Frauen und Analsex – Das sind die neuesten Umfrageergebnisse
Forscher*innen der Universität von Indiana befragten über 3000 heterosexuelle, lesbische und bisexuelle Frauen
Schwulen und bisexuellen Männern muss sicherlich niemand die Freuden des Analsexes erklären, zu denen u.a. Edmund White in seinem berühmten Buch «The Joy of Gay Sex» in den 1970er Jahren schrieb: «Es ist nur ein Körperteil und keine Todsünde.» Jetzt entdecken auch immer mehr Frauen die Freuden der analen Stimulation.
Auf heterosexuellen Pornoportalen gehört Analsex zu den beliebtesten Kategorien. Besonders Heteromänner scheinen den Bruch mit einer lange als «Tabu» angeseheneren Sexpraktik – die von den Kirchen verboten wurde, weil sie nicht der Fortpflanzung dient – erregend zu finden. Doch wie empfinden Frauen diese Art von Stimulation?
Laut Forscher*innen der US-amerikanischen Indiana University können verschiedene Berührungen im, am und um den Po für Frauen sehr erregend sein. Das ergab eine Umfrage unter 3‘017 heterosexuellen, lesbischen und bisexuellen US-Amerikanerinnen. Die Auswertung der Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler*innen jetzt im Journal PLOS One.
Die Daten aus der Studie stammen aus dem 2018 durchgeführten «OMGYES Pleasure Report», eine repräsentative Umfrage in den USA zu Sexualverhalten, Beziehungen und sexueller Befriedigung von Frauen ab 18 Jahren.
Drei Kategorien Die Teilnehmerinnen wurden gebeten, Fragen über ihre Erfahrungen mit sexuellen Berührungen im, um und am Anus zu beantworten. Diese teilten die Forscher*innen in drei Kategorien auf: «Anal Surfacing» (das heisst Berührung am und auf dem Anus, aber nicht darin), «Anal Shallowing» (Berührung innerhalb des Anus, aber nicht tiefer als eine Fingerspitze) und «Anal Pairing» (eine Kombination aus analer Stimulation und einem anderen Geschlechtsakt).
40 Prozent der Befragten fanden Berührungen am Anus schön, 35 Prozent empfanden auch eine leichte Penetration als angenehm. Vor allem die Kombination aus analer und klitoraler Stimulation bzw. penetrativem Sex mache für viele einen Unterschied: 40 Prozent der Befragten fühlten sich dadurch erregt.
Im Vergleich dazu gaben nur etwas mehr als ein Fünftel (22,3 Prozent) der Teilnehmerinnen an, dass jegliche Form von Analsex für sie unangenehm sei.
Intensiverer Orgasmus Manche Frauen würden sich beim Sex lieber selbst am Anus berühren oder sich von ihrer*ihrem Partner*in mit dem Finger berühren lassen, heisst es. Andere bevorzugten es, mit einem Sexspielzeug oder dem männlichen Geschlechtsteil berührt zu werden, so die Auswertung der Umfrage.
355 Frauen gaben an, dass sie durch Stimulation im Analbereich einen intensiveren Orgasmus erleben würden. Fast vier Prozent aller Teilnehmerinnen würden nach eigenen Angaben allein durch Analstimulation kommen, so die Studie.
Genau wie es White zusammen mit Dr. Charles Silverstein in «Joy of Gay Sex» beschrieben hatte, gilt auch für Frauen, dass sich am Anus ein dichtes Netzwerk sensorischer Nerven bündelt, die zusammen mit den Genitalien an der sexuellen Erregung und dem Orgasmus beteiligt sind. Darauf verweisen nun auch die Forscher*innen der Universität von Indiana.
Fünf Prozent der befragten Frauen rege es ausserdem besonders an, das bereits erwähnte gesellschaftliche Tabu rund um Analverkehr zu brechen.
Was genau lesbische Frau in Bezug auf Analsex sagen, wurde in der Umfrage nicht gesondert ermittelt, obwohl auf Pornoportalen die Kategorie «Lesben beim Analsex» vertreten ist, was allerdings nicht als repräsentativ angesehen werden kann fürs tatsächliche Verhalten von Lesben, da derartige Filme oft von heterosexuellen Männern zur Stimulation von heterosexuellen männlichen Betrachtern gedreht werden.
Laut einer Umfrage stehen 40 Prozent der deutschen Männer auf Sex, bei dem sie selbst anal penetriert werden (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Community
Missbrauch in der Kirche: «Junge Queers sind stark gefährdet»
Jahre später erkennt Matthias Katsch seinen Peiniger wieder. Aus dieser Begegnung entsteht eine Bewegung, die den grössten Missbrauchsskandal der deutschen Kirche öffentlich macht.
Von Kriss Rudolph
Mentale Gesundheit
Religion
Schwul
Musik
Reneé Rapp: Mit «Bite Me» zur neuen lesbischen Pop-Ikone
Selbstbewusst, sexy und ein bisschen edgy: Die 25 Jahre alte US-Sängerin hebt gerade ab
Von Newsdesk Staff
Lesbisch
Kultur
Buch
Neuer Roman macht Alan Turing zum Hetero – und Vater
Die queere Community reagiert empört und sieht es als Teil einer Kampagne, LGBTIQ-Geschichte unsichtbar werden zu lassen
Von Newsdesk Staff
Wissenschaft
Kultur
Schwul
Berlin
Studie zeigt massive Gewalt gegen trans Personen
Expert*innen sprechen von einem «alltäglichem Risiko» – und geben Hinweise, wie die Situation verbessert werden kann
Von Newsdesk Staff
News
TIN
Wissenschaft