Gewalttaten gegen LGBTIQ in Deutschland 2018 gestiegen
Die Zahlen wurden nach einer schriftlichen Anfrage der Grünen-Bundestagsabgeordneten Ulle Schauws vorgelegt
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums lag die Zahl der LGBTIQ-feindlichen Straftaten im Jahr 2018 bei 313, eingerechnet wurden Straftaten bis zum 22. Januar 2019. Dieselbe Zahl war bereits für das Gesamtjahr 2017 ermittelt worden.
Die Zahlen wurden nach einer schriftlichen Anfrage der Bundestagsabgeordneten Ulle Schauws vorgelegt, sie ist Sprecherin für Frauenpolitik und Sprecherin für Queerpolitik der Bundestagsfraktion B’90/Die Grünen. 91 der Straftaten, die sich im Jahr 2018 gegen queere Menschen richteten, waren Gewalttaten. 167 Tatverdächtige wurden ermittelt. Im Vorjahr lag die Zahl der Gewalttaten bei 74, damals wurden 192 Verdächtige ermittelt. Im Klartext: Es gibt mehr Fälle von angezeigter Gewalt, aber die Polizei ermittelt seltener die Täter oder Tatverdächtige.
Mehrere Männer in Düsseldorf angegriffen und homophob beleidigt
Extrem hohe Dunkelziffer Ulle Schauws beklagt: «313 homophobe und transphobe Straftaten sind 313 zu viel. Und jede macht mich fassungslos und wütend. Zumal, die Dunkelziffer von homophoben und transphoben Straften extrem hoch ist. Die Diskrepanz in der Erfassung der Straftaten zwischen den Bundesländern variiert. Berlin ist beispielsweise das einzige Bundesland, das überhaupt explizit die Zahlen der homo- und transphoben Straftaten in der Kriminalitätsstatistik veröffentlicht. Zudem erfasste das Antigewalt-Projekt Maneo 2017 allein in Berlin 324 Übergriffe.»
Hinzu komme, dass einige Betroffene sich nach Angaben zivilgesellschaftlicher Organisationen immer noch nicht trauen, überhaupt Straftaten anzuzeigen.
Von politischer Seite brauchen wir dringend einen bundesweiten wirksamen Aktionsplan mit konkreten Massnahmen
Die Bundesregierung schaue seit Jahren zu, kritisiert Schauws. «Was fehlt, ist eine Präventionsstrategie, um gegen Hassverbrechen an Lesben, Schwulen, Bi-, Trans- und Intersexuellen vorzugehen. Von politischer Seite brauchen wir dringend einen bundesweiten wirksamen Aktionsplan für die Vielfalt und gegen Homo- und Transphobie mit konkreten Massnahmen.»
Aber auch die Polizei müsse entsprechend geschult sein, um solche Straftaten und deren menschenverachtenden Charakter zu erkennen und die Opfer mit entsprechende Sensibilität zu behandeln, so Schauws.
Vom Verfolger zum Partner der LGBTIQ-Community
Fast überall in Deutschland hat die Polizei sogenannte Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (AGL) geschaffen. Je nach Bundesland gibt es aber grosse Unterschiede. Nur in zwei Stadtstaaten sind diese LGBTIQ-Kontaktstellen als Full Time Job angelegt: in Berlin und Hamburg.
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