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Kommerz und fehlende Transparenz: Streit beim Berliner CSD

Deutschlandweit werden nach rbb-Recherchen in der Hauptstadt die höchsten Teilnahmegebühren gefordert

LGBTIQ
Symbolbild: Monika Skolimowska/dpa

Innerhalb des Berliner CSD-Vereins wird der Vorwurf erhoben, die Mittelverwendung durch den Vorstand sei intransparent. Der Medienanwalt des Führungsgremiums weist die Vorwürfe zurück.

Die Arbeit des Vereins hatte 2022 einen Überschuss von rund 225.000 Euro abgeworfen. Das geht aus dem aktuellen Tätigkeitsbericht hervor, der der Redaktion RBB24-Recherche vorliegt. Unklar sei, wofür dieses Geld verwendet würde, so die Kritiker.

Sie hatten dem Vorstand einen Fragenkatalog vorgelegt, der bisher nicht beantwortet worden sein soll. Der Vorstand sagt auf Nachfrage, dass Angebote gemacht worden seien, die Fragen zu beantworten, die Kritiker das Gesprächsformat dafür aber abgelehnt hätten. Der Vorstand verweist in dem Zusammenhang auf die Mitgliederversammlung des vergangenen Jahres, wo er die Absicht formulierte, das Geld für die Sicherstellung von Demonstrationen und Schutzräumen für die queere Community zu verwenden. Ausserdem wolle man Arbeitsplätze schaffen und faire Honorare bezahlen.

Die Kritiker bezweifeln, dass das Geld wirklich für diese Zwecke verwendet wurde und fordern erneut Antworten auf einer Mitgliederversammlung, die am morgigen Dienstagabend stattfindet.


Für einige teilnehmende Vereine und Organisationen ist der CSD inzwischen nach eigenen Angaben so teuer, dass sie ohne Sponsor*innen nicht mehr teilnehmen können. Das liegt vor allem an den hohen Kosten für die Showtrucks, mit denen viele Teilnehmer ihre politischen Botschaften platzieren. Dafür verlangt der Berliner CSD so genannte Fahrzeugumlagen als Anmeldegebühren. Bis zu 10’000 Euro kostet die Teilnahme für ein kommerzielles Unternehmen ohne firmeneigenes LGBTIQ-Netzwerk. Deutschlandweit werden nach RBB-Recherchen in Berlin die höchsten Teilnahmegebühren gefordert.


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Zwar verweist der CSD-Vorstand darauf, dass interessierte Gruppen ihre politischen Botschaften auch ohne Truck, beispielsweise mit einer Fussgruppe, vermitteln könnten. Doch ohne Truck seien politische Botschaften weniger sichtbar, beklagen gerade kleinere und gemeinnützige Vereine.


Kurz vor dem Christopher Street Day 2023 gab es erstmals Kritik daran, dass ein Mitglied des Vorstands hauptberuflich auch Tätigkeiten nachgeht, die indirekt mit dem CSD selbst zusammenhängen. Seine Agentur vermarktet seit zehn Jahren Show-Trucks, insbesondere für den Berliner CSD. Diese Tätigkeit, so der Medienanwalt, sei aber bei der Vorstandswahl allgemein bekannt gewesen. Gegen die Berichterstattung darüber ging der CSD-Vorstand in zwei Fällen juristisch vor und erwirkte einstweilige Verfügungen.

Die Mitgliedergruppe, die die Kommerzialisierung des CSD kritisiert, fordert jetzt die Gründung einer eigenen GmbH, die sich um die wirtschaftlichen Angelegenheiten kümmert. Auf diese Weise könne die politische Arbeit des ehrenamtlichen Vorstands von den ökonomischen Belangen des CSD getrennt werden. Der nächste CSD wird am 27. Juli 2024 durch Berlin ziehen.

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