Freiwilligen­aktion in Burg: «Mit Herz und Spachtel gegen Hass»

Mehrere Hunderte menschenverachtende Aufkleber wurden in der Stadt entfernt

Bild: Twitter @alx_froehlich
Bild: Twitter @alx_froehlich

Lehrkräfte im Spreewald hatten auf die rassistischen und homophoben Zustände in der Region hingewiesen. Jetzt haben Freiwillige aus Burg Hassaufkleber in der brandenburgischen Stadt entfernt.

Mehrere 100 Aufkleber seien am Donnerstagabend unter anderem von Strassenlaternen, Strassenschildern, Warnbaken und Papierkörben genommen worden, teilte eine Sprecherin der Stadtverwaltung am Freitag mit. Für die Aktion «Mit Herz und Spachtel gegen Hass» hatte eine Bürgerinitiative mehrere Vereine kontaktiert.

Laut Stadtverwaltung ist davon auszugehen, dass die «Laternen leider nicht lange sauber bleiben werden». Man bitte daher die Einwohner*innen, ihre «Augen zu öffnen, dauerhaft die Patenschaft für die eigene Strassenfront zu übernehmen und vor der eigenen Haustür die Aufkleber zu entfernen».

Burg sorgte im April für bundesweites Aufsehen. In einem anonymen Brief einer Lehrerin und eines Lehrers machten sie öffentlich, dass sie an ihrer Schule täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert seien (MANNSCHAFT berichtete). Beide verliessen inzwischen die Schule und begründeten dies auch mit Anfeindungen aus der rechten Szene.

Die Schulämter in Brandenburg meldeten seit der Debatte um die rechtsextremen Vorfälle in Burg mehr solcher Fälle. Die meisten neuen Vorkommnisse gab es laut Bildungsministerium in Südbrandenburg im Bereich des Staatlichen Schulamts Cottbus.

Angesichts der Debatte um Rechtsextremismus in der Region hat die Amadeu Antonio Stiftung die rechte Szene dort mit organisierter Kriminalität verglichen (MANNSCHAFT berichtete). «In Burg und der gesamten Region bis hin nach Cottbus hat sich eine bestens organisierte und hoch aggressive Szene aus Neonazis, Hooligans, organisierter Kriminalität und rechtsextremen Unternehmern etabliert. Wir müssen hier bereits von einer rechten Mafiaregion sprechen», sagte der Sprecher der Stiftung in Berlin, Robert Lüdecke, der dpa.

Die Stiftung zeichnete in der Spreewaldregion ein düsteres Bild: «Um die Hoheit zu gewinnen und zu behalten, schrecken Rechtsextreme hier nicht vor Gewalt zurück. Wer hier über Rechtsextremismus spricht und diesen als Problem benennt, macht sich selbst zum Ziel von Anfeindungen, Drohungen und Gewalt.»

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