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Der Iran zwangsoperiert tausende Homosexuelle

Die Alternative für Homosexuelle ist Gefängnis oder gar eine Hinrichtung

Symbolbild (Bild: Shutterstock)

Der Iran soll jährlich über tausend Homosexuelle zwangsoperieren. Man wolle damit Homosexualität «auslöschen» so die Aktivistin Shadi Amin.

Im Iran gilt Homosexualität als Krankheit. Homosexuelle Handlungen werden demnach mit Haft, Stockhieben oder gar dem Tod bestraft. Operative Geschlechtsangleichungen sind hingegen seit 1987 erlaubt.

LGBTIQ-Aktivistin Shadi Amin wirft der iranischen Regierung menschenunwürdige Zwangsoperationen vor: Unter den Patient*innen seien nicht nur trans Personen, sondern auch tausende schwule Männer und lesbische Frauen, die gegen ihren Willen unters Messer kommen. «Die Regierung glaubt, dass schwule Männer die Seele einer Frau besitzen und daher ihren Körper anpassen müssen», sagt sie gegenüber den britischen Medien. Offiziellen Angaben zufolge werden jährlich rund 4000 geschlechtsangleichende Operationen durchgeführt. Amin geht jedoch von einer höheren Dunkelziffer aus.

Die 57-jährige Aktivistin musste 1980 aufgrund ihres politischen Engagements den Iran verlassen. Heute lebt sie im Exil in Deutschland, wo sie das Netzwerk für lesbische und transgender Iraner*innen 6Rang.org leitet.


Iran homosexuelle
Shadi Amin (Bild: Wikimedia Commons)

Die Regierung subventioniere teilweise sogar diese Operationen, sagt Amin weiter. Schwule Männer müssten sich zwischen einer Geschlechtsangleichung oder strafrechtlicher Verfolgung mit einer möglichen Todesstrafe entscheiden. «Die Regierung führt jedoch lieber massenhaft Operationen durch statt Hinrichtungen, weil sie weiss, dass die Welt zusieht.»

So verteidigt Iran die Hinrichtung Homosexueller

Nach den Operationen werden die homosexuellen Männer und Frauen oft von ihren Familien verstossen und leiden unter Depressionen. Vor allem trans Frauen rutschen in die Sexarbeit ab und erfahren Gewalt und Ausbeutung. Manche begehen Selbstmord. Die Regierung biete keinerlei Unterstützung oder psychologischen Beistand, so Amin. «Nach der Operation sind sie ohne Rechte. Ich sehe das als Mechanismus, um die Existenz von Homosexuellen zu bekämpfen, weil man das Problem einfach löst, indem man ihre Körper ändert.» 2015 strahlte RTL II eine Doku zum Thema aus (MANNSCHAFT berichtete).

Die Praxis der Zwangsoperationen habe nichts mit der Anerkennung von trans Personen zu tun, sagt Amin. «Dahinter steht die Absicht, Homosexualität auszulöschen und der Gesellschaft traditionelle Geschlechterrollen aufzubinden.»


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