. Ab nächste Woche im Kino!
Kurz nach seiner «Wiederauferstehung» mit der polarisierenden Single «J Christ», die bei seinen Fans und in den Medien eine Blasphemie-Debatte lostrat und für Furore sorgte, meldet sich Lil Nas X mit den nächsten News bei seinen Fans (MANNSCHAFT berichtete).
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