Magic Johnson liebt seinen schwulen Sohn – egal was die Kirche sagt
Der Basketball-Star erklärt, wie man als Eltern seine LGBTIQ-Kinder unterstützt
Basketball gilt vielen als «Macho-Sportart», und Magic Johnson war bzw. ist einer ihrer grössten Stars. Im Podcast «Club Shay Shay» sprach Johnson kürzlich darüber, wie er als Vater damit umging, als er merkte, dass sein Sohn E.J. schwul ist.
Podcaster Shannon Sharpe ist selbst ein ehemaliger Profisportler, der als American-Football-Spieler bekannt wurde, eine weitere sogenannte «Macho-Sportart». Sharpe fragt seinen Stargast, wie es für ihn war, als sein jüngster Sohn Earvin Johnson III. – genannt E.J. – sich «entschloss», sein Leben «als homosexueller Mann zu leben».
Schliesslich gäbe es kein «Gebrauchsanweisung», an die man sich halten könne, um perfekte Eltern zu sein. Der 63-jährige Magic Johnson geht unmittelbar darauf ein, dass er am Anfang nicht darüber nachgedacht habe, dass sein Sohn «anders» sein könnte als er selbst und er entsprechend auch anders mit ihm hätte umgehen müssen.
«Anfangs war ich wie jeder andere Vater. Ich sagte: ‹Oh, ich werde ihn schon zum Sport hinführen, oder?› Also haben wir angefangen, erst mit Soccer, dann mit Football … Aber dann erkannte ich früh, dass er mit Puppen spielte, dass er sich gern verkleidet. Als ich ins Zimmer kam, versteckte er das alles. Aber ich sah es», so Johnson Sr..
«Ich glaube, je älter er wurde, desto mehr fing ich an, das bewusst zu registrieren», erklärt Johnson. «Aber er sagte nichts. Deshalb glaube ich, dass er das vor mir verheimlichen wollte. Bis er sich irgendwann stark genug fühlte, es mir mitzuteilen.»
Briefe aus aller Welt nach Medien-Coming-out Die Mitteilung habe Johnson verändert, sagt er. «E.J. war nicht derjenige, der sich anpassen musste. Ich musste mich anpassen. Und ich sagte ihm schliesslich: ‹Lass mich dir etwas sagen – du bist mein Sohn. Ich liebe dich. Mir ist es egal, ob du ein schwuler Mann sein willst. Ich unterstütze das. Ich unterstütze dich.›»
Der 1992 in Beverly Hills geborene E.J. hatte sein Coming-out gegenüber seinen Eltern und seiner Familie im Alter von 17 Jahren. Allerdings outete er sich erst 2013 öffentlich, als das Klatsch-Portal TZM Fotos veröffentlichte, auf denen man E.J. händchenhaltend mit einem männlichen Freund sah. Beim darauffolgenden Medien-Coming-out wurde E.J. von seiner Familie rundum unterstützt.
«Als er das schliesslich aller Welt verkündete», so Johnson Sr. jetzt im Podcast, «sah ich die vielen Briefe, die von überall kamen. Darin stand, er hätte all den jungen Menschen geholfen, die sich gegenüber ihren Eltern ebenfalls outen wollten, er habe ihnen die Kraft gegeben, das zu tun.»
«Heute sind wir so was wie beste Freunde», meint Johnson Sr., «und ich sage ihm immer wieder: ‹Ich bin so stolz auf dich.›»
Sein Rat an seinen Sohn: «Leben dein Leben genau so, wie ich mein Leben lebe. Liebe, wen auch immer du lieben willst. Dein Vater wird dich immer vollständig unterstützen.»
Über Transition nachgedacht Nach seinem Coming-out hatte E.J. die West Angeles Church of God in Christ verlassen, wegen ihrer Ansichten in Bezug auf Homosexualität. Er machte mit bei der TV-Serie «Rich Kids of Beverly Hills» beim Sender E!, für den er später auch als Gastkommentator in der Sendung «Fashion Police» dabei war. Er war Teil einer Kurzdoku zur «It Gets Better»-Kampagne und moderierte eine vielbeachtete Diskussionsrunde zu «The Gender Revolution».
In den Medien wird vielfach E.J.s «feminines» Äusseres kommentiert. Nachdem Caitlyn Jenner sich als trans geoutet hatte (MANNSCHAFT berichtete), habe auch E.J. über eine Transition nachgedacht, gab dieser zu Protokoll. Er habe sich aber dagegen entschieden.
E.J. Johnson ist heute in den USA eine bekannte Person des öffentlichen Lebens und wurde von der New York Post zur Gruppe «Rich Kids on Instagram» gezählt, zu der auch seine engen Freund*innen Gaïa Jacquet-Matisse, Kyra Kennedy, Reya Benitez, Ezra J. William, Andrew Warren und Tiffany Trump zählen. Die New York Times nannte sie den «Snap Pack».
E.J. Johnson wird demnächst in der Disney+-Produktion «The Proud Family» der Animationsfigur des Michael seine Stimme leihen und dabei mit Billy Porter und Zachary Quinto zusammenarbeiten.
Mahnende Worte an die «Black Community» In seinem Podcast (mit dazugehörigem Youtube-Kanal) erinnert Shannon Sharpe daran, dass man sein eigenes Leben nicht über das seiner Kinder leben dürfe, indem man sie zwingt, Dinge zu tun, die man selbst gern getan hätte – zum Beispiel einer Sportkarriere verfolgen, obwohl sie keinerlei Anzeichen machen, dass sie das wollen.
Johnson Sr. seinerseits erinnert daran, dass es vielen in der «Black Community» schwerfalle, aus religiösen Gründen die Homosexualität ihrer Kinder zu akzeptieren. Er selbst lasse sich aber von Religion nicht davon abhalten, seinen Sohn so zu lieben, wie er ist. Und er werde wegen keiner Kirche seinem Kind den Rücken zukehren.
Im preisgekrönten Broadway-Musical «A Strange Loop» behandelt Autor Michael R. Jackson die religiöse Radikalität vieler Afro-Amerikaner*innen und die Auswirkung, die diese aufs Verhältnis von Eltern zu ihren LGBTIQ-Kindern hat (MANNSCHAFT berichtete).
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