London will alle Urteile wegen homosexueller Aktivitäten aufheben
Die britische Innenministerin Priti Patel will «Fehler der Vergangenheit» überwinden
«Es ist ein Sieg für die LGBTIQ-Community», schreibt das Nachrichtenportal LGBTQNations: Britische Staatsbürger*innen, die in der Vergangenheit wegen einvernehmlicher gleichgeschlechtlicher Aktivitäten als Straftäter*innen verurteilt wurden, sollen demnach bald Anrecht auf eine «Begnadigung» («Pardon») haben.
Die damit einhergehende Aufhebung der früheren Verurteilung und Rehabilitierung werde möglich durch eine Ergänzung zum «Police, Crime, Sentencing and Courts Bill» heisst es, also zum «Gesetz zu Polizei, Kriminalität, Verurteilungen und Gerichten». Während es im Vereinigten Königreich bereits seit 2012 möglich war, für frühere vermeintliche Straftaten im Zusammenhang mit homosexuellen Aktivitäten eine Begnadigung zu bekommen, galt die Verordnung bislang nur für neun konkrete «Vergehen».
Die neue Ergänzung wird im Vergleich viel umfassender sein und jegliche Verurteilungen wegen homosexueller Aktivitäten aufheben, sofern diese heute nicht länger als Straftat angesehen werden und niemanden unter 16 Jahren involvieren. Solche Begnadigungen können auch posthum beantragt und ausgesprochen werden. (MANNSCHAFT berichtete über einen 93-jährigen Briten, der bereits 2016 keine Rehabilitierung, sondern eine Entschuldigung wollte.)
In einem Statement sagte die britische Innenministerin Priti Patel: «Es ist nur folgerichtig, dass dort, wo Verstösse abgeschafft wurden, Verurteilungen wegen einvernehmlichen Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partner*innen ebenfalls nicht mehr beachtet werden.»
Weiter heisst es: «Ich hoffe, dass die Ausweitung von Begnadigungen und des Missachtungs-Programms (für Verurteilungen der Vergangenheit, Anm.) viel dazu beiträgt, die Fehler der Vergangenheit zu überwinden und die Mitglieder der LGBT+ Community in Grossbritannien zu versichern, dass das UK einer der sichersten Orte auf der Welt ist, den man sein Zuhause nennen kann.» (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass die britische Notenbank 2021 das Mathe-Genie Alan Turing mit einer neuen 50-Pfund-Note ehrte; Turing war Anfang der 50er-Jahre wegen seiner Homosexualität zwangskastriert worden.)
Michael Cashman, Mitbegründer der LGBTIQ-Organisation Stonewall und Mitglied im House of Lords, hat lange für diese Ausweitung der Begnadigungen gekämpft. Er feierte die Neuigkeit auf Twitter und würdigte «sechs Jahre Arbeit» von mehreren prominenten Politiker*innen, die das möglich gemacht hätten.
«Das Vereinigte Königreich hat so viel falsch gemacht», schreibt Cashman, «Reputationen und Leben können endlich wiederhergestellt werden.»
Er ergänzt aber auch: «Es bleibt noch so viel zu tun.»
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