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„Du Schwuchtel, du hast hier nichts verloren!“

Das Medienprojekt queerblick hat in Köln zum bevorstehenden Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie (IDAHOT) Erfahrungen und Statements gegen Diskriminierung gesammelt und mutmaßliche Heteros gefragt: „Kennen Sie den Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie?“

Reporter Lukas bekam von den Passanten am Rheinufer viele höfliche Antworten, aber der 17. Mai als Gedenktag ist vielen Menschen unbekannt, wie dieses YouTube-Video zeigt.

Seit 2005 wird der Tag weltweit mit Aktionen gegen Diskriminierung und Kundgebungen für Vielfalt begangen. Das Datum wurde gewählt, weil seit dem 17. Mai 1990 Homosexualität von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht mehr als Krankheit eingestuft wird. Der IDAHOT erinnert u. a. an die Verfolgung schwuler Männer in Deutschland nach Paragraph 175. „Ich bin mit dem Paragraphen 175 aufgewachsen. Das war strafbar. Das wussten wir“, sagt eine Seniorin während der Befragung. Viel mitbekommen habe sie davon aber nicht.


Die Auseinandersetzung mit Diskriminierung war damals kein Alltagsthema, sondern ein Tabu. Bis zur Entschärfung des „Schwulenparagraphen“ wurden in Westdeutschland bis 1969 rund 50.000 Männer verurteilt und inhaftiert. In der DDR wurde eine vergleichbare Regelung bereits 1968 abgeschafft.

Für jüngere Menschen ist das lange her. Sie sind vielmehr damit aufgewachsen, dass es mehr als nur heterosexuelle Lebensweisen gibt. Das Bewusstsein der jüngeren Generation sei deshalb größer, glauben die Verantwortlichen von queerblick.

Die meisten Befragten sind überrascht, als sie erfahren, dass Schwule, Lesben und Bisexuelle einander weder heiraten noch Kinder adoptieren dürfen


Auf die Frage, ob sie Diskriminierung in ihrem Umfeld direkt erlebt haben, haben fast alle Passanten etwas zu erzählen. Da geht es um den schwulen Onkel, der zu hören bekam: „Du Schwuchtel, du hast hier nichts verloren. Man sollte dich am besten abstechen!“ Andere Passanten berichten von Beleidigungen gegen den besten schwulen Kumpel im Zug oder im Internet. „Ein Familienmitglied von mir ist homosexuell“, sagt eine junge Frau. Im Netz wurde er mit „Ihh, du Schwuchtel, verpiss dich! Was soll das denn?!?“ beschimpft. Die Antworten zeigen, dass noch viel zu tun ist – in den Köpfen der Menschen, aber auch politisch. Denn die meisten Befragten sind überrascht, als sie von Reporter Lukas erfahren, dass Schwule, Lesben und Bisexuelle einander weder heiraten noch Kinder adoptieren dürfen. „Das ist eigentlich schon eine Diskriminierung durch den Gesetzgeber“, resümiert ein junger Mann, der zuvor fest davon überzeugt war, dass es keine Benachteiligung mehr für diese Menschen gibt. „Liebe ist immer gut!“

Dennoch sehen die queerblick-Macher ein positives Signal in dieser Videoaktion: Alle angesprochenen Personen hätten gern und bereitwillig ein Zeichen gegen Diskriminierung gesetzt. Auf einer Tafel schrieben sie Sätze wie „Liebe ist immer gut“, „Stop hatin'“ und „Gegen Diskriminierung“ auf. Reporter Lukas dazu: „Ich hoffe, damit senden wir ein positives Zeichen zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi- und Transphobie in die Welt. Wir würden uns freuen, wenn viele Menschen diesem Vorbild folgen und ihre Statements gegen Diskriminierung unter dem Video als Kommentar hinterlassen.“


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