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Du hattest ein HIV-Risiko? Das sind die nächsten 4 Schritte

PEP steht für Post-Expositionsprophylaxe

dr. gay männer
Bild: iStockphoto

Ein gerissenes Kondom oder ungeschützter Sex mit einer Person, deren HIV-Status du nicht kennst. In solchen Risikosituationen kann eine PEP eine HIV-Infektion verhindern. Dabei gilt: je früher, desto besser.

Die gute Nachricht: auch nach einem möglichen HIV-Risiko ist es nicht zu spät. Mit der Notfallbehandlung PEP (Post-Expositionsprophylaxe) kannst du eine HIV-Infektion selbst nach einer Risikosituation verhindern. Voraussetzung: Du musst so früh wie möglich mit der 30-tägigen Therapie beginnen. Um Risiken und Nebenwirkungen abzuschätzen und im Vorfeld weitere Tests und Untersuchungen durchzuführen, muss die PEP ärztlich begleitet werden.

Im September startet die Aids-Hilfe Schweiz gemeinsam mit den Checkpoints eine landesweite Kampagne, um über die PEP aufzuklären. «Es geht um wertvolle Zeit», sagt Chantal König, Geschäftsleiterin der Aids Hilfe Bern. «Wir möchten Männer, die mit Männern Sex haben, darüber informieren, dass schnelles Handeln nach einer Risikosituation wichtig ist.»

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Im September startet die Aids-Hilfe Schweiz eine Kampagne zur PEP. (Bild: Aids-Hilfe Schweiz)

Ein HIV-Risiko entsteht zum Beispiel, wenn das Kondom reisst oder du ungeschützten Sex mit einer Person hast, deren HIV-Status du nicht kennst. Was kannst du unmittelbar nach einer solchen Risikosituation tun? Die folgenden vier Schritte helfen dir weiter.

1. Ruhe bewahren
Keine Panik: Was passiert ist, ist passiert. Trotzdem ist es wichtig, dass du jetzt schnell handelst, denn die Erfolgschancen einer PEP sinken bereits sechs bis acht Stunden nach einer Risikosituation. Nun: Risikosituationen ereignen sich oft nicht zu Sprechstundenzeiten, sondern spätabends oder am Wochenende, wenn die üblichen Anlaufstellen der Community geschlossen sind. In diesem Fall wendest du dich an die Notfallstation des Krankenhauses in deiner Nähe. Alle Notfallstationen in der Schweiz sind in der Lage eine PEP abzugeben. Zu Bürozeiten empfiehlt es sich, Kontakt mit einer auf PEP spezialisierten Stelle aufzunehmen, wie zum Beispiel eine infektiologische Poliklinik, Praxis oder einige Checkpoints, empfiehlt Dr. Anna Hachfeld, Oberärztin an der Universitätsklinik für Infektiologie am Inselspital Bern «Wichtig ist, dass man die Kontaktaufnahme nicht über einen halben Tag oder länger hinausschiebt», sagt sie. Denn: eine HIV-PEP muss innerhalb von 48 Stunden nach einer Risikosituation begonnen werden.

2. Keine falsche Scham: Die PEP beim Namen nennen
Der nächste Schritt ist die Notfallberatung beim Arzt oder bei der Ärztin, die deine Risikosituation beurteilen und entscheiden, ob die PEP angebracht ist. Im Idealfall kannst du dieses Gespräch bereits telefonisch führen und einen Termin vereinbaren. So bietet das Inselspital Bern eine Beratungshotline an. Über Google erfährst du, ob das Krankenhaus oder die Infektiologie in deiner Nähe eine Notfallnummer betreibt. Für den Fall, dass eine telefonische Beratung nicht möglich ist, die Präventionsstellen geschlossen sind oder keine PEP anbieten, kannst du in der Notaufnahme eine Beratung verlangen, am besten mit den Worten «Ich hatte eine Risikosituation und möchte abklären, ob ich für eine PEP qualifiziere». Sollte die Person am Empfang das Wort PEP oder Post-Expositionsprophylaxe nicht verstehen, solltest du nach einem Arzt oder einer Ärztin fragen.

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Keine falschen Hemmungen haben: Je ehrlicher du bist, desto besser kann dein Risiko eingeschätzt werden. (Bild: iStockphoto)

Hachfeld versteht, dass Hemmungen oder die Angst vor Vorurteilen oder Wertungen ein Hinderungsgrund sein können, ein Krankenhaus aufzusuchen. Sie versichert, dass die PEP besonders in Krankenhäusern in grösseren Städten kein Fremdwort ist. «In unserer Notaufnahme im Inselspital ist der Bezug einer PEP ein häufiger Konsultationsgrund», sagt sie. «Wir geben regelmässig Fortbildungen, das Personal ist routiniert und hat klare Anweisungen, wie es in solchen Fällen zu handeln hat.» Beim Gespräch gilt: keine falsche Scham. Je ehrlicher du bist, desto besser kann dein Risiko eingeschätzt werden.

3. Zieh die Therapie durch
Sollte der Arzt oder die Ärztin nach dem Gespräch zum Schluss kommen, dass tatsächlich ein HIV-Risiko besteht, wird er oder sie dir die PEP verschreiben. Die Behandlung besteht aus einer oder mehreren Tabletten, die du in den nächsten 30 Tagen täglich einnimmst. Damit eine HIV-Infektion erfolgreich verhindert werden kann, ist es wichtig, dass du dich an die vereinbarten Zeiten hältst und die Therapie gewissenhaft befolgst. Das Medikament enthält drei gegen HIV aktive Wirkstoffe und kann in einzelnen Fällen Nebenwirkungen verursachen. «Grundsätzlich werden die PEP-Medikamente sehr gut toleriert», sagt Hachfeld. Oft beklagen sich Leute über Müdigkeit. «Dabei ist es aber schwierig festzustellen, ob es am Medikament oder an der Stresssituation liegt.»

In der Schweiz werden die Kosten einer PEP von der Krankenkasse übernommen – auch wenn du minderjährig bist. Bedenke aber, dass du Franchise und Selbstbehalt selbst bezahlen musst. Am besten, du lässt dich von der Fachperson beraten. Wenn du im Ausland bist, informiere dich vorher über die Notfallnummer deiner Krankenkasse.

4. Lass dich gründlich beraten
Nach Abschluss einer PEP empfiehlt sich ein Beratungsgespräch bei einer Fachstelle, zum Beispiel einem Checkpoint. Dort kannst du klären, ob du deine Schutzstrategien anpassen willst. Wenn du öfter sexuelle Risikosituationen hast, könnte die PrEP (Prä-Expositionsprophylaxe) etwas für dich sein. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen PEP und PrEP? Einfach erklärt ist PEP eine Notfallbehandlung NACH («Post») einem HIV-Risiko, bestehend aus drei Wirkstoffen. Die PrEP hingegen ist ein Medikament mit zwei Wirkstoffen, welches präventiv VOR («Prä») einem möglichen HIV-Risiko eingenommen wird.

Spezialisierte Fachstellen, sowie detaillierte Informationen über PEP und PrEP findest du auf drgay.ch.

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