Ehrung für Geflüchteten-Projekt ++ Ganserer klagt gegen Beleidigung
Kurznews aus Deutschland: kurz, knapp, queer
Für den schnellen Überblick: Unsere LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland ab dem 1. Dezember 2020.
+++ LSVD-Projekt für queere Geflüchtete erhält Integrationspreis +++
Das Information Center for LGBTI Refugees in Chemnitz wird mit dem Sächsischen Integrationspreises 2020 ausgezeichnet. Die Ehrung ist mit einem Preisgeld von 3000 Euro verbunden, das in die Geflüchteten-Arbeit des LSVD in Sachsen fliessen soll. Nach dem Sächsischen Förderpreis für Demokratie (MANNSCHAFT berichtete) ist es bereits die zweite Auszeichnung für das Projekt in diesem Jahr. «Wir freuen uns sehr über die Anerkennung, die wir für unser Engagement für queere Geflüchtete in Sachsen durch den Integrationspreis erhalten. Nur durch gegenseitigen Respekt und Offenheit kann eine erfolgreiche Integration gelingen», so Sabine Schanzmann-Wey vom LSVD Sachsen. (4.12.)
+++ Tessa Ganserer klagt erfolgreich gegen Beleidigung +++
In Dresden wurde ein Rentner zu einer Geldstrafe von 300 Euro verurteilt, weil er die bayerische Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer (Grüne) wegen ihrer Transidentität beleidigt hatte. Laut einem Bericht des Nachrichtenportals Tag24 hatte Manfred S. in einer Mail an Ganserers Fraktion beklagt, dass jetzt nicht nur Ausländer an der Macht seien, sondern auch eine «Transe». Ferner hatte der Angeklagte geschrieben, er hoffe, die Politikerin möge bei einem Lawinen-Unglück oder Verkehrsunfall ums Leben kommen. Ganserer erstattete Anzeige. Vor Gericht bedauerte der 65-Jährige nun seine Äusserungen. (3.12.)
+++ SchwuZ mit Respektpreis ausgezeichnet +++
Am Donnerstag wurde das SchwuZ, das seit März wegen der Corona-Pandemie geschlossen ist (MANNSCHAFT berichtete), mit dem Respektpreis 2020 des Bündnisses gegen Homophobie ausgezeichnet. Die Preisverleihung musste digital durchgeführt werden. Die Veranstaltung wurde vom Regierenden Bürgermeister Müller (SPD) und von Superintendent Bolz eröffnet. Die Laudatio hielt Bernd Wegner (Bündnis-Mitglied Berliner Verkehrsbetriebe). In dieser würdigte er das SchwuZ als «Herzkammer der queeren Szene», ein «Geburtsort von vielen Künstler*innen, Kampagnen und Institutionen».
Für den Respektpreis nominiert waren der Förderverein Gutshaus Mahlsdorf mit dem Gründerzeitmuseum, Keshet Deutschland und der Sportverein Rot-Weiß Viktoria Mitte 08. Auch ihr Engagement wurde gewürdigt. (3.12.)
+++ Lesbische Geschichte wird sichtbarer +++
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Stuttgart finanziert ein Projekt zur Aufarbeitung lesbischer Verfolgung mit 200.000 Euro. Die Förderung des dritten Moduls des Forschungsprojektes zur LGBTIQ-Verfolgungsgeschichte in Baden-Württemberg wurde im aktuellen Haushalt beschlossen. Nachdem die Erforschung der Geschichte queerer Menschen im Nationalsozialismus lange Zeit vernachlässigt wurde, machte sich die grüne Landtagsfraktion diese Erforschung nach der Landtagswahl 2011 zum Ziel.
UMFRAGE DER WOCHE: Geld spenden für die AIDS-Hilfe?
Die Stuttgarter Landtagsabgeordnete (Grüne) Brigitte Lösch erklärte: «Sicher gab es für lesbischen Frauen keinen Strafrechtsparagrafen wie für schwule Männer, dennoch waren lesbische Frauen der Verfolgung, mindestens der gesellschaftlichen Ächtung ausgesetzt.» (2.12.)
+++ Kritik an Trennung unverheirateter LGBTIQ-Paare +++
Der Senat von Berlin hat im Juli 2019 die Initiative «Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt» erlassen. Im Rahmen dieses Massnahmenplans wird den Migrationsbehörden aufgegeben, «gleichgeschlechtliche Partnerschaften von Geflüchteten, die in einer dauerhaften, stabilen Beziehung stehen und die in ihrem Herkunftsland oder in dem Land ihres letzten dauerhaften Aufenthalts keine Möglichkeit hatten, ihre Beziehung zu formalisieren, […] als «Ehegatten» im Sinne des § 26 Abs. 1 AsylG anzusehen und in allen Verfahrensstufen des Asylverfahrens als solche […] zu betrachten».
Trotz dieser expliziten Klarstellung seien unverheiratete Partner*innen, die nacheinander einen Asylantrag stellen oder von denen sich bereits eine*r rechtmässig im Land Berlin aufhält, im Rahmen der Erstverteilung von Asylantragstellenden von Familientrennungen bedroht, kritisiert die Fachstelle für LGBTIQ-Geflüchtete der Berliner Schwulenberatung: Diese Praxis müsse beendet und den Schutz des Familienlebens der betroffenen Partner*innen vollumfänglich sichergestellt werden.
+++ Latzel geht in Berufung +++
Der vom Bremer Amtsgericht wegen Volksverhetzung verurteilte evangelischer Pastor hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Das bestätigte am Dienstag die Sprecherin des Gerichts. Der Berufungsantrag sei am vergangenen Freitag eingegangen. Das Amtsgericht hatte den konservativen 53-jährigen Pfarrer Olaf Latzel, der in Bremen einer Gemeinde vorsteht, am 25. November aufgrund von abwertenden Äusserungen über Homosexualität zu einer Geldstrafe von 8100 Euro verurteilt (MANNSCHAFT berichtete). Nun muss sich das Landgericht Bremen mit dem Urteil beschäftigen. (1.12.)
+++ Neue Stolpersteine für schwule Salomon-Zwillinge +++
Sie waren schwul, jüdisch, eineiige Zwillinge. Geboren am 3. Oktober 1894 und in der NS-Zeit im Jahr 1935 wegen homosexueller Kontakte verhaftet. 1936 verurteilt nach § 175 zu hohen Haftstrafen: die Brüder Ernst und Leo Salomon. Ernst wurde im Februar 1943 in Auschwitz ermordet, Leo starb im Oktober 1942 im Gefängnis Wolfenbüttel an den Folgen der jahrelangen Haft.
Beide waren ehemals Schüler des Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums mit Realgymnasium in Trier. Die Schule unter diesem Namen und das Schulgebäude existieren heute nicht mehr. Am ehemaligen Standort, Böhmerstrasse Ecke Nikolaus-Koch-Platz in Trier wurden Ende Oktober 2020 insgesamt 23 Stolpersteine verlegt, wie erst jetzt bekannt wurde – und zwar für die damaligen jüdischen Schüler vieler Jahrgänge, darunter auch zwei Stolpersteine für Ernst und Leo Salomon. Viele dieser 23 jüdischen Männer wurden in der NS-Zeit ermordet, einige überlebten.
Bereits im Herbst 2017 wurden zwei Stolpersteine auf Initiative von Jürgen Wenke durch den Künstler Gunter Demnig vor dem Wohnhaus der Brüder in der Hohenzollernstrasse 13 in Trier verlegt (MANNSCHAFT berichtete). (1.12.)
+++ Digitale Jugendarbeit in der Pandemie +++
Das «Queerz – Club. Youth. Festival» findet am kommenden Samstag zum dritten Mal statt, diesmal als Livestream: eine Veranstaltung für queere Jugendliche von 14 bis 21 Jahren und deren Freund*innen, die in enger Kooperation mit dem Jugendamt Neukölln und verschiedenen Träger der Jugendarbeit veranstaltet wird.
«Für queere Jugendliche ist die Pandemie eine besondere Herausforderung. Vielen Jugendlichen fehlt es derzeit am Anschluss und wichtiger Unterstützung im Coming-out», sagt Thomas Schwarz, Projektleiter beim LSVD Berlin-Brandenburg und Initiator der QueerZ. (1.12.)
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