Grauer Regenbogen als Erinnerung für homosexuelle NS-Opfer

Foto: PID/Markus Wache
Foto: PID/Markus Wache

Das Denkmal für verfolgte Homosexuelle wird nach jahrelangen Diskussionen im Wiener Resselpark errichtet. Der Park war früher ein beliebter Treffpunkt von Schwulen.

Fast 20 Jahre wurde in Österreich darüber diskutiert, nun ist es endlich so weit: Am Montag wird in Wien ein Denkmal für homosexuelle Menschen, die während der NS-Zeit verfolgt wurden, enthüllt. Vertreter*innen der queeren Community bedauern es, dass Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) nicht an der Veranstaltung teilnimmt.

Am Vormittag laden Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos), Wiens Kulturstaatssekretärin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und Hannes Sulzenbacher, Co-Leitung des queeren Forschungszentrums QWIEN, Vertreter*innen der Medien zu einer Präsentation ein. Die offizielle Eröffnung findet am späten Nachmittag statt.

Bereits im Vorfeld haben Politiker*innen erklärt, warum sie das Denkmal für wichtig halten. «Das Denkmal soll uns alle mahnen, die Zukunft in unserer Stadt so zu gestalten, dass Vielfalt, Akzeptanz und Lebensfreude die Schatten von Homophobie, Hass und Gewalt überstrahlen“, so Wiederkehr.

«Es ist wichtig und notwendig, dass ein Denkmal die Erinnerung an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus im öffentlichen Raum manifestiert und uns dazu aufruft, jeglicher Form von Homophobie und Diskriminierung entschieden entgegenzutreten», betonte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.

Das Denkmal ist eine Skulptur mit dem Titel «Arcus (Schatten eines Regenbogens». Dabei stellen halbkreisförmig gebogene, in Grautönen lackierte Stahlrohre einen Regenbogen dar. Dieser ist aber nicht bunt, sondern grau. Die Grautöne sollen den Moment der Trauer und des Gedenkens für die in der NS-Zeit verfolgten gleichgeschlechtlich liebenden Menschen ausdrücken. Der graue Regenbogen ist sieben Meter lang und drei Meter hoch. Damit sollen Passant*innen unter diesem grauen Regenbogen durchgehen und verweilen können. Das Denkmal stammt von den Künstler*innen Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz. Sie gingen in dem zweistufigen künstlerischen Wettbewerb als Gewinner*innen hervor. Das Projekt wurde von einer zehnköpfigen Jury, die von einem Sachbeirat aus Community-Vertreter*innen und Expert*innen unterstützt wurde, ausgewählt.

Das Denkmal wird im Wiener Resselpark errichtet. Dieser war früher ein bekannter Treffpunkt von gleichgeschlechtlich liebenden Männern. Das Projekt wird von der Stadt Wien und dem Nationalfonds der Republik Österreich unterstützt. Für den Wettbewerb und die Realisierung des Siegerentwurfs wurden 300.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Bereits Anfang der 2000er Jahre hat die Stadt Wien beschlossen, ein Denkmal für gleichgeschlechtlich liebende Menschen, die von den Nazis verfolgt wurden, zu errichten. Als Ort wurde ursprünglich der Morzinplatz ausgewählt. Dort hatte sich während der NS-Zeit im früheren Hotel Metropol das Wiener Hauptquartier der Gestapo befunden. Im Jahr 2006 wurde ein erstes Siegerprojekt ausgewählt. Doch dieses konnte technisch nicht umgesetzt werden. Anschliessend gab es mehrere temporäre Mahnmale. 2019 wurde der Resselpark als neuer Standort für ein dauerhaftes Denkmal fixiert. Bei einem Wettbewerb ging der britische Künstler Marc Quinn als Sieger hervor. Doch dieser zog seinen Entwurf zurück. Daher musste die Stadt Wien den Wettbewerb erneut ausschreiben.

Nach Angaben des queeren Forschungszentrums QWIEN wurden in Wien während der NS-Zeit etwa 1400 Männer und 80 Frauen wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen beschuldigt. Viele Personen wurden zu langen Haftstrafen verurteilt, landeten in der Psychiatrie oder auf dem Operationstisch. Auch wurden Betroffene in den Suizid getrieben. Zudem konnten die Nazis Homosexuelle als sogenannte Gewohnheitsverbrecher zum Tode verurteilen. Aus der Datenbank von QWIEN geht hervor, dass von den 1400 beschuldigten Männern über 100 in ein Konzentrationslager eingewiesen wurden. Von ihnen überlebten nicht einmal 30 Prozent.

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