Hass per Post: Lesbisches Elternpaar beschimpft

Die österreichische Politikerin ist immer wieder Opfer von Hate Speech

Die Hassbotschaft (Bild: Twitter)
Die Hassbotschaft (Bild: Twitter)

Faika El-Nagashi und ihre Frau sind seit letztem Jahr Eltern eines Jungen. Die Familie der österreichischen Politikerin erhielt viele Glückwünsche – aber auch fremdenfeindliche und homophobe Hassbotschaften. Der Vorfall sei leider alles andere als ein Einzelfall, wie die Nationalratsabgeordnete gegenüber MANNSCHAFT sagt.

«Love makes a Family» («Liebe ist es, was eine Familie ausmacht»), schrieb die österreichische Politikerin Faika El-Nagashi auf Facebook zu ihrem Familienglück. Im Juli wurden sie und ihre Frau Eltern des kleinen Younis. Im vergangenen Monat schrieb die österreichische Tageszeitung Kurier im Artikel über die junge Familie.

«Lesbischen Müttern jahrzehntelang Sorgerecht entzogen – beschämend!»

Alptraum für Rechtskonservative Im Text erzählen die frischgebackenen Eltern, dass sie ihren Kinderwunsch vier Jahre lang hegten. Sie wollten keinen anonymen Spender, sondern einen Vater aus ihrem Umfeld, den Younis später kennenlernen könnte. Diesen Vater zu finden war nicht einfach, doch mittlerweile hat die Geschichte ein Happy End und alle sind glücklich. Auf den Artikel reagierten viele Leser*innen mit Liebe und Zuspruch. Doch es gab auch Hass und Beschimpfungen.

Das verwundert leider nicht, ist Faika El-Nagashi doch geradezu ein «Alptraum» für Menschen mit rechtskonservativem Gedankengut: eine lesbische Frau mit Migrationshintergrund (ungarisch-ägyptisch), Abgeordnete der Grünen, überzeugte Veganerin und selbstbewusste Feministin. Wie der Stern berichtet, landete der Beitrag des Kuriers nun prompt im Briefkasten der Familie – verunstaltet mit Hassbotschaften in blauem Filzstift.

Sohn werde «auch lesbisch» Der anonyme Verfasser oder die anonyme Verfasserin offenbart nicht nur eine abscheuliche Gesinnung. Es zeigt sich auch, dass die betreffende Person nicht gut recherchiert hat: «Muslime sollen sich anpassen», heisst es etwa – obwohl El-Nagashi und ihre Frau keine Musliminnen sind.

In schwer zu entziffernder Schrift heisst es weiter, dass sich «Ausländer an das Gesetz halten» sollen und dass ihre Elternschaft «unnatürlich» sei. Zudem stellt der Täter oder die Täterin die gewagte These auf, dass ihr Sohn sicher «auch lesbisch» werde.

Kein Einzelfall Faika El-Nagashi ist immer wieder die Zielscheibe von Hass, wie sie gegenüber MANNSCHAFT berichtet. «Viele Nachrichten sind noch wesentlich aggressiver und beleidigender. Meist ist es so, dass ich Nachrichten vermehrt dann bekomme, wenn ich öffentlich sichtbar bin. Sobald ich mich medial äussere oder jemand über mich und meine Arbeit berichtet, erhalte ich wieder einen Schwall an Hassbotschaften. Von den Kommentaren in Online-Foren gar nicht erst zu reden.»

Es komme auch vor, dass Politiker*innen der rechtsextremen FPÖ Beiträge von ihr auf ihren Seiten, vermeintlich neutral, teilen und dadurch ein Teil ihrer Anhängerschaft «motivieren», auf ihren Social-Media-Kanälen «vorbeizuschauen». «Ich bin da allerdings sehr schnell mit dem Blockieren, damit ihr Hass keine Plattform erhält.»

Solidarität auf Twitter Die Nationalratsabgeordnete Faika El-Nagashi teilte die Hassbotschaft auf ihrem Twitter-Profil. Es sei nicht das erste Mal, dass sie von dieser Person Post bekomme. Für sie sei es erschütternd, was ihre blosse Existenz und Sichtbarkeit als erfolgreiche Politikerin bei manchen auslöse.

Der Twitter-Post über die Hass-Post löste grosse Solidarität aus. Jemand bedankte sich etwa für den Mut der jungen Familie und betonte, wie wichtig ihre Sichtbarkeit sei. Eine Userin schrieb: «So schöne Bilder! Und was den Hass dieses Menschen betrifft, nimm dir das bitte nicht zu Herzen. Er hat nur diesen Hass, sonst nichts. Und ihr habt so viel Liebe.»

Um die Sichtbarkeit lesbischer Liebe geht es auch im Comic «Sesame but different». Da ihr als ungeouteter Teenager die Rollenbilder fehlten, beschloss eine US-amerikanische Illustratorin, einen Comic über ihre Beziehung mit ihrer Partnerin zu zeichnen. Diese Geschichte gibt es hier zum Nachlesen.

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