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German Mr. Leather 2004 kandidiert für Anti-LGBTIQ-Partei

Philipp Tanzer bezeichnet LGBTIQ-Aufklärung an Schulen als «Indoktrinierung»

Jahrelang stand Philipp Tanzer für schwule Pornofilme vor der Kamera – jetzt will er für eine homofeindliche «Familienpartei» ins schottische Parlament. Ausserdem sorgt noch eine andere Kandidatin mit einer homophoben Aussage für Ärger.

Am 6. Mai finden die Wahlen für das zu grossen Teilen autonome Parlament Schottlands statt. Einer der Kandidat*innen ist Philipp Tanzer, dessen Pornoname «Logan McCree» eigentlich viel besser auf die schottische Wahlliste passen würde. Doch mit seiner Vergangenheit will der gebürtige Pforzheimer nichts mehr zu tun haben.

Schottland: LGBTIQ-Geschichte jetzt obligatorischer Schulstoff

Friseur und Feuerwehrmann
Philipp Tanzer – der 2004 zum German Mr. Leather gekürt wurde – sieht sich heute als «Männerrechtsaktivist». Auf Twitter bezeichnete er ausserdem LGBTIQ-Aufklärung an Schulen als «Indoktrinierung» und liess sich von der BBC als Trump-Fan porträtieren.

2012 wanderte er in die schottischen Highlands aus und arbeitete laut Times als Friseur, Masseur und Feuerwehrmann. Schwul sei er nicht, behauptet Philipp Tanzer. Er sei in einer festen Beziehung mit einer Frau und erwäge, zu heiraten und eine Familie zu gründen.


Die Pornoindustrie verteufelt der 43-Jährige mittlerweile. «Jungs und Mädchen konsumieren Pornografie und beide leiden unter ihrem Einfluss.» In einem Jahr habe er fünf Freunde der Industrie wegen Suizid und Drogen-Überdosen verloren. Er selbst scheint aber keine «Mitschuld» daran tragen zu wollen: Er sei mit 32 gedrängt worden, sich als etwas zu identifizieren, das er nicht sei.

«Gefährliche Ideologien»
Folgerichtig tritt Philipp Tanzer für die «Scottish Family Party» an. Die konservative Kleinpartei bezeichnet Homo- und Transsexualität als «gefährliche Ideologien».

Konversionstherapien findet die Partei sogar richtig gut, weil es ohne sie sonst weniger heterosexuelle Menschen geben würde. Die Chancen auf einen Sitz im Parlament stehen für die «Scottish Family Party» jedoch schlecht.


Die aktuelle Regierungschefin Nicola Sturgeon gilt indes als LGBTIQ-freundlich. 2017 entschuldigte sie sich offiziell bei allen schwulen und bisexuellen Männern, die man in Schottland wegen ihrer sexuellen Orientierung strafrechtlich verfolgt hatte (MANNSCHAFT berichtete).

Kandidatin mit wirren Vorwürfen
Nun sorgt noch eine andere Kandidatin mit LGBTIQ-feindlichen Aussagen für hitzige Diskussionen. Margaret Lynch der neuen Partei «Alba» behauptet, dass Stonewall Scotland und LGBT Youth Scotland das Schutzalter auf 10 Jahre reduzieren möchten. Dies, weil die Organisationen – zusammen mit vielen anderen – eine Deklaration unterschrieben haben, in der das Wort «adolescents» (dt. etwa: «Jugendliche») verwendet wird. Gemäss Lynch laute die offizielle Definition der WHO dieses Begriffs «Personen von 10 bis 19», worauf sie aus dem Kontext der Deklaration schloss, dass diese Organisationen das Schutzalter auf 10 reduzieren wollen.

Stonewall zeigte sich in einem Statement «erschüttert» über die Vorwürfe der Kandidatin. Damit wiederhole Lynch die äusserst verletzenden Mythen über LGBTIQ-Menschen als Pädophile und Sexualstraftäter. Die Organisation fordert eine Entschuldigung.

Inzwischen ist ein erster Parteikollege aus «Alba» ausgetreten. Politiker Austin Sheridan tat dies, nachdem Parteiführer Alex Salmond Lynch verteidigt hatte. Sheridan könne eine solche Partei als stolzes Mitglied der LGBTIQ-Community nicht länger unterstützen, wie er auf Twitter schreibt.


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