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Femizide stoppen: Droht Frauenrechtsgruppe in Türkei das Verbot?

Kadin Cinayetlerini Durduracağiz streitet auch für LGBTIQ-Menschenrechte

Femizid
Foto: Michelle Ding/Unsplash

Eine der grössten Frauenrechtsgruppen der Türkei befürchtet ein Verbot durch den Staat. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen sie, erklärte die Plattform «Kadin Cinayetlerini Durduracağiz» (Deutsch: Wir werden Femizide stoppen) am Freitag.

Der Behörde zufolge hat es öffentliche Beschwerden über die Gruppe wegen Verhaltens «gegen die Moral» gegeben, sagte das Vorstandsmitglied Fidan Ataselim der Deutschen Presse-Agentur. Der Organisation wird demnach vorgeworfen, «unter dem Gewand der Verteidigung von Frauenrechten» Familienstrukturen zerstören zu wollen. Ihre Organisation wies die Vorwürfe als «ungesetzlich und haltlos» zurück. Ein Gerichtstermin für eine erste Anhörung steht noch nicht fest.

Die Plattform Kadin Cinayetlerini Durduracağiz dokumentiert seit 2010 Gewalt gegen Frauen und hat sich auch immer wieder auf Pride-Demonstrationen solidarisch gezeigt. Allerdings finden CSDs oder kulturelle Events für Queers in der Türkei kaum noch statt (MANNSCHAFT berichtete).

Angesichts einer wachsenden Tendenz in der Türkei, freie Meinungsäusserungen zu unterdrücken, befürchtet die Gruppe laut Ataselim, bei einer Verurteilung verboten zu werden.


Der Versuch, die Plattform zu verbieten, sei politisch motiviert und provokativ, sagte die Leiterin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in der Türkei, Emma Sinclair-Webb, der dpa. «Es ist ein klarer Fall von gerichtlicher Schikane, eine Kampagnengruppe zu diskreditieren, die sehr erfolgreich darin gewesen ist, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die sehr hohe Zahl von Frauenmorden in der Türkei zu schärfen», so Sinclair-Webb.

Im Jahr 2021 registrierte die Organisation 280 Morde an Frauen in der Türkei. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden ihren Daten zufolge 73 Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet.

Vor einem Jahr hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan trotz internationaler Kritik den Austritt aus der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen verteidigt. Damals hatte es geheissen, das Abkommen sei von Menschen vereinnahmt worden, «die versuchten, Homosexualität zu normalisieren» (MANNSCHAFT berichtete)


Kadin Cinayetlerini Durduracağiz hatte im Vorfeld erklärt, die Istanbul-Konvention sei eine Garantie für die Gleichstellung von Frauen und LGBTIQ.


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