Landkreis Göppingen: Erster Stolperstein für schwules Nazi-Opfer
Arthur Schrag kam am 8. Mai 1942 im KZ Flossenbürg ums Leben
Arthur Schrag musste sterben, weil er schwul war. Unter den Nationalsozialisten wurde er verfolgt und angeklagt. Er wurde nur 35 Jahre alt.
Die Göppinger Stolperstein-Initiative stiess bei ihren Recherchen auf den am 13. Februar 1907 in Eislingen geborenen Arthur Schrag, der am 8. Mai 1942 im KZ Flossenbürg in Bayern zu Tode kam. Homosexualität war nach § 175 StGB ein Verbrechen und führte den jungen Handelsvertreter über das Gefängnis ins Konzentrationslager und zu einem frühen Tod – mit 35.
Neuer Stolperstein erinnert an schwules Nazi-Opfer
Nun wird Schrag mit einem Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig gedacht. Vor seinem letzten Wohnort vor seiner Verhaftung, in der Jahnstrasse 5 in Eislingen, wird am Samstag, 30. Mai, um 12.30 Uhr der Stolperstein verlegt. Es ist der erste Stolperstein im östlich von Stuttgart gelegenen Landkreis Göppingen für einen homosexuellen Mann.
«Die Nationalsozialisten wollten, dass diese Menschen vergessen werden. Bei Arthur Schrag wäre es ihnen fast gelungen», sagt die Eislinger Lyrikerin Tina Stroheker gegenüber der Stuttgarter Zeitung, die die Vorbereitungen für die Stolpersteinverlegung begleitet. Eine der wenigen erhaltenen Quellen sei eine sogenannte Effektenkarte. Darauf ist vermerkt, was Schrag bei seinem Haftantritt bei sich hatte: eine Hose, ein Pullover, eine Bibel. Als Todesursache wird «akuter Herztod» in den Dokumenten vermerkt. Dass Schrag auch ausserhalb des KZ gestorben wäre, bezweifelt Stroheker.
Schrag war das jüngste von 14 Geschwistern, er wurde nach dem frühen Tod der Eltern von seiner Schwester grossgezogen. 1921 feierte Arthur Schrag Konfirmation in der Christuskirche. Dies gehe laut dem Zeitungsbericht aus den Archiven der Kirche hervor. Insgesamt wisse man «bedauernswert wenig über Arthur Schrag», so Stroheker.
Die Verlegung des Steines in der Eislinger Jahnstrasse 5 (Stadtmitte) durch Gunter Demnig findet am Samstag, 30. März 2019 um 12.30 Uhr statt. Am Abend desselben Tages wird Gunter Demnig auf Einladung der Stadt Eislingen im Neuen Rathaus über seinen künstlerischen Werdegang und das europaweite Stolperstein-Projekt sprechen.
Paragraf 175: Anspruch auf Entschädigungen wird erweitert
Die VHS Eislingen lädt zu einem Vortrag ein, der die Thematik der Homosexuellen-Verfolgung in Deutschland nach § 175 StGB vertieft: Am Donnerstag, 4. April 2019 spricht die Stuttgarter Historikerin Claudia Weinschenk unter dem Titel «Liebe lässt sich nicht verbieten» über die lange Geschichte der Verfolgung homosexueller Männer in Deutschland nach § 175 und die Ächtung lesbischer Frauen.
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