Ehe für alle: Nein-Komitee lässt «Homoheiler» aus Österreich auftreten
Christian Spaemann hat auch Verbindungen zum christlichen Sexualkundeverein TeenSTAR
Die Gegner*innen einer Eheöffnung liessen auf einer Medienkonferenz Ärzte und Pädagog*innen auftreten, um vor der Ehe für alle zu warnen. Darunter den österreichischen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Christian Spaemann, der behauptet, Schwule «heilen» zu können.
Im Zentrum der Medienkonferenz vom Freitag stand für das Nein-Komitee die Frage nach den Rechten von Kindern. Die neben der Eheöffnung zur Abstimmung stehende Samenspende für lesbische Paare ebne das Terrain für ein «fatales Gesellschaftsexperiment», hiess es, denn sie führe zu gesetzlich geförderter Vaterlosigkeit.
Als Redner geladen hatten SVP, EDU und Mitte-Partei u.a. Christian Spaemann, wie der Blick berichtet. Der hält Homosexualität offenbar für veränderbar. So gab er in einem Interview aus dem Jahre 2008 zu Protokoll, dass die «Veränderung der sexuellen Orientierung inzwischen wissenschaftlich mehrfach belegt worden» seien und sprach auch von seinen therapeutischen «Erfolgen» bei Homosexuellen.
Er selber habe Schwule kennengelernt, «die homosexuell waren und inzwischen glückliche Familienväter geworden sind». Nach Auffassung des Psychiaters führe die Bearbeitung tiefer gehender, emotionaler Konflikte «zu einer Abnahme homosexueller Impulse und zu einer Freisetzung des heterosexuellen Potenzials». Konversionstherapien sind in Deutschland seit vergangenem Jahr verboten (MANNSCSHAFT berichtete).
In der Affäre um den christliche Sexualkundeverein TeenSTAR in Österreich vor zwei Jahren (MANNSCHAFT berichtete) ergriff Spaemann auch Partei für die umstrittenen Schulaufklärer*innen. In deren Unterlagen war Homosexualität als heilbares Identitätsproblem und Selbstbefriedigung als schädlich dargestellt worden. Spaemann verwahrte sich damals dagegen, interne Schulungsunterlagen zu prüfen. Dafür gebe es «keine Rechtsgrundlage».
In Deutschland liess vor zwei Jahren die AfD im Deutschen Bundestag Spaemann auftreten, um in einer Expertenanhörung des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den Aktionsplan der Grünen für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu diskutieren. Der grüne Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann kritisierte das im Vorfeld der Anhörung aufs Schärfste. «Geht’s noch widerlicher?», fragte er bei Twitter.
Der von der AfD berufene Spaemann lehnte den Plan ab und begründete dies damit, dass es keine Vielfalt der Geschlechter gebe. Und erklärte: «Ein transsexuelles Coming-Out zum Beispiel innerhalb einer Familie mit Kindern stellt meiner Erfahrung nach eher eine Tragödie als eine Bereicherung im Sinne der Generierung von Vielfalt dar.»
Unterdessen meldete das Ja-Komitee, dass vieleorts Wahlkampfmaterial beschädigt worden ist.
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Zu homophob: Exil-Schweizer Beni Durrer will Berlin verlassen
Beni Durrer zählt zu den bekanntesten Visagisten Deutschlands. Der gebürtige Schweizer lebt seit drei Jahrzehnten in Berlin. Nun will er mit seinem Ehemann zurückgehen. Der Grund: homophobe Gewalt und Kriminalität.
Von Kriss Rudolph
News
Gesellschaft
Schweiz
Brasilien
Polizei in Rio: Anschlag auf Konzert von Lady Gaga vereitelt
Die US-Sängerin spielt vor rund 2,1 Millionen Menschen. Am berühmten Strand von Rio versammelten sich Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Eine Hassgruppe soll einen Sprengstoffangriff geplant haben.
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
Musik
News
Berlin
Pride-Flagge von queerer Bar geklaut und angezündet
In der Nacht zum Sonntag haben Unbekannte eine Regenbogenflagge in Prenzlauer Berg angezündet.
Von Newsdesk Staff
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Polizei
Community
«Transsein ist so vielfältig wie das Leben»
Die 70-jährige Nora und die 34-jährige Sarah suchen nach einer gemeinsamen Sprache. Was passiert, wenn Politik gendergerechtes Vokabular verbieten will? Wie sprechen in der Community «Alt» und «Jung»? Unterscheidet sich in Deutschland «Ost» von «West»?
Von Denise Liebchen
LGBTIQ-Rechte
Deutschland
Gendern
Aktivismus
LGBTIQ-Organisationen