«Ich war jung und naiv»: Rugby-Star mit alten Schwulenpornos konfrontiert
Seit in sozialen Medien alte Sexfilme von Kurt Capewell neu auftauchten, wird in Australien diskutiert, wieso sich junge Heteromänner für Geld auf derartige Shootings einlassen. Und ob das wirklich so schlimm ist?
Die Pornowebsite «All Australian Boys» begrüsst Besucher*innen mit dem Slogan «hot new Aussie boys» und «real Australian Athletes». Dazu das Versprechen, man könne diesen meist heterosexuellen Männern «on location in Australia» zuschauen, wie sie einen Experten-Blowjob bekommen. Das sorgte jetzt für Schlagzeilen, als in sozialen Medien ein sieben Jahre altes Video von Ruby-Star Kurt Capewell auftauchte.
Der 27-jährige bärtige blonde hypermaskuline Hunk spielt bei den Penrith Panthers in der australischen National Rugby League (NRL), er macht Werbung für diverse Sportartikel, ist ein prominentes Aushängeschild seines Vereins. Und er kam nun in Erklärungsnot, als ein Video neuerlich zu zirkulieren begann, in dem er 2013 mitwirkte, damals noch glattrasiert.
Capewell entschied sich, dazu ein öffentliches Statement abzugeben. Der Zeitung The Daily Telegraph sagte er letzte Woche, er sei damals «jung und naiv» gewesen, als er sich auf ein vermeintliches Fotoshooting für eine Sportbekleidungs- und Unterwäschemarke einliess. Die Fotosession soll demnach bekleidet begonnen haben, doch dann sei er auf einmal nackt abgelichtet worden und überredet worden, vor der Kamera Sex zu haben – vor einer schwarzen Holzwand stehend, ohne zu wissen, wer sich auf der anderen Seite hinter einem Glory Hole befindet.
Capewell sagt: «Die Organisatoren benutzen Anreize [«inducements»] und versprachen Extrageld, wenn ich bei diesem Pornofilm mitmachen würde. Ich übernehme die volle Verantwortung für das, was damals passierte.» Soweit, so heldenhaft. Er ergänzt mit pädagogischem Ernst: «Meine Botschaft an alle jungen Menschen da draussen lautet, seid echt vorsichtig, wenn euch jemand Geld für ein Fotoshooting anbietet.»
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Weiter heisst es einsichtsvoll: «Ich bin heute nicht mehr die Person, die ich damals war. Ich musste auf die harte Weise lernen, was so ein Ausrutscher bedeutet. Ich hoffe, andere müssen nicht all das durchmachen, was ich jetzt erdulde.»
In einer Textnachricht an seine Teamkollegen von den Penrith Panters schrieb Capewell, er sei ihm «peinlich» und er «schäme» sich für dieses Video.
Es sei «ein bisschen schwierig» die «ganze Geschichte» in Worte zu fassen, aber er sei damals «pleite» gewesen und habe «ein bisschen gemodelt», was zu diesem Film geführt habe.
Die Pornoseite selbst behauptet übrigens, sie sei «not a gay porn site», also keine schwule Seite, sondern eine, die «die superheisse Sexualität und natürlich-unprätentiöse Schönheit von australischen Heteromännern zwischen 18 und 26» dokumentieren wolle, während sie Sex mit anderen Männern hätten.
In einem grossen Artikel über den Capewell-Fall auf news.com.au berichtet ein weiterer Mann unter dem Pseudonym Callum, dass er ebenfalls von der Webseite hinters Licht geführt und zu einem Porno überredet worden sei. Er sei über Grindr angesprochen worden, um an einem Fotoshooting teilzunehmen und dann nach dem ersten Treffen in ein Hotelzimmer eingeladen worden. «Es wurde nie gesagt, was dort genau stattfinden würde», so Callum. «Man kapiert erst was wirklich los ist, wenn’s passiert.»
Man kapiert erst was wirklich los ist, wenn’s passiert
Damals sei er «chronisch depressiv» und «verzweifelt auf der Suche nach Geld» gewesen. Als er ins Hotelzimmer gekommen sei, sei er «von Angst getrieben» worden und dachte, er könne unter keinen Umständen vorzeitig gehen. «Sie suchen gezielt Leute in diesem Alter und Geschlecht. Sie erzählen dir, dass das, was sie machen wollen, total unschuldig sei und niemandem weh täte. Sie versprechen dir Geld und ein paar Fotos. Daraus entwickelt sich der Rest.» Und die Person, die ihn angesprochen habe, sei kein «dreckiger alter Mann» gewesen, sondern jemand sympathisches in T-Shirt und Badehose.
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Auf seiner Webseite sagt der Gründer und Cheffotograf von AllAustralianBoys.com: «Wir werden oft gefragt, wie wir regelmässig und immer wieder aufs Neue diese Männer finden, die mitmachen. Es ist nicht einfach, aber die Resultate rechtfertigen die Mühe.» Man erfährt auf der Homepage auch, dass dieser Gründer in Sydney auf eine Privatschule gegangen sei.
Callum habe damals ein Honorar «zwischen 250 und 350 Dollar» bekommen und gesteht, dass das für jemanden ohne sonstiges Einkommen eine Menge Geld gewesen sei. Sein Video sei immer noch online, inzwischen hätten es verschiedene Freunde und Bekannte gesehen, die ihn durch die Blume darauf ansprächen. «Das erste Mal passierte das vor einer Gruppe von Leuten. Ich wusste nicht, ob mich die Person in Verlegenheit bringen wollte, aber sie sagte: ‹Ich habe dich nicht mehr gesehen seit deinem Pornofilm!›»
Unsere Gesellschaft macht viel zu viel Gedöns darum, wenn Menschen sich für Sex bezahlen lassen
Callum verstehe, wie Capewell vor sieben Jahren in diese Situation manövriert werden konnte. Sein Rat aus heutiger Sicht: «Wenn das Angebot zu gut klingt um wahr zu sein, dann stimmt etwas nicht.» Aber er verteidigt sich auch: «Dieses ganze Getue darum, dass so etwas tabu sei, dass Leute versuchen, dir was von Schande zu erzählen, das ist nicht cool. Jeder hat Sex. Unsere Gesellschaft macht viel zu viel Gedöns darum, wenn Menschen sich für Sex bezahlen lassen.»
Wie sich die ganze Geschichte auf die Werbeverträge von Profisportler Capewell auswirken wird, bleibt abzuwarten, vielleicht kommen ja neue Werbekunden dazu. Ob die neu im Umlauf gebrachten Filme von 2013 dem australischen Rugby neue Fans zuführen, bleibt ebenfalls vorerst offen. Auf alle Fälle hat Kurt Capewell auf Instagram 13,5 Tausend Follower, von denen ihm zumindest einige gern dabei zuschauen, wie sein Kollege Jayden Brailey ihm den «starken Bart» am Strand krault und Capewell das ganz offensichtlich angenehm findet. Allerdings stammt dieser Post aus der Zeit vor den aktuellen Schlagzeilen. Man darf gespannt sein, ob Jayden Brailey oder andere Rugbyprofis weiter kraulen werden – als echter Test für Akzeptanz und Toleranz.
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