«Ku’damm 63»: Wie geht es weiter mit den Schöllack-Schwestern?

Die schwule Figur Wolfgang hatte es zuletzt mit einer «Konversionstherapie» versucht

(Foto: ZDF / Michael Schreitel)
(Foto: ZDF / Michael Schreitel)

Die Schöllack-Schwestern sind zurück: Nach «Ku’damm 56» und «Ku’damm 59» startet im ZDF die dritte Staffel der Serie um eine Mutter und drei Töchter im Berlin der Nachkriegszeit: «Ku’damm 63» kommt! Von Caroline Bock, dpa

Weihnachten im Jahr 1962: Der Braten bei Familie Schöllack ist verbrannt, der Tannenbaum umgestürzt. Die Töchter und ihre Männer zieht es raus zur Currywurstbude. Dann das Unglück: Mutter Caterina wird vom Bus angefahren. Nein, es ist nicht der Serientod von Claudia Michelsen. Mutter Schöllack überlebt, schwer verletzt. Tochter Helga (Maria Ehrich) übernimmt die Tanzschule. Dort wird sie, die unglücklich mit dem heimlich schwulen Wolfgang von Boost, einem angehenden Staatsanwalt, verheiratet ist, auf einen feurigen Tangolehrer aus Argentinien treffen. Einer der Handlungsfäden, der sich in der ersten Folge von «Ku’damm 63» (21.3., 20.15 Uhr im ZDF) ausrollt.

Zur Erinnerung: Es geht in der Serie um Berlin und den Westen Deutschlands nach dem Krieg. Wie gingen Frauen in den 50er Jahren ihren Weg, als sie noch nicht einmal ein eigenes Konto führen oder arbeiten durften, ohne den Mann um Erlaubnis zu fragen? Nach «Ku’damm 56» und «Ku’damm 59» startet im ZDF am Sonntag die dritte Staffel der Miniserie um die Schöllack-Schwestern. Sie führt ins Jahr 1963.

Die Autorin Annette Hess hat sich diesen Frauenkosmos ausgedacht, der beim Publikum gut ankam, was auch an den Schauspielerinnen und Schauspielern lag. Die Serie passt in den Zeitgeist: In der Filmbranche wird verstärkt darauf geachtet, wie Frauen gezeichnet sind, und dass sie überhaupt präsenter sind, nicht nur Beiwerk.

Im dritten Teil der «Ku’damm»-Saga geht es um Ehe und Emanzipation, häusliche Gewalt, enttäuschte Liebe, unterdrückte Homosexualität und die Schatten der Nazi-Zeit. Die schwule Figur weist seine Frau ab und trifft sich im Park heimlich mit Männern. Mit der Zeit erkennt er jedoch, dass es so nicht weitergehen kann – er versucht es mit Elektroschocktherapie, wenn seine Gedanken zu Männern wandern. Aber das hilft natürlich nicht. Und auch der Schlager-Grandprix kommt vor: Neu dabei ist Sängerin Helen Schneider («Rock’n’Roll Gypsy»), die eine alternde Diva spielt.

Tochter Eva (Emilia Schüle) ist unglücklich mit einem Professor (Heino Ferch) verheiratet. Der hat sie brutal zusammengeschlagen, aber sie hat ein Tonband, mit dem sie ihn erpresst und sich so ein neues Leben als Galeristin aufbauen kann – mit blondem Bob und mondäner Garderobe. Ob das gut geht? Tochter Monika (Sonja Gerhardt) hat eine Fehlgeburt, unter der ihr Mann (Sabin Tambrea) sehr leidet. Barbesitzer Freddy (Trystan Pütter) bekommt Judenhass zu spüren. Mutter Caterina trifft eine alte Liebe wieder und hadert mit dem neuen Gerät in der Stube, einem Fernseher.

Im Corona-Jahr waren die Dreharbeiten nicht einfach, die Zwangspause dauerte mehrere Monate. Gedreht wurde dann mit Quarantäne, Tests und Masken am Set. «Es ist einfach schade, wenn man tagelang, wochenlang die Gesichter nicht sieht», erzählte Emilia Schüle im dpa-Interview. «Aber wir waren froh, dass es weitergeht.» Es sei sehr schön gewesen, in diesem Ensemble wieder zusammenzukommen. «Wir lieben alle unsere Figuren und diese Geschichte und sind zu einer Familie zusammengewachsen.» Das spürt man beim Zugucken.

Ob es eine Fortsetzung der «Ku’damm»-Geschichte geben wird? Emilia Schüle sagt, sie wisse es noch nicht. «Das hängt wahrscheinlich auch davon ab, wie es ankommt. Die Zeit, in die es als nächstes gehen würde, ist auf jeden Fall superspannend. Wir sind jetzt im Jahr 63, dann wären wir Ende der 60er und auch noch in Berlin.» Als Jugendliche habe sie eine ganz grosse Faszination für die Studentenrevolte gehabt. «Deswegen wäre das natürlich verlockend.»

Für das ZDF geht es nicht nur um Unterhaltung, sondern auch um Gleichberechtigung früher und heute. Die stellvertretende Programmdirektorin Heike Hempel erklärte mit Blick auf die Frauen, die auch hinter der Kamera arbeiteten, die Serie sei «ein aus weiblicher Perspektive erzähltes Programm». Die «Ku’damm»-Saga zeigt ihrer Ansicht nach, «wo wir herkommen und wo wir stehen in Sachen Gleichberechtigung – politisch, gesellschaftlich und auch im scheinbar Privaten. Im besten Fall schaffen wir ein Gemeinschaftserlebnis und wirken damit integrativ in einer sich immer weiter aufspaltenden Gesellschaft.»

Sendetermine von «Ku’damm 63»: Sonntag, 21. März 2021, 20.15 Uhr (Teil 1) Montag, 22. März 2021, 20.15 Uhr (Teil 2) Mittwoch, 24. März 2021, 20.15 Uhr (Teil 3). In der ZDFmediathek ab Samstag, 20. März, 10.00 Uhr, Teile 1 bis 3.

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