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«La bellezza» und die Farbe Rot – Stardesigner Valentino wird 90

Der Modezar liebt die Einsamkeit und seine Hunde

Valentino
Valentino und US-Topmodel Cindy Crawford (Foto: Thomas Coex/dpa)

Wo Valentino Garavani auftaucht, tummeln sich oft Stars und Sternchen. Der offen schwule Designer schaffte es mit seinem Label ganz nach oben auf den Mode-Olymp – und mischte sich auf ewig in die Farbenwelt.

Von Johannes Neudecker, dpa

Im Herzen Roms, in der berühmten Via dei Condotti, drücken sich Touristen und Shoppingfans die Nasen platt. Dort, wo Luxus-Marken in den schmucken Altbauten ihre Filialen haben und Türsteher in Anzügen die Eingänge bewachen, gründete Valentino Garavani einst ein italienisches Modeimperium. Es war 1959, als der Namensgeber des Labels für Mode und Accessoires sein erstes Atelier eröffnete. Die Marke Valentino führte er zusammen mit Geschäfts- und zeitweise auch Lebenspartner Giancarlo Giammetti zu Weltbekanntheit. Im Mittelpunkt stand für den Hundefreund immer «la bellezza», also Schönheit zu kreieren.

Ich habe Kleidung designt und bin nicht in der Lage, etwas zu erschaffen, wenn ich es nicht vorher designt habe.

An diesem Mittwoch feiert der Modeschöpfer den 90. Geburtstag. Als Valentino Clemente Ludovico Garavani kam er 1932 in der piemontesischen Kleinstadt Voghera zur Welt, südlich der Modemetropole Mailand. «Ich habe sehr jung angefangen und erst einmal habe ich zu zeichnen begonnen», erzählte der begabte Zeichner einmal in einem Fernsehinterview. «Ich habe Kleidung designt und bin nicht in der Lage, etwas zu erschaffen, wenn ich es nicht vorher designt habe.»


Die Marke Valentino steht für Eleganz, für Haute Couture. Viele Kreationen lassen einen an rauschende Ballnächte oder elegante Dinner denken. Ihr Schöpfer kleidete über die Jahre zahlreiche berühmte Damen aus der Film- und Fernseh-Welt oder der Politik ein. Die frühere First Lady Jacqueline Kennedy trug Valentino.

Zur Fangemeinde der Marke mit dem berühmten «V» zählen Schauspielerin Meryl Streep – an deren Seite der Star-Designer im Film «Der Teufel trägt Prada» einen kurzen Auftritt hatte – oder Popstar Jennifer Lopez. Mit «Valentino: The Last Emperor» wurde ihm nicht nur ein Dokumentarfilm gewidmet, sondern auch sein Beiname «Kaiser».

 

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Worum es den Frauen geht: Valentino, der seit 40 Jahren mit dem amerikanischen Schmuck-Designer und Ex-Model Bruce Hoeksema zusammen ist, glaubte, die Antwort zu kennen: «Ich weiss, was Frauen wollen. Sie wollen schön sein.» Im vergangenen Jahr sagte er der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera: «Kleidung ist dazu da, um sich besser zu fühlen, nicht um eine Idee zur Schau zu stellen.»


Blickt man über das Instagram-Profil des Modekaisers sieht man schnell: rot. Valentino schuf nicht nur eine weltberühmte Marke, sondern auch eine eigene Farbe, das «Rosso Valentino». Ein kräftiger Rotton, der in die Geschichte einging. Eine Frau in der katalanischen Stadt Barcelona soll den jungen Valentino noch als Pariser Mode-Studenten mit ihrem Outfit inspiriert haben, schrieb die Modezeitschrift Vogue 2020.

Auch nach Valentinos Abschied im Jahr 2008 von seiner 1960 gegründeten Marke ist das Rot nicht aus den Kollektionen verschwunden, über die nun Designer Pierpaolo Piccioli das Sagen hat. Valentino begründete seine Entscheidung damals damit, ein anderes Leben führen zu wollen: «Ich will mich um bestimmte andere Dinge kümmern.» Mit der Mode aufgehört hat er jedoch nicht, sondern sich einen Wunsch erfüllt und etwa Kostüme an Theatern entworfen.

 

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Das Geld dafür brauchte er sicher nicht. Villen in grossen Städten wie Rom, London oder New York, Jachten, ein Privatflugzeug, teure Feste: Geldsorgen schienen Valentino nicht zu plagen. Die Corona-Pandemie schlug ihm wie vielen anderen offenbar stärker aufs Gemüt. Ob er wieder reisen wolle, fragte ihn eine Journalistin im vergangenen Sommer. «Ich frage mich, ob ich das wirklich will», antwortete der Modezar. An den Lärm und die Veranstaltungen habe er sich immer noch nicht gewöhnen können, und er ziehe lieber das einsame Haus mit seinen Hunden und engsten Freund*innen vor.

Ob sich seine Haltung mittlerweile geändert hat, ist weitgehend unbekannt. Über Valentinos Privatleben und darüber, wie der Jubilar seinen Geburtstag begehen will, wissen nur die wenigsten Bescheid. Mit einem Geschenk kann er allerdings schon rechnen: Voghera will ihn am 11. Mai mit den «Schlüsseln der Stadt» ehren – einer Auszeichnung seiner Geburtsstadt.

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