Evangelische Landeskirche in Oldenburg stellt Homopaare gleich
Die Evangelisch-Lutherische Kirche hat im niedersächsischen Rastede beschlossen, die Traugottesdienste auch für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen
Auf der 10. Tagung der 48. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, im niedersächsischen Rastede, hat die Mehrheit der Synodenmitglieder beschlossen, die Traugottesdienste auch für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Bisher war es Lesben und Schwulen verwehrt worden, in einem Traugottesdienst zu heiraten.
Die Synode hat am Donnerstag bei drei Enthaltungen beschlossen, die kirchliche Trauung auch für gleichgeschlechtliche Ehepaare zu öffnen. Man begrüße «die rechtliche Gleichstellung von Personen gleichen Geschlechts bezüglich der Möglichkeit der Eheschließung durch das Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts vom 20. Juli 2017 und die damit beabsichtigte Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Paare», so der Wortlaut des Synodenbeschlusses.
Die Kirche hat Leid und Enttäuschung verursacht
Im Anschluss räumte Bischof Thomas Adomeit ein: «Die Gleichstellung von Personen gleichen Geschlechts hat die Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg nicht immer umgesetzt. Es ist dadurch manche Verletzung entstanden, indem homosexuelle Paare, die um Gottes Segen für ihre Beziehungen gebeten haben, nicht getraut werden konnten. Das dadurch entstandene Leid, die durchlebte Enttäuschung und die erlittene Diskriminierung begleiten manche Beziehung bis heute.» Im Namen der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg bat Bischof Thomas Adomeit alle Paare, «denen die Verweigerung einer kirchlichen Trauung wegen ihrer gleichgeschlechtlichen Liebe und Lebensgemeinschaft widerfahren ist, aufrichtig um Entschuldigung. Verletzungen sind aber auch bei Theologinnen und Theologen entstanden, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung nicht in den Dienst der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg übernommen wurden oder die ihre Beziehung nicht offen leben konnten. Auch hier hat die Kirche Leid und Enttäuschung verursacht. Und auch diese Menschen bitte ich für die oldenburgische Kirche um Verzeihung.»
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Niedersachsen-Bremen lobt die Entscheidung. Man sei «glücklich», dass die Synode die Traugottesdienste geöffnet habe. «Mit ihrer Entscheidung hat die Synode deutlich gemacht, dass die Ehen von gleichgeschlechtlichen Paaren den gleichen Respekt und die gleiche Anerkennung verdienen, wie die Ehen heterosexueller Paare. Dass Bischof Thomas Adomeit sich in seiner Erklärung öffentlich für das entstandene Leid und die Diskriminierung entschuldigt hat, war ein wichtiger Schritt hin zu einer offenen und vielfältigen Kirche», erklärt Benjamin Rottmann Vorsitzender des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) Niedersachsen-Bremen.
Auch wenn die Evangelische Kirche (EKD) die Ehe lange Zeit ausschließlich als Verbindung von Mann und Frau definiert habe, wurde diese Sicht spätestens mit der Orientierungshilfe «Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken» aufgegeben. Aus einer modern-protestantischen Perspektive werde heute nicht mehr nach der äußeren Form der Partnerschaft gefragt, sondern nach ihrem Inhalt und den in der Partnerschaft gelebten Werten.
In den letzten Jahren haben die Landeskirchen im Rheinland, in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und in Baden gezeigt, dass die Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen in der Kirche möglich ist. Mit der Öffnung der Traugottesdienste haben diese Landeskirchen Ja gesagt, zu einer vielfältigen, modernen und offenen Kirche. Die evangelisch-lutherischen Kirchen zwischen Friesland und dem Münsterland haben sich dieser fortschrittlichen Entwicklung nun angeschlossen.
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