Kommerziell statt kontrovers: Lady Gaga beugt sich dem Mainstream

Tut sie es oder tut sie es nicht? Lady Gaga, die sich während den US-Präsidentschaftswahlen vehement gegen Donald Trump eingesetzt hatte und in der Wahlnacht gar mit einem Protestplakat vor dem Trump Tower in New York aufgekreuzt war, dominierte in den letzten Tagen die Gerüchteküche um die Halftime-Show des Super Bowls, der grössten US-amerikanischen Sportveranstaltung des Jahres. Wird sie die Bühne für ihre Regierungskritik nutzen? Wird sie es wagen, mit einem Plädoyer für Muslime, LGBT-Menschen und Frauen das Publikum im konservativen US-Bundesstaat Texas vor den Kopf zu stossen?

Gaga eröffnete die Show mit den patriotischen Songs «God Bless America» und «This Land is Your Land», die in ihren Songtexten Gleichheit sowie Einheit statt Spaltung predigen. War das nun eine vaterländische Beschwichtigung der Trump-Fans oder eine ironische Zurschaustellung der Protestbewegungen der letzten Wochen? Ob es das eine oder andere war, lässt Gaga nicht durchblicken, was vermutlich auch ihre Absicht ist. Es scheint, dass Kontroverse das Letzte ist, was die New Yorkerin diesen Abend hervorrufen will.

Es folgt eine mit Feuerwerk geladene, wenn auch etwas plumpe Zusammenstellung ihrer grössten Hits, von «Poker Face» über «Just Dance» und «Telephone». Im Vorfeld war über einen Gastauftritt von Beyoncé spekuliert worden,  die «Telephone» ursprünglich mit Gaga aufgenommen hatte. Die Überraschung blieb aus – was wohl mit der neulichen Schwangerschaftsmeldung von Beyoncé zu tun hat.

Beiläufig und unaufgeregt trällert Gaga die altbekannte Zeile «No matter gay, straight or bi» in «Born This Way», doch irgendwo zwischen Pyrotechnik und Glitzerkostüm schien die Bedeutung dieser Worte als rebellische Kriegserklärung an den Status Quo an diesem Abend des Kommerzes verlorengegangen zu sein.

 

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