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Eine Nacht mit … Karin Hanczewski

Mit ihr bleibt man garantiert wach

Karin Hanczewski
Karin Hanczewski (Foto: Sebastian Kahnert/dpa)

Alleinerziehende Mutter, eifersüchtige Ex oder analytische Kommissarin – das alles und noch viel mehr ist Karin Hanczewski in ihren Rollen.

Sie kann eine Naturgewalt sein vor der Kamera, vor deren schlechter Laune man in Deckung gehen muss, oder von deren mutigem Temperament man sich inspiriert fühlt. Sie war eine der Initiator*innen von #ActOut, bei dem sich 2021 mehr als 180 Personen aus dem Schauspielberuf outeten (MANNSCHAFT berichtete).


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Zuvor hatte sie Queerfeindlichkeit im Filmgeschäft bereits hautnah miterlebt. So etwa, als ihr abgeraten wurde, sich zu outen, nachdem sie ihre Tatort-Rolle bekommen hatte. Sie sollte im Tatort auch nicht zu viele Karohemden tragen. Auch wurde ihr gesagt, dass man mit Jeans und Rolli bestimmte Rollen nicht bekomme. Aber auf solche Rollen hat sie ganz bestimmt verzichten können. Mittlerweile ist sie in vielen Formaten zu sehen, spielt aber auch in kleineren Produktionen mit, die dann meist umso mehr hervorstechen. Hier nun also fünf super Rollen von Karin Hanczewski mit denen man auf jeden Fall wach bleibt.

#Kill me today, tomorrow I‘m sick
Anna, gespielt von Karin Hanczewski, soll im Kosovo helfen. Nach dem Ende des Kosovokrieges 1999 soll sie das Land unterstützen, freie Medien aufzubauen. Und anfangs ist sie auch sehr motiviert, dies zu tun. Doch schnell erkennt sie, dass die anderen Medienleute vor Ort nur noch zynisch, gelangweilt und korrupt sind. Bis sie auf Plaka trifft, der genügend Tricks kennt, mit denen man trotzdem durchkommt. Und auch Anna entwickelt mit der Zeit ihre eigene Herangehensweise. Mit der Devise: «Wenn du wirklich etwas erreichen willst, musst du das System ficken!», kommt sie deutlich schneller an ihr Ziel.


Der Film ist eine schwarzhumorige Komödie, die mit der moralischen Überheblichkeit eines völlig überforderten Westens abrechnet. Alles basiert dabei auf einem Tagebuch einer Whistleblowerin, die tatsächlich Ähnliches im Kosovo erlebt hat. Hier zu sehen

#Bulldog
Tonis Mutter ist nur 15 Jahre älter als er. Beide leben zusammen in Spanien und kriegen kaum Luft in ihrer Beziehung zueinander. Da lernt seine Mutter eine andere Frau kennen. Hannah zieht zu ihm und seiner Mutter in den Bungalow und die Stimmung wird immer gereizter. Zwar rückt ihm seine Mutter nun nicht mehr so oft auf die Pelle, aber gleichzeitig ist auch die Aufmerksamkeit weg, die Toni sonst immer bekam. Mit der Zeit merkt Toni, dass Hannah gar nicht so schlimm ist wie er dachte. Ausserdem klaut sie nicht wie seine Mutter und ergreift auch mal Partei für ihn. Kommt Toni am Ende gegen seine Übermutter an?

Das Ungewöhnliche an dem Film: Hier paart sich einmal nicht schlechte Stimmung mit schlechtem Wetter, sondern mit spanischen Urlaubsbildern. Umso grösser ist dann der Kontrast zwischen Sonnenschein, Streit und prekären Lebensbedingungen der drei Figuren. Hier zu sehen


#Lotte
Lotte rülpst und trinkt. Gleichzeitig ist sie Krankenschwester in einem Krankenhaus. Sie hat viele Männer nacheinander und wechselt häufig die Wohnung. Feste Bindungen sind nicht so ihre Sache. Auf einmal taucht dann auch noch eine Tochter von ihr auf, von der sie nichts wusste. Dann fängt sie plötzlich an, sich um ihre Tochter zu «kümmern» – natürlich auf ihre Art. Sie zeigt ihr, wie man raucht, säuft und kokst.

Karin spielt die Lotte störrisch, freiheitsliebend, unverwüstlich. Eine Frau, die trotz allem vielleicht manchmal taumelt, aber bisher immer durchgekommen ist. Das Ganze ist ein No-Budget-Film, denn der Regisseur Julian Schultheiss hat dafür seinen eigenen Bausparvertrag geplündert. Karin Hanczewski hat ihre eigene Gage dafür zurückgestellt, also offenbar umsonst gearbeitet. Hier zu sehen

#Meuchelbeck
Auf geht’s in die niederrheinische Provinz. Nach 20 Jahren kehrt Markus in sein Heimatkaff zurück. Er hat festgestellt, dass Berlin eben doch enttäuscht – in der Liebe, im Leben und in allem. Er kommt nun also mit seiner 16-jährigen Tochter wieder zurück. Seine Schwester Mechthild ist auch noch da und betreibt eine Pension. Doch eitel Sonnenschein wird es so schnell nicht geben. Denn Julia Schmidtkowsky, gespielt von Karin Hanczewski, ist auch immer noch da. Sie hat Markus ehemals besten Freund geheiratet und macht Markus nun das Leben schwer.

Dies alles ist weder seicht noch düster, sondern eher mit bissigem Humor erzählt. Karin Hanczewski spielt zwar nur in der ersten von zwei Staffeln mit, aber wer will, kann sich ja auch die zweite noch reinziehen. Hier zu sehen

#Tatort
Seit 2016 spielt Karin Hanczewski die Tatortkommissarin Karin Gorniak. Die Polizistin ist alleinerziehend und wurde einmal von der eigenen Kollegin angeschossen, was sie so traumatisiert hat, dass sie erst nach viel Überredungskunst wieder in die Mordkommission zurückkam. Mit dieser Rolle kam Karin bei Publikum und Kritik gut an. Doch Ende letzten Jahres dann plötzlich die Überraschung: Hanczewski hat bekannt gegeben, dass sie aus dem Tatort aussteigen wird (MANNSCHAFT berichtete). Lange Zeit waren ja neun Jahre und 18 Folgen für Tatortkommissarinnen noch längst kein Grund zum Aufhören, aber zuletzt hat sich der Trend verstärkt, die Tatortrolle nicht als Karrierekrönung zu sehen und bis in alle Ewigkeit weiter zu ermitteln – selbst die Münchner hören nach gefühlten 100 Jahren und tatsächlichen 100 Fällen auf. Ebenfalls wie Karin 2025.

Karin Hanczewski (Foto: MDR)
Karin Hanczewski (Foto: MDR)

Anfangs war das Dresdner Team sehr innovativ, denn ein reines Frauen-Team gab es im Tatort bis dahin noch nicht. Ihnen gegenüber steht der mindestens konservative, wenn nicht noch weiter rechts stehende, oft nörgelnde Chef, gespielt vom Nebenrollenkönig Martin Brambach. Ob Karin Gorniak in der letzten Folge erschossen wird oder ganz unspektakulär geht, bleibt vorerst noch abzuwarten. Aber bis dahin dauert es ja noch etwas, und es werden wohl vorher noch ein paar Folgen kommen. Und die alten sind ja auch noch abrufbar. Die Tatort-Folgen aus Dresden sind hier zu sehen.

Mehr: Eine lesbische Schwimmerin, die die Welt verblüffte: Ein Film erzählt die bewegende Geschichte der New Yorkerin Diana Nyad, die sich von Frauenfeindlichkeit und Altersdiskriminierung nicht abschrecken liess (MANNSCHAFT berichtete).

 


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