Coming-out: EU-Staatssekretär Clément Beaune ist schwul
Der Franzose outet sich in einem Interview
Schon bei seinem Amtsantritt kritisierte Clément Beaune Polen für die Diskriminierung von LGBTIQ. Jetzt outet sich der französische EU-Staatssekretär als schwul.
«Ich bin schwul, und ich habe kein Problem, das zu sagen», sagt Clément Beaune gegenüber Têtu, schreibt das queere Magazin in einer Vorabmeldung. Im Interview, das heute Mittwoch erscheint, spricht der französische EU-Staatssekretär über LGBTIQ-Rechte in Europa und outet sich selbst.
Die Verschärfung des Tons gegenüber der Community in Polen und Ungarn (MANNSCHAFT berichtete) beschäftigt Beaune. Schon kurz nach seinem Amtsantritt kritisierte er Polen dafür. «Aber ich möchte nicht, dass die Leute sagen, ich kämpfe gegen LGBTIQ-freie Zonen, weil ich schwul bin», erklärt der 39-Jährige. «Es wäre beleidigend zu sagen, dass ich diesen Kampf für mich selbst führe.»
Im Interview kündigt Beaune an, im nächsten Jahr eine solche Zone in Polen besuchen zu wollen. Er unterstützt zudem eine polnische Organisation, die für das Recht auf Abtreibung kämpft. «Als Staatssekretär für europäische Angelegenheiten habe ich eine zusätzliche Verantwortung. Ich muss dafür kämpfen, Toleranz zu verbreiten.»
Homosexualität sei kein Hindernis mehr für ein politisches Amt, aber das sei keine Selbstverständlichkeit, sagt Beaune und setzt sein Coming-out auch in den gesellschaftlichen Kontext: «Schläge, Gewalt, Ablehnung, das alles geschieht im Jahr 2020. Heute von meiner sexuellen Orientierung zu berichten, ist keine Unanständigkeit oder Inszenierung von Intimität.» Sein Amtskollege Michael Roth hiess ihn schon einmal willkommen im Amt, der Deutsche ist ebenfalls schwul (MANNSCHAFT berichtete).
Seinen Einsatz für LGBTIQ-Rechte begründet der 39-Jährige mit der Geschichte seiner Familie: «Ich stamme aus einer Familie, in der noch vor zwei Generationen Menschen deportiert wurden, weil sie Juden waren. Das hallt bei mir nach.»
Der Franzose ist Absolvent des Institut d’études politiques in Paris, des College of Europe in Brügge und der Kaderschmiede École nationale d’administration. Nach seiner Ausbildung war er Wirtschafts- und Handelsbeamter, bevor er Berater von Emmanuel Macron in nationalen und internationalen Politikfragen wurde.
Ende Juli dieses Jahres wechselte Beaune in die EU-Politik und wurde zum Staatssekretär ernannt. Ausserdem stieg er aus der Partei Macrons, En Marche, aus und schloss sich der neugegründeten sozialdemokratischen Bewegung Territoires de progrès an.
Das könnte dich auch interessieren
International
Zum Selbstschutz: Queers in den USA kaufen Waffen
Vor dem Amtsantritt von Präsident Trump verzeichnen Waffenclubs viele Neueintritte aus dem links-liberalen und queeren Lager. Treiber ist die Angst, die die LGBTIQ-feindliche Rhetorik der neuen US-Regierung bei vielen Betroffenen auslöst.
Von Newsdesk Staff
International
Von der LGBTIQ-Hymne zum Trump-Song: «Y.M.C.A»
Eine LGBTIQ-Hymne als Stimmungsmacher bei Trump-Fans? Was paradox klingt, funktioniert überraschend gut – der künftige US-Präsident ist selbst ein grosser Fan des Songs.
Von Newsdesk/©DPA
News
Politik
Österreich
Kampf um queere Hochburg Wien
Die Wahlen für den Wiener Gemeinderat werden auf den 27. April vorgezogen. Die Republik steht am Scheideweg
Von Christian Höller
Queerfeindlichkeit
News
Deutschland
++ Queerfeindliche Schmiererei ++ Maria Jepsen wird 80 ++
Die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland ab dem 13. Januar 2025
Von Newsdesk Staff
Religion
Schwul
News
Award