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Erfolg in HIV-Studie weckt Hoffnung auf Heilungschancen

DAH-Referent bremst allzu grosse Euphorie: Es brauche noch weitere Tests

Hofft auf eine weitere Erforschung einer HIV-Heilung: Andrea Savarino (Foto: Screenshot)

Ein HIV-positiver Mann aus Brasilien ging nach weniger als einem Jahr Behandlung mit einem intensivierten Cocktail aus AIDS-Medikamenten in eine langfristige Remission – das Virus ist nicht mehr nachweisbar. Das Ergebnis der HIV-Studie weckt die vorsichtige Hoffnung auf eine mögliche zukünftige Heilung der Krankheit.

An der Studie war ein 34-jähriger Brasilianer beteiligt, bei dem 2012 HIV diagnostiziert worden war. Er begann mit der antiretroviralen Therapie (ART) und erhielt andere Medikamente, darunter Nicotinamid, eine Form des Vitamins B3. 57 Wochen später konnte keine HIV-DNA in seinen Zellen gefunden werden, und die HIV-Tests fallen negativ aus.

«Dieser Fall ist äusserst interessant, und ich hoffe wirklich, dass er die weitere Erforschung einer HIV-Heilung ankurbeln kann», sagte Andrea Savarino, Arzt am italienischen Gesundheitsinstitut, die die Studie mit leitete, in einem Interview mit der britischen Wohltätigkeitsorganisation NAM AIDSmap.


Auch Armin Schafberger, Referent für Medizin und Gesundheitspolitik der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) erklärt gegenüber MANNSCHAFT, Fälle wie dieser gäben immer Anlass zur Hoffnung, dass es mit der Heilungsforschung weiter gehe. Doch gebe es hier wichtige Einschränkungen.

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So war der Brasilianer  – im Gegensatz zu bisherigen Fällen aus der Heilungsforschung – ein ganz «durchschnittlicher» HIV-Positiver: Er war nicht extrem früh (nach wenigen Tagen) diagnostiziert und behandelt worden. Weder habe er eine lebensgefährliche Transplantation (infolge einer Krebserkrankung) hinter sich, noch gebe es keine besonderen genetischen Faktoren im Immunsystem, die für eine erfolgreichere Immunantwort sprechen. Er war 2012 diagnostiziert und behandelt worden. Seit fünf Jahren hat man die Behandlung intensiviert.

Nun erhielt der Patient zusätzlich zu seiner 3-er Kombination noch weitere zwei HIV-Medikamente: einen Integraseinhibitor (Dolutegravir) und einen CCR5-Blocker (Celsentri), der den Eintritt von HIV in die Zelle blockiert. Beide Medikamente sind ganz gut verträglich. Zusätzlich erhielt er dann noch Nicatinamid (Vitamin B3). Die Wirkung von Nicotinamid kennt man bezüglich HIV noch nicht so genau, man spekuliert darauf, dass es die mit HIV infizierten «latenten» Zellen aus dem Dornröschenschlaf weckt und zur Virusproduktion antreiben könnte. Dann, so Schafberger, wären die Zellen für das Immunsystem zu erkennen und könnten bekämpft werden. Unklar sei aber auch, ob und welchen Anteil am Erfolg die Therapieintensivierung habe.


«Bei ihm hat das bislang geklappt, bei vier anderen Patienten kam das Virus wieder. Das Glas ist also nur zu einem Fünftel voll», sagt Schafberger. Aber darauf könne man mit weiterer Forschung aufbauen.

«Es ist eine Remission – und noch keine Heilung. Seit über einem Jahr nimmt er keine HIV-Medikamente mehr ein und trotzdem kann man kein Virus mehr nachweisen. Aber vielleicht wacht solch eine latent infizierte Zelle ja nach zwei oder drei Jahren noch auf? Es ist nicht klar, wie lange ohne Medikamente kein Virus mehr auffindbar sein soll, bevor man von Heilung spricht.»

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Noch seien nicht alle Tests – auch aufgrund der Corona-Pandemie in Brasilien – gelaufen. Normalerweise untersuche man – indem man punktiert – auch Zellen aus Lymphknoten, Nervengewebe und Darmschleimhaut. Es solle weitestgehend sicher gestellt werden, dass auch in Geweben, in denen HIV sich versteckt, nichts mehr auffindbar ist.

«Der Fall ist interessant, weil sich in der Heilungsforschung mit solch einem Verfahren eine Tür für alle HIV-Positiven öffnen würde. Aber es gibt noch eine ganze Reihe von Einschränkungen, die dazu führen, dass die Tür nur einen Spalt auf ist. Es muss noch weitere Forschung folgen.» Aus einem einzelnen Fall könne man noch keine Massnahmen oder Empfehlungen ableiten, so der DAH-Referent.

Immer wieder gibt es in der Forschung Fälle, die Hoffnung machen. So ist der Venezolaner Adam Castillejo dank einer Stammzellen-Therapie HIV-negativ: 30 Monate nachdem er antiretrovirale Medikamente abgesetzt hatte, konnte das Virus in seinem Körper nicht mehr nachgewiesen werden (MANNSCHAFT berichtete).


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