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Kevin Kühnert: Die queere Szene leidet unter Corona-Krise besonders

Der SPD-Vize hofft, dass sexuelle Orientierungen in 30 Jahren niemanden mehr interessieren

Kevin Kühnert
Kevin Kühnert (Foto: Jörg Carstensen/dpa)

SPD-Vize Kevin Kühnert sieht Queers in der Corona-Krise besonders gebeutelt – und um ihre sicheren Räume wie Bars und Clubs gebracht.

«Während der Corona-Pandemie habe ich noch stärker gemerkt, wie sehr die Szene ihre Treffpunkte braucht», wird der offen schwule 31-Jährige im neuen Buch «Coming-out» von Sebastian Goddemeier zitiert. Darin sprechen auch Promis wie die Youtuberin und Influencerin Melina Sophie (25), Designer Michael Michalsky (54) sowie Comic-Zeichner und Autor Ralf König (60) über ihre Identität und den Umgang damit.

«Wenn man davon ausgeht, dass sechs oder sieben Prozent aller Menschen homosexuell sind, dann gestaltet sich das Flirtverhalten schwierig», sagt Kühnert. «Wenn du 15 Leute anflirten musst, bis ein Treffer dabei ist, ist das unangenehm. Deswegen sind Safe Spaces so wichtig.»

Menschen, die sich im Coming-out-Prozess befinden, haben es laut Kühnert in den vergangenen zwölf Monaten besonders schwer gehabt. «Ich stelle mir vor, wie es gewesen wäre, wenn ich damals ein Jahr nicht rausgekonnt hätte – so wie das während der Pandemie der Fall war. Die Leute mussten zu Hause bleiben und soziale Interaktionen eingrenzen. Das war ein heftiger Einschnitt und zwang viele Menschen dazu, wichtige Identitätsfragen mit sich selbst auszumachen.»


Ich bin weder ein Feindbild noch ein düsteres Fabelwesen!

Kühnert berichtet von einem recht problemlosen Coming-out in seiner Familie (vor drei Jahren sprach er erstmals öffentlich über seine Homosexualität – MANNSCHAFT berichtete). Er sieht jedoch nach wie vor körperliche Angriffe auf gleichgeschlechtliche Paare im öffentlichen Raum als grosse Gefahr. Deswegen spaziere er auch nicht händchenhaltend durch Berliner Strassen, sagt der stellvertretende Bundesvorsitzender der SPD, der im September in den Bundestag einziehen will (MANNSCHAFT berichtete).

«Vielleicht habe ich da Komplexe. Ich sehe immer eine Exotisierung dahinter», so Kühnert. «Wenn man 20 Paare sieht, die Händchen halten, und ein homosexuelles Paar darunter ist, merken sich alle das homosexuelle Paar. Niemand würde sagen: „Da sind gerade 19 Hetero-Pärchen an mir vorbeigelaufen.“ Man sticht einfach heraus.»

Der Politiker fügte hinzu: «Ich weiss, dass ich mich damit einschränke, wenn ich die Hand eines Mannes nicht halte. Daran sieht man, dass eigentlich überwundene Diskriminierungsmuster im Kopf erhalten bleiben. Vielleicht wird das in 30 Jahren niemanden mehr interessieren, darüber wäre ich sehr glücklich.»



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