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«Hazte Sentir»: Berührende Kurz-Doku über LGBTIQ-Geflüchtete

Hazte Sentir
Ein porträtierter Bewohner der Unterkunft (Bild: Screenshot aus Film)

«Hazte Sentir» zeigt auf einfühlsame Weise das Leben in der ersten LGBTIQ-Flüchtlingsunterkunft Brasiliens. Die Kurzdokumentation mit englischen Untertiteln kannst du zurzeit gratis online streamen.

2018 öffnete die erste LGBTIQ-Flüchtlingsunterkunft Brasiliens mitten in der Urwaldmetropole Manaus ihre Tore. Bis zu acht Personen finden in der «Casa Miga» Unterschlupf – jede von ihnen hat eine eigene, meist sehr traurige Geschichte. Aber alle haben eines gemeinsam: Sie gehören zur LGBTIQ-Community und mussten ihre Heimat verlassen. In der Kurzdokumentation «Hazte sentir» (auf Deutsch etwa: «Mach dich spürbar») kommen diese Menschen endlich mal zu Wort.

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Es geht um das Leben, das sie hinter sich liessen: Prostitution, Obdachlosigkeit, Hunger. Und um homophobe Diskriminierung in Unterkünften durch andere Geflüchtete. Die drei porträtierten Menschen kommen aus Venezuela, wo man «für ein Huhn einen Monat arbeiten» müsse, wie jemand erzählt.

Bei null anfangen
Es geht auch um die Probleme der Gegenwart: Ums Lernen der portugiesischen Sprache oder um die Jobsuche als trans Frau. Jemand spricht aus, was alle denken: «Wer eine neue Heimat will, muss bei null anfangen.»


Auch das Verifizieren von Dokumenten und Diplomen entpuppt sich als schwierig. Für einen geflüchteten Arzt in der Unterkunft sind sie die einzigen Beweise für seine langjährige Ausbildung. Er verteidige sie mit seinem Leben, sagt er und lächelt dabei.

Überhaupt lächeln die Menschen in «Hazte Sentir» oft. Der in London lebende Regisseur Dieter Deswarte zeigt damit auf einfühlsame Weise, wie stark und zuversichtlich die Protagonist*innen seines Films sind. Für das Dokumentationsprojekt konnten sich die Bewohner*innen der «Casa Miga» auch selbst gegenseitig filmen, was noch unverfälschtere und intimere Einblicke ermöglichte.

Kein Paradies
Vielleicht hat das Lächeln auch mit Erleichterung zu tun, haben die Geflüchteten doch wahrscheinlich das Schlimmste hinter sich. In der LGBTIQ-Unterkunft sind sie bei Menschen, von denen sie akzeptiert werden. Doch ein Paradies ist Manaus nicht. «Homosexualität ist in Brasilien nicht verboten. Nicht wirklich erlaubt, aber jedenfalls nicht illegal», sagt ein junger Bewohner – und muss dabei lachen.


Die porträtierte trans Frau aus Venezuela musste sich prostituieren, um überleben zu können. «Wenn die Leute an trans Frauen denken, dann denken sie an Prostituierte.» Sie hätten jedoch andere Jobs verdient. Aber niemand hier wolle jemanden wie sie einstellen. Sie weiss, dass Brasilien für sie nicht unbedingt ein besserer Ort ist als ihre alte Heimat.

Die Corona-Pandemie hat das Leben für die Community in Brasilien noch schwieriger gemacht. Die Arbeitslosigkeit bei Queers ist fast doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Jede vierte LGBTIQ-Person hat aufgrund der Pandemie ihr Einkommen verloren (MANNSCHAFT berichtete).


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