«Elska» in Yokohama: Intime Einblicke in das queere Leben in Japan
Fotograf Liam Campbell stand bei der Ausgabe vor seiner bisher grössten Herausforderung
In der neuen Ausgabe des Elska-Magazins entführt Fotograf Liam Campbell nach Japan. Seine Bilder aus Yokohama zeigen die oft versteckte, queere Seite der Grossstadt.
«Als wir Anfragen für eine Ausgabe aus Japan bekamen, wusste ich, dass ich Tokio meiden würde. Nicht weil ich Tokio nicht liebe, sondern weil es mir Spass macht, mich auf weniger erwartete Orte zu konzentrieren», erklärt Elska-Redakteur und Fotograf Liam Campbell. «Obwohl Yokohama die zweitgrösste Stadt Japans ist, wird sie stark übersehen, und ich wollte versuchen, das irgendwie zu korrigieren.»
«Ich wollte auch zeigen, wie das queere Leben ausserhalb der Hauptstadt aussieht, um vielleicht einen Eindruck von japanischen Einstellungen und Bräuchen im Allgemeinen zu vermitteln. Ausserdem liebe ich Japan und hoffe, dass dies nur die erste von vielen Ausgaben ist, die in diesem Land produziert wurde», heisst es weiter in der Mitteilung zum aktuellen Heft.
Die Lesenden sollen durch eine Kombination aus intimen Fotos und ehrlichen Geschichten einen Querschnitt gewöhnlicher Männer aus der LGBTIQ-Community Yokohamas bekommen. Die Arbeit dafür sie, wie Campbell berichtet, jedoch keine einfache gewesen: «Tatsächlich ist es die schwierigste Stadt, die wir je für Elska in Angriff genommen haben. Obwohl Japan für seine Modernität bekannt ist, betrifft dies weder die Einstellung zur Homosexualität noch die Idee, sein Privatleben öffentlich zu teilen.»
Ein japanisches Gericht hatte im März 2024 immerhin entschieden, dass das Verbot der Ehe für Homosexuelle im Land verfassungswidrig ist. Es stellte ausserdem fest, dass die Eheöffnung offenbar keine Nachteile oder schädlichen Auswirkungen mit sich bringe (MANNSCHAFT berichtete).
Trotzdem: «Es war ziemlich schwierig, Personen für diese Ausgabe zu finden. Aber diejenigen, die wir gefunden haben, scheuten sich nicht, in ihren Geschichten zu erklären, wie hart das Leben hier sein kann», führt Campbell weiter aus. «In mehreren Geschichten geht es beispielsweise darum, wie schwierig es ist, den Normen und Erwartungen eines ‚anständigen‘ und ‚ehrenhaften‘ Menschen gerecht zu werden, und dass es nicht gerade vereinbar ist, schwul zu sein. Da es so schwierig war, dieses Problem zu lösen, fühlt es sich letzten Endes wie ein ziemlicher Triumph an, dass es überhaupt zustande kam.»
Das Elska «Yokohama» umfasst 180 Seiten, ist in queeren Buchhandlungen und online erhältlich. Darüber hinaus ist das begleitende Zine «Elska Ekstra Yokohama» käuflich, das Hunderte von Seiten mit Outtakes, Geschichten hinter den Kulissen sowie Geschichten und Fotos einiger Männer ausserhalb von Yokohama enthält. Dazu gehören Arbeiten der Gastfotokünstler Benjamin Fredrickson, Lauro Justino und Łukasz Rusznica.
Im ersten Jahr des russischen Angriffskrieges recherchierte die Fotografin Sitara Thalia Ambrosio mehrere Monate in der Ukraine und dokumentierte die aktuellen Lebensrealitäten queerer Menschen. Nun erschien ihr Fotoband «Fragile as Glass» (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Reisen
Meta soll queere Firma auf schwarze Liste gesetzt und blockiert haben
Alle Anzeigen des Unternehmens wurden entfernt
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
Soziale Medien
Gesellschaft
International
Kultur
Anita trifft Mathilde: Lesbische Liebe in einer religiösen Gemeinschaft?
Graphic Novel «Zwischen den Bäumen» – Der Cartoonist Paul Winck erzählt eine erstaunliche Geschichte über zwei Frauen, die sich in einer Glaubensgemeinschaft kennenlernen und verlieben.
Von Michael Freckmann
Lesbisch
Buch
Religion
Musik
ESC-Beitrag aus Estland empört Italien – Ausschluss gefordert
Und noch ein Italien-Klischee: Mit seinem Lied für Basel handelt sich der Rapper Tommy Cash ziemlichen Ärger ein. Die ersten fordern sogar seinen Ausschluss aus dem ESC-Wettbewerb.
Von Newsdesk/©DPA
Kultur
Eurovision Song Contest
Queerfeindlichkeit
USA: Die Unsichtbarmachung der Community hat begonnen
Stonewall gedenkt trans Personen nicht mehr, Google entfernt in seinen Kalendern Hinweise zu Aktionsmonaten von Minderheiten. In den USA verschwinden gerade die Spuren von Gruppen, die in der Gesellschaft unterrepräsentiert sind.
Von Greg Zwygart