Jugendhilfe TeenSTAR in Österreich propagiert «Homoheilung»
Zudem sieht man in der Organisation Masturbation als Problem und empfiehlt man Jugendlichen, vor der Ehe keinen Sex zu haben
Die Organisation TeenSTAR steht in Österreich in der Kritik: Man sieht sich als Programm, das jungen Menschen im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, Freundschaft, Liebe und Sexualität Orientierung bietet. Homosexualität betrachtet man dort aber als krankhaft und heilbar.
TeenSTAR, so lautet die Selbstbeschreibung auf der Homepage der weltweit tätigen Organisation, sei «ein Programm, das jungen Menschen im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, Freundschaft, Liebe und Sexualität Orientierung bietet» sowie «ein Angebot für Eltern, Pädagogen, in der Jugendarbeit Tätige und Interessierte, um sie im sensiblen Bereich der Sexualerziehung zu unterstützen». Klingt eigentlich gut.
Die Wochenzeitung Falter berichtet nun über die fundamentalistische Ideologie hinter TeenSTAR. Das zeigen Unterlagen, die von einer Whistleblowerin der HOSI Salzburg zugespielt wurden, die sie wiederum der Zeitung zur Verfügung stellte. Nun prüft das Bildungsministerium die Vorwürfe. Der Landesschulrat Salzburg habe bereits Workshops untersagt, heisst es.
Nach aussen gibt sich der Verein TeenSTAR gerne modern und predigt den Zugang einer ganzheitlichen Sexualität. In Salzburg, Nieder- und Oberösterreich bietet TeenSTAR Aufklärungsworkshops in Volksschulen und so genannte TeenSTAR-Kurse für Jugendliche an. Interne Unterlagen, die der HOSI Salzburg zugespielt wurden, zeigen ein ganz anderes Bild: Masturbation als Problem, kein Sex vor der Ehe als Ziel und Homosexualität als Identitätsproblem.
In so genannten TeenSTAR-Kursen führen Kursleiter*innen beratungsähnliche Einzelgespräche mit 12- bis 14-Jährigen und stellen dabei nach Einschätzung von HOSI «zutiefst übergriffige» Fragen – von «Wie hast du deine erste Blutung (deinen ersten Samenerguss) erlebt?» bis zu Fragen zur eigenen Sexualität, Schwangerschaft und Sex vor der Ehe.
Bereits im Sommer berichteten die Salzburger Nachrichten darüber, nun gibt der Falter Einblicke in die Arbeit von TeenSTAR:
«Es ist äußert bedenklich, wie TeenSTAR unter dem Deckmantel einer scheinbar modernen und ganzheitlichen Sexualpädagogik sein christlich-fundamentalistisches Netz webt und über Kinder und Jugendliche auswirft», kritisiert Kathleen Schröder, Bildungsbeauftragte der HOSI Salzburg und Gesundheitspräventologin. «TeenSTARs Vorgehensweise ist durchwegs ideologisch geprägt, wirkt manipulativ und ist auch unter gesundheitspräventiven Gesichtspunkten abzulehnen.»
Homosexualität als Krankheit In den TeenSTAR-Unterlagen wird Homosexualität als «Identitätsproblem» bezeichnet. Eine Änderung der sexuellen Orientierung sei möglich, «oft durch eine Kombination von Therapie, speziellen Selbsthilfegruppen und geschulter Seelsorge», heißt es im Einführungstext zum Thema Homosexualität.
Die Ansicht, dass Homosexualität eine Störung sei, die geheilt werden könne, war schon in den 1990er Jahren veraltet
«Die Ansicht, dass Homosexualität eine Identitätsstörung sei, die geheilt werden könne, war schon in den 1990er Jahren veraltet», so Paul Haller, Geschäftsführer der HOSI Salzburg. Bereits 1992 hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel getrichen. «Wir sind schockiert, wie offen in den Unterlagen homophobes Gedankengut verbreitet wird. Insbesondere die Hinweise auf Konversionstherapien machen uns große Sorgen», so Haller. Es sei hinreichend bekannt, wie schädlich diese Schein-Therapien seien. «Wer den Schutz von Kindern und Jugendlichen ernst nimmt, darf nicht die Schultüren für religiös-fundamentalistische Vereine wie TeenSTAR öffnen.»
Die Leiterin von TeenSTAR Österreich, Helga Sebernik, erklärte am Montag in einer Mail an den Falter, dass die Unterlagen nicht aktuell seien und laufend angepasst würden.
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