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«Cruising»-Regisseur William Friedkin ist tot

Sein Film «Der Exorzist» war 10mal für den Oscar nominiert

Cruising
Foto: Lorimar Film

Mit «Der Exorzist» schockte er die Filmwelt, mit «Cruising» brachte er Teile der schwulen Community gegen sich auf. William Friedkin ging oft an die Grenzen. Nun ist der Star-Regisseur mit 87 Jahren gestorben.

Von Barbara Munker, dpa

Kinogänger fielen in Ohnmacht, andere übergaben sich: So schauerlich waren die Szenen, in denen zwei Priester versuchen, der kleinen Regan, gespielt von Linda Blair, den Teufel aus dem Körper zu treiben. Der Horrorfilm «Der Exorzist» schockierte Kinobesucher*innen weltweit. Kritiker*innen verpassten ihm das Prädikat «gruseligster Film aller Zeiten».

William Friedkin war 1973 das Regie-Talent hinter dem Okkultschocker. Nun trauert die Filmwelt um den preisgekrönten Regisseur, Drehbuchautor und Produzenten. Der Amerikaner ist mit 87 Jahren gestorben, wie seine Frau Sherry Lansing unter anderem dem «Hollywood Reporter» bestätigte.


«Der Exorzist» war bei der Oscar-Verleihung 1974 für zehn Trophäen nominiert, darunter für Regie und die Schauspielerinnen Linda Blair und Ellen Burstyn. Zum ersten Mal überhaupt hatte ein Horrorfilm auch Chancen in der Top-Sparte «Bester Film». Am Ende holte «Der Exorzist» die Oscars für das beste Drehbuch und den besten Ton.


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In Hollywood war Friedkin da bereits auf Erfolgskurs. Zwei Jahre zuvor, gerade 36 Jahre alt, triumphierte der Newcomer auf der Oscar-Bühne. Für den packenden Drogen-Thriller «The French Connection – Brennpunkt Brooklyn» nahm er 1972 den Regie-Oscar entgegen.


Aww man…a true cinematic master whose influence will continue to extend forever. So long, William Friedkin pic.twitter.com/sXppoS0FVK

— Elijah Wood (@elijahwood) August 7, 2023

Gene Hackman und Roy Scheider schickte er als brutale Rauschgiftfahnder durch die Strassen von New York. Mit einer spektakulären Verfolgungsjagd schrieb Friedkin Filmgeschichte. Insgesamt gab es fünf Oscars, darunter als «Bester Film» und für Hauptdarsteller Hackman.

Er drehte den Thriller: «Cruising» (1980) um eine Mordserie unter Schwulen in New York. Bei den Dreharbeiten, etwa im Central Park, im Sommer 1979 und auch bei Kinostart kam es immer wieder zu Protesten von Homosexuellen-Verbänden. An die 1.000 Menschen demonstrierten öffentlich gegen den Film und kritisierten die einseitige Darstellung von Schwulen als Perverse, Opfer oder Killer.

Die Demos störten die Produktion auf verschiedene Weise, indem sie die Drehorte überfüllten, Kabel abhängten oder sogar durchtrennten und Pfiffe auslösten, so dass die Aufnahmen wiederholt werden mussten, was die Produktion Zeit und Geld kostete.

Schwulen- und Lesbenproteste spiegelten aber nicht unbedingt den Standpunkt der gesamten Community wider, wie auf dem Blog Cinema nachzulesen ist. Denn trotz des lautstarken Widerstands gegen die Produktion des Films beteiligten sich über 1600 schwule Männer an den Dreharbeiten zu «Cruising».

An seine frühen Erfolge konnte er mit den Erotik-Thriller «Jade» (1995) und dem Mordkrimi «Die Stunde des Jägers» (2002) nicht mehr anknüpfen, doch die Bewunderung von Kolleg*innen und Fans blieb. Für die Doku «Friedkin Uncut» (2018) konnte der italienische Regisseur Francesco Zippel namhafte Weggefährten finden, die Friedkins Arbeit priesen, darunter Francis Ford Coppola, Quentin Tarantino, Willem Dafoe und Matthew McConaughey.

«Pulp Fiction»-Regisseur Tarantino war gerade zehn Jahre alt, als «Der Exorzist» die Kinowelt durchrüttelte. Der Oscar-Preisträger ist ein erklärter Fan des Gruselfilms. «So etwas hatte keiner je zuvor gesehen», schwärmt er in der Dokumentation. «Das hat alle umgehauen.»

Proben sind für Weichlinge.

Friedkin gab sich gerne als kompromissloser Filmemacher aus, der Extreme liebte und Höhen und Tiefen im Filmgeschäft überlebte. Er drehe jede Szene nur einmal, trumpfte er in einem Interview in der Doku «Friedkin Uncut» auf: «Proben sind für Weichlinge.»

Der 1935 in Chicago geborene Arbeitersohn verdiente sich bei einem Fernsehsender vom Boten zum Regisseur von TV-Live-Shows hoch. Filmemacher wollte er werden, nachdem er als junger Mann den Orson-Welles-Klassiker «Citizen Kane» gesehen hatte. Bereits sein erster Dokumentarfilm über einen zum Tode verurteilten Mann gewann 1962 einen Festival-Preis. Mit dem Musikfilm «Good Times» über das Pop-Duo Sonny und Cher gab er 1967 sein Hollywood-Debüt.

In den 70er Jahren war er zwei Jahre mit der französischen Schauspielerin Jeanne Moreau verheiratet. Nach Ehen mit TV-Star Lesley-Anne Down und der Moderatorin Kelly Lange gab er 1991 der Produzentin Sherry Lansing das Jawort. Mit der mächtigen Ex-Chefin des Hollywoodstudios Paramount war er bis zu seinem Tod verheiratet.

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