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Bestürzung in Europa: «Weltmeisterschaft der Schande»

Politiker*innen kritisieren die FIFA-Entscheidung zur «One Love»-Binde

Europa
Europäische Union in Strassburg (Foto: Philipp von Ditfurth/dpa)

Abgeordnete des Europaparlaments haben die FIFA und Gastgeberland Katar vehement für die umstrittene Fussball-WM der Männer fraktionsübergreifend kritisiert.

Die liberale Politikerin Katalin Cseh sprach bei einer Debatte am Montagabend im EU-Parlament von der «Weltmeisterschaft der Schande». Miguel Urbán, Mitglied der Linksfraktion, sprach sich für einen Boykott der Veranstaltung aus. Sozialdemokrat Niels Fuglsang forderte FIFA-Boss Gianni Infantino zum Rücktritt auf.

Regenbogenbinde
Die neue Kapitänsbinde für Katar (Foto: DFB)

Stella Kyriakides, die für die EU-Kommission an der Debatte teilnahm, sagte, Katar sei auf seinem Weg der Menschenrechte noch nicht am Ende. Zahlreiche Herausforderungen bleiben bestehen», sagte sie während der Debatte. Homosexualität sei verboten, Arbeiter seien gestorben, Löhne nur zum Teil oder gar nicht ausgezahlt worden.

Auf Twitter hatten mehrere Abgeordnete bereits vorher Kritik geäussert. So schrieb die Linken-Abgeordnete Özlem Alev Demirel, die WM sei purer Wahnsinn. Die Grünen-Politikerin Anna Cavazzini kritisierte, dass viele im Zuge der WM Opfer systematischer Zwangsarbeit geworden seien.


Rückendeckung für die WM gab es lediglich aus dem rechten Lager. Der AfD-Politiker Nicolaus Fest sagte: «Wenn in Rom gilt, verhalte dich wie die Römer. Das sollten wir auch Katar zugestehen.» Sein Parteifreund Maximilian Krah teilte mit, man müsse respektieren, dass Katar keine Regenbogensymbole im Stadion haben wolle.

Als Protest hatte die Abgeordnete Manon Aubry die «One Love»-Armbinde während ihrer Rede angezogen. Es sei eine Schande, das Armband nicht zugelassen zu haben, sagte die Politikerin der Linken-Frakion. Aubrys liberale Kollegin Abir Al-Sahlani warf Katar Rassismus vor. «Wenn sie Europäer*innen wären, würde es diese Behandlung nicht geben», sagte sie mit Blick auf Gastarbeiter*innen in Katar. Diese gebe es, weil sie Asiat*innen und weil sie arm seien. Am Donnerstag stimmt das EU-Parlament über eine Resolution zur Weltmeisterschaft ab. Die Redebeiträge könnten einen Vorgeschmack liefern, auf welche Position sich das Parlament verständigt.

Fussball-WM
Fussball-WM in Katar (Foto: Christian Charisius/dpa)

Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock hat zur umstrittenen Fussball-WM in Katar die Bedeutung der Menschenrechte hervorgehoben. «Unsere Welt basiert auf Menschenrechten und deswegen sind Menschenrechte unteilbar. Das gilt für Klimakonferenzen genauso wie für grosse Sportereignisse», sagte die Grünen-Politikerin am Montag am Rande eines Besuchs in Paris auf die Frage eines Journalisten, ob sie die WM in Katar trotz der Menschenrechtsverletzungen in dem Land ohne Bauchschmerzen verfolge. Baerbock forderte, die Menschenrechte sollten «auch für die Vergaben bei allen solchen grossen Konferenzen und Ereignissen gelten».


Unterdessen hat auch die britische Regierung den Umgang des Fussball-Weltverbands FIFA mit dem Thema «One Love»-Kapitänsbinde bei der Weltmeisterschaft in Katar kritisiert. «Wir teilen die Frustration des englischen Verbands FA mit der Entscheidung der FIFA, die die Spieler in eine sehr schwierige Position bringt», sagte ein Sprecher des Premierministers Rishi Sunak am Montag in London. «In Bezug auf LGBT-Rechte im weiteren Sinne ist die Politik Katars eindeutig nicht die der Regierung des Vereinigten Königreichs und nicht diejenige, die wir unterstützen würden.»

Die FIFA hatte für Wirbel gesorgt, indem sie Druck auf acht europäische Verbände – darunter der belgische – aufgebaut hatte, weil diese ihre Kapitäne mit der «One Love»-Armbinde auflaufen lassen wollten. (MANNSCHAFT berichtete).


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