Arte zeigt Rosa von Praunheims Film über schwulen Serienmörder
Der Prozess fand im Jahr 2013 statt
Der Film «Darkroom – Tödliche Tropfen» läuft an diesem Mittwoch erstmals im Fernsehen, auf Arte.
Er hat im Frühjahr 2012 drei Männer aus der Berliner Schwulenszene mit K.o.-Tropfen getötet, Liquid Ecstasy. Zwei starben in ihren Wohnungen, der dritte kam in der Schwulenbar «Grosse Freiheit» in Friedrichshain ums Leben – seine Leiche wurde im Darkroom entdeckt. Nach den Morden erbeutete der Grundschul-Referendar von den Opfern Kreditkarten und rund 400 Euro. Zwei weiteren Männern bot er die Tropfen in Form von Drinks ebenfalls an – sie überlebten.
Der Referendar hätte weitere Menschen töten können. Aufgrund seiner Ausbildung zum Rettungssanitäter habe er die Wirkung von Liquid Ecstasy gekannt, hiess es im Prozess. Bei ihm wurden 500 Milliliter der Tropfen sichergestellt. Damit hätte man bis zu 100 Menschen töten können, sagte der Richter damals. Der Prozess war 2013, das Urteil lautete lebenslänglich. Im Frühjahr 2014 nahm sich der Serienmörder im Haftkrankenhaus das Leben.
Rosa von Praunheim verfilmte den Fall, aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der Opfer und ihrer Angehöriger wurde vieles verändert. Das Drehbuch orientiert sich an den 70 Seiten starken Protokollen der Journalistin Uta Eisenhardt, die den Prozess 2013 beobachtete. Jahrelang lagen ihre Aufzeichnungen in der Schublade, bis die Journalistin 2016 Rosa von Praunheim kennenlernte. Als er erfuhr, was sie beruflich machte, fragte er sie direkt: «Hast du Stoff für mich?» – Und was für einen!
Seine Grossmutter war sein erstes Opfer Als Hauptdarsteller hat er Božidar Kocevski gewonnen, der schon am Deutschen Theater in Praunheims «Jeder Idiot hat eine Oma» zu sehen war; an seiner Seite spielt Heiner Bomhard und zwar den Partner des Killers, mit dem er viele Jahre zusammen war und der nichts von seinen Taten ahnte. Als Staatsanwältin ist Katy Karrenbauer zu sehen, mit der Rosa zuvor in «Härte» zusammen gearbeitet hat. Christiane Ziehl spielt die Grossmutter des Mörders – sie ist auch sein erstes Opfer. Er tötete sie, bevor er die schwulen Männer in Berlin vergiftete – aus Habgier, er hatte es auf ihr Erbe abgesehen.
Alles nur ein Spiel? Was das Motiv bei den schwulen Opfer betrifft, so finden Praunheim und Eisenhardt vielschichtige Erklärungen: er sei ein narzisstischer Sadist gewesen, der in einem unterdrückten Familienklima aufgewachsen ist. Aus einer konservativen katholischen Umgebung im Saarland kommend, habe er in Berlin ein ganz anderes, liberales Leben kennengelernt. Er habe vor den Morden bereits Ladendiebstähle begangen und das Gefühl der Macht und der Kontrolle genossen, so wie er später die Faszination erlebte, Sterbende zu beobachten. Mal sagte er vor Gericht, es sei «nur ein Spiel» gewesen, dann stellte er sich als «Racheengel» dar.
In der Mediathek steht der Film «Darkroom – Tödliche Tropfen» schon.
Das könnte dich auch interessieren
Kurznews
++ Katholische Forderung nach LGBTIQ-Schutz ++ Festnahme nach Beleidigung ++
Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland. Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 18. November 2024.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Gendern
Queerfeindlichkeit
Religion
News
Österreich
Nach Eurogames: Wien fördert auch 2025 verstärkt LGBTIQ-Projekte
Die Eurogames in Wien hatten eine internationale Ausstrahlung. Vizebürgermeister Wiederkehr will auch deshalb künftig LGBTIQ-Projekte weiter fördern.
Von Newsdesk Staff
Kultur
Ausstellung
Retrospektive Nan Goldin: Eine Pionierin der queeren Fotografie
Nan Goldin zählt zu den renommiertesten Künstlerinnen der zeitgenössischen Fotografie. Eine Berliner Ausstellung widmet ihr eine Retrospektive – mit intimen Einblicken in das Leben der US-Fotografin.
Von Newsdesk/©DPA
Kultur
Kunst
Fotografie
TV
Nach Trump-Wahl: Ellen DeGeneres und Portia de Rossi «hauen ab»
Ellen DeGeneres und ihre Ehefrau Portia de Rossi haben angeblich die USA verlassen und sollen nach England gezogen sein. Der Umzug erfolgte offenbar als Reaktion auf Donald Trumps Wahlsieg.
Von Newsdesk Staff
Lesbisch
Kultur