in

Hitzlsperger ist jetzt DFB-Botschafter für Vielfalt

Thomas Hitzlsperger übernimmt ab sofort die Aufgabe als Botschafter für Vielfalt beim Deutschen Fußball-Bund. „Vielfalt ist eine Bereicherung des Fußballs“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel bei der Vorstellung des 52-maligen Nationalspielers in der Verbandszentrale in Frankfurt am Main. Hitzlsperger solle den DFB bei der Förderung der Vielfalt und dem Engagement gegen Diskriminierung unterstützen. „Wir wollen keinen Botschafter für das Schaufenster. Wir wollen, dass er sich mit seiner ganzen Erfahrung einbringt“, so Grindel. Zu tun gibt es genug: Im Oktober 2016 war im Berliner Olympiastadion ein homophobes Banner aufgetaucht; der DFB nahm Ermittlungen auf, die jedoch Monate später eingestellt wurden.

Erste Reise führt nach Russland

Hitzlsperger selbst erklärte in Frankfurt: „Der DFB meint es ernst mit dem Thema. Ich sehe es als große und ehrenvolle Aufgabe an, den DFB dabei zu unterstützen. Seit der U15 habe ich bereits für den DFB gespielt – dass es jetzt weitergeht, erfüllt mich mit Stolz.“ Der WM-Teilnehmer von 2006 wird den DFB-Präsidenten bereits im Juni auf einer Reise nach Russland begleiten. Bei den Petersburger Dialogen in Moskau am 17. Juni wird Reinhard Grindel eine Rede halten.


Hitzlsperger, Vizeeuropameister von 2008 und in der Saison 2006/2007 Deutscher Meister mit dem VfB Stuttgart, will sich für mehr Vielfalt in den Gremien, für eine Stärkung der Demokratie durch die Mittel des Fußballs, gegen homophobe Diskriminierungen und für einen zeitgemäßen und unverkrampften Umgang mit sexueller Identität im Fußball einsetzen. Der 35-Jährige wird den Deutschen Fußball-Bund künftig repräsentativ bei Terminen zur Vielfalt im Fußball vertreten.

„The Hammer“ outete sich 2014

Während der Europameisterschaft 2008 setzte Bundestrainer Joachim Löw den Mittelfeldspieler in fünf von sechs Spielen ein. Hitzlspergers wichtigste Stationen im Verein waren der englische Premier-League-Klub Aston Villa (2001 bis 2005) und der VfB Stuttgart (2005 bis 2010). Wegen seiner Schusskraft hatten ihm die englischen Fans den Spitznamen „The Hammer“ verliehen.


Im Januar 2014 sprach Hitzlsperger in einem Interview über seine Homosexualität. „Ich möchte gern eine öffentliche Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität im Profisport“, sagte er damals im Gespräch mit der Wochenzeitschrift Die Zeit. Seit vielen Jahren engagiert er sich für ein weltoffenes Deutschland. Unter anderem wegen seiner journalistischen Beiträge für den Onlineblog „Störungsmelder“ wurde er 2011 mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet, mit dem Projekte und Initiativen geehrt werden, die sich für Demokratie und Menschenrechte und gegen Antisemitismus, Rassismus, Extremismus und Gewalt wenden.

[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Wenn ich mich jetzt nicht für meine Überzeugungen engagiere, wann dann?[/perfectpullquote]
Befragt, ob neben seiner Tätigkeit beim VfB Stuttgart und dem Trainerlehrgang, den er gerade absolviert, noch Zeit für die neue Botschafterrolle bleibe, sagte Hitzlsperger: „Wir haben einen Zeitrahmen abgestimmt. Ich werde sicher nicht jeden Termin wahrnehmen können, aber ich spüre viel Kraft in mir. Wenn ich mich jetzt nicht für meine Überzeugungen engagiere, wann dann? Der Sport kann sehr viel dazu beitragen, Vorurteile abzubauen. Der Kampf gegen Diskriminierung begleitet mich schon seit vielen Jahren.“

Die große DFB-Vielfalt: Schwule, Frauen, Migranten

Vielfalt versteht der DFB übrigens nicht nur in sexueller Hinsicht. Gerade im Fußball finde sich gesellschaftliche Vielfalt wieder, hieß es in einer Mitteilung des Verbandes. „Rund 1,1 Millionen von knapp sieben Millionen DFB-Mitgliedern haben einen Migrationshintergrund. Der Fußball begeistert alle – und dabei sind das Lebensalter oder die Zugehörigkeit zu einer Schicht oder einem Milieu längst gleichgültig.“ Weitere Maßnahmen des DFB seien das „Leadership Programm für Frauen“.

Aber das Thema Homosexualität gehört auch zur DFB-Vielfalt dazu. So co-finanzierte die DFB-Kulturstiftung den Kurzspielfilm „Zwei Gesichter“, der die fiktive Geschichte des Junioren-Bundesligaspielers Jonathan erzählt, der sich aufgrund seiner sexuellen Neigung gezwungen sieht, ein Doppelleben zu führen. Im November 2014 wurde „Zwei Gesichter“ in Köln uraufgeführt und hat seitdem online 230.000 Zuschauer erreicht.


Zurich Pride macht LGBT- Flüchtlinge zum Jahresmotto

Fingern

Dr. Gay – HIV-Risiko beim Fingern?