Aufbruch nach Trauer – schwuler Kurzfilm ohne gängige Klischees
«Wo der Himmel die Zeit bestimmt» dreht sich um Abschied, Depression und die Kraft der Liebe
Queerblick zeigt «Wo der Himmel die Zeit bestimmt» – ein schwuler Kurzfilm des brasilianischen Regisseurs Marco Aurélio Gal. Dieser wollte absichtlich keine Klischees bestätigen.
Nach dem Tod seiner Mutter driftet Thomas Leben in einen grau-tristen Alltag ab. Er ist lustlos und kann sich zu nichts motivieren. Aber dann lernt er den Fotografen Gabriel kennen. Mit seiner knallroten Jacke als Markenzeichen bringt er wieder Farbe in Thomas‘ Leben und erweckt bei ihm Gefühle, die seine Trauer vergessen lassen.
«Queere Filme sind wie ein Trojanisches Pferd»
Damit unterscheidet dieser Kurzfilm von sonstigen Filmen mit schwulen Protagonisten. Akzeptanz der eigenen sexuellen Identität, Coming-out, Angst vor Ablehnung und anderen negativen Reaktionen – all das spielt bei «Wo der Himmel die Zeit bestimmt» keine Rolle. Denn Regisseur Marco Aurélio Gal aus Brasilien hatte eine andere Absicht: «Der Film berührt Themen wie Depression, Trauer und Aufbruch. Obwohl die beiden Hauptfiguren schwul sind, wollte ich mit meinem Kurzfilm über ein tieferes Gefühl sprechen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, aber nicht unabhängig von ihrer Beziehung.»
Es ist die menschliche Beziehung, die Thomas aus seiner Einsamkeit befreit. Nachdem Gabriel und er das erste Mal Sex hatten und alles wie ein typischer One-Night-Stand aussieht, schwingt die Situation um. Gabriels Lächeln, seine Jugendlichkeit und Neugierde bringen Thomas dazu, seit langem wieder zur Gitarre zu greifen. Diese war wie sein Leben zuvor verstummt.
«Ich liebe Musicals. Seit jeher haben sie mir ein gutes Gefühl gegeben. Ich wollte dieses Gefühl teilen, damit sich die Menschen wohl fühlen und von unserer Geschichte von Thomas umarmt werden, der in seinem Leben die Musik verloren hat und lernt, eine neue Stimme zu finden», sagt Regisseur Gal über das Symbol der Musik in seinem Film.
Mit 27 Jahren hat er ihn produziert, das ist drei Jahre her. Seitdem hat sich die Situation in Brasilien dramatisch verändert. LGBTIQ-Filmemacher wie Gal leiden unter der Politik des rechtsextremen brasilianischen Präsidenten Bolsonaro. «Es ist alarmierend, was wir heute in Brasilien erleben, mit einem Präsidenten, der vor allem Kultur und Kino verachtet und der ideologischen Verfolgung durch Linke beschuldigt.»
10 Jahre MANNSCHAFT – jetzt bist du gefragt!
Jair Bolsonaro hatte die Förderung für LGBTIQ-Filme als Geldverschwendung bezeichnet. In Folge wurde die staatliche Filmförderung in den Bereichen Gender und sexuelle Vielfalt eingestellt (MANNSCHAFT berichtete). Erst ein Gerichtsbeschluss stoppte dieses Vorgehen.
Das könnte dich auch interessieren
People
Lars Steinhöfel: Fussball hat etwas «toxisch Männliches»
Der «Unter uns»-Star unterstützt deswegen eher Frauenfussball.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
TV
Unterhaltung
Sport
Serie
Kolumne
Queer sind immer die anderen: Wer florenzt denn hier?
Unsere Kolumnistin reist durch die absurde Geschichte, Queerness immer woanders zu verorten
Von Mona Gamie
Mann, Frau Mona!
Queer
Schwul
Deutschland
Nach homophobem Lehrer-Mobbing: «Schulleitung muss neu besetzt werden»
Berlins umstrittene CDU-Bildungssenatorin kündigt nach massiver Kritik Veränderungen auf mehreren Ebenen fürs neue Schuljahr an. Ein schwuler Lehrer hatte von monatelangem Mobbing berichtet.
Von Newsdesk/©DPA
Schwul
News
Arbeitswelt
Serie
Lesbisches Cop-Duo wider Willen
Zwei Frauen treffen zehn Jahre nach Ende ihrer Beziehung als Ermittlerinnen wieder aufeinander – kann das gut gehen?
Von Newsdesk Staff
Unterhaltung
Lesbisch
Liebe
Polizei