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Kevin Kühnert will in den Bundestag und gibt Juso-Vorsitz vorzeitig auf

Für den schwulen SPD-Mann ist Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Wowereit ein wichtiger Fixpunkt

Kevin Kühnert
Kevin Kühnert (Foto: Facebook)

Der Juso-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert will sein Amt vorzeitig abgeben und 2021 für den Bundestag kandidieren. Die Chancen stehen gut.

Der 31-Jährige stellt sein Amt beim Bundeskongress Ende November zur Verfügung, wie eine Sprecherin der SPD-Nachwuchsorganisation der Deutschen Presse-Agentur am Montagabend bestätigte. Zuvor hatte der Berliner Tagesspiegel darüber berichtet. Die Neuwahl des Juso-Chefs wird damit um ein Jahr vorgezogen. Ein personeller Wechsel rechtzeitig vor der Bundestagswahl 2021 sei der «bestmögliche Zeitpunkt», sagte Kühnert der Zeitung. Seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger hätten es verdient, «dem SPD-Wahlkampf den eigenen Stempel aufzudrücken».

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2018 hatte der Juso-Chef aus Berlin erstmals öffentlich darüber gesprochen, dass er schwul ist. Im Interview mit dem queeren Berliner Magazin Siegessäule wurde er nun erstmals auf sein Schwulsein angesprochen. Diskriminiert wurde er deswegen nicht, sagte er. Angesprochen auf erfolgreiche schwule Politiker wie den früheren Berliner Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und Guido Westerwelle (FDP) nannte er Wowereit einen «ganz wichtigen Fixpunkt» in seinem Leben.

«Er hat etwas gemacht, was ich vorbildhaft finde: in die Offensive gehen. Insofern war Wowereits Aussage Ich bin schwul, und das ist gut so‘ ein Meilenstein für mich», so Kevin Kühnert. Als sich der SPD-Politiker 2001 outete, war Kühnert erst elf Jahre alt. Heute ist er 31.


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Kühnert, der auch stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender ist, kündigte an, dass er für die Bundestagswahl im Herbst 2021 im Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg antreten wolle. Dort begann auch Wowereit seine Karriere – allerdings damals als Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung in Tempelhof. Kühnerts Wunsch sei im SPD-Kreisvorstand «sehr wohlwollend» aufgenommen worden, sagte er der Zeitung.

Das Time Magazine hat den Berliner vor zwei Jahren zu einem der «Next Generation Leader» gekürt. Auf die Frage, wie er die Bodenhaftung behalte, sagte Kühnert im Interview mit dem Westfalen-Blatt , er neige nicht zum Abheben und habe ein Umfeld, das ihm spiegeln würde, wenn das passieren sollte. Die Time Magazine-Geschichte finde er eher lustig.

«Das ist nett, da kann ich mich eine halbe Stunde drüber freuen. Aber ich mache Politik in Deutschland, bin in einer Partei, und ich kann nie Erfolg gegen diese Partei haben. Ich will, dass es der Sozialdemokratie wieder besser geht, denn sie wird gebraucht.» Der gehe es im Moment nicht so gut.


Der gebürtige Berliner ist seit 2017 Juso-Vorsitzender. Im November 2019 wurde er wiedergewählt. Bundesweit bekannt wurde Kühnert als ein Kopf der #NoGroko-Kampagne von Anfang 2018. Im Rennen um die neue Parteispitze hatten die Jusos im vergangenen Jahr das Duo Kandidaten Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans unterstützt, das sich letztlich auch durchsetzen konnte.


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