Erste «Bi+Pride» gegen Ignoranz und Unsichtbarmachung
Bi+sexuelle Jugendliche würden deutlich häufiger als homosexuelle Gleichaltrige gemobbt, so die Veranstalter*innen
Kurz vor der Bundestagswahl findet die erste Bi+Pride Deutschlands statt. Die Veranstalter*innen beklagen, dass die meisten Menschen annähmen, es gäbe Bisexualität und Pansexualität nicht.
Eine Gruppe Bi+Aktivist*innen organisiert die erste Pride für bisexuelle und pansexuelle Sichtbarkeit. Die Veranstaltung dauert drei Tage und beginnt am 23. September, dem offiziellen Tag der Bisexualität.
«Gemeinsam unter dem Regenbogen? Auf jeden Fall! Aber es gibt auch bi+-spezifische Themen. Und leider auch immer wieder Ignorieren, Unsichtbarmachung und Nichternstnehmen von Bi+ – auch in der queeren Community», heisst es in einer Pressemitteilung. Man wolle darum aufklären über Bi+ Erasure, die Unsichtbarmachung von Bi+sexualität, über mangelnde Repräsentation, mangelnde Gemeinschaft, mangelndes Bewusstsein fürs Thema, mangelnde Sprache und mangelnde Anerkennung.
«Dies bedeutet, dass der grösste Teil unserer Kultur die meiste Zeit unter der Annahme steht und agiert, dass es Bi+sexualität nicht gibt und nicht geben kann. Das hat gravierende Folgen für diejenigen, die mehr als ein Geschlecht lieben und/oder begehren können.»
Denn bi+sexuelle Jugendliche benötigten Vorbilder und Sichtbarkeit, da sie deutlich häufiger als homosexuelle (und heterosexuelle) Gleichaltrige gemobbt würden oder zu Drogenmissbrauch neigten, deutlich seltener geoutet seien, und bi+sexuelle Mädchen sexualisierte Übergriffe beklagen. wie die US-Studie «Supporting And Caring For Our Bisexual Youth» der Human Rights Campaign gezeigt hat.
Bi+sexuelle würden auch in der LGBTIQ-Community oft nicht ernst genommen, ihnen werde auch immer wieder das Recht abgesprochen dazuzugehören. Oder ihre Sexualität wird als «Phase» bezeichnet. Dabei seien Bi+sexuelle keine unwichtige Minderheit, vielmehr ordneten sich 21% der deutschen Erwachsenen selbst im bi+sexuellen Spektrum ein (bei 18- bis 24-Jährigen sogar 39%), wie eine repräsentative Studie von YouGov ergeben hat.
6 von 10 bi+sexuellen Frauen (61%) haben einer US-Studie zufolge Vergewaltigung, körperliche Gewalt und/oder Stalking durch eine*n Intimpartner*in erfahren müssen – deutlich mehr als Lesben (44%) oder heterosexuelle Frauen (35%).
Am 23. September wird darum an verschiedenen Orten die Bi-Flagge in den Farben Pink, Lila und Blau gehisst. Bisher haben mehr als 14 Städte und 23 Gebäude zugesagt, darunter Berlin, Köln, Dortmund, Mannheim und Bamberg. Am Samstag folgt eine Demonstration durch die Innenstadt in Hamburg.
Seit 2005 habe es bei männlichen Teenagern einen Zuwachs von 60 Prozent gegeben, die sich als schwul, bisexuell, queer bzw. questioning oder pansexuell identifizieren, teilten US-Forscher im Frühjahr mit (MANNSCHAFT berichtete).
Obwohl Stefan immer schon sexuell an Jungs interessiert war, fing er in der zehnten Klasse an, Beziehungen mit Frauen einzugehen. «Es gab Beziehungen, die waren richtig gut. Besser auch, als ich sie später mit Männern hatte – in punkto Verbundenheit, Vertrauen und gemeinsame Interessen.» (MANNSCHAFT+)
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