«Ich lebe mein Leben, wie ich das will!»
Conchita Wurst über die neue Show «Queen of Drags» auf Pro Sieben und das aktuelle Album «Truth Over Magnitude»
In der neuen ProSieben-Show ziehen zehn Drag Queens aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in eine Luxus-Villa in Los Angeles und inszenieren Woche für Woche eine Show, in der sie sich mit all ihren Facetten präsentieren (MANNSCHAFT berichtete). Bewertet werden sie von der Jury bestehend aus Heidi Klum, Bill Kaulitz und Tom Neuwirth besser bekannt als Conchita Wurst.
Tom, das Konzept der Show «Queen of Drags» erinnert an das US-Format «RuPaul’s Drag Race». Ist es für Dich ein Vorbild für die deutsche Show? Ru Paul war definitiv Wegbereiter für Drag im Mainstream. «Queen of Drags» erlaubt es auch, die Menschen unter dem Make-Up kennen zu lernen, und zeigt auf behutsame und respektvolle Weise, welch grossartige Künstler diese Drag Queens sind. Beim Dreh in Los Angeles haben wir gelacht und geweint, wir hatten alle eine wahnsinnig tolle Zeit, und ich hoffe, dass sich diese Energie auch gut auf den Zuseher überträgt.
Noch mehr Emmys für «RuPaul’s Drag Race»
Es gab eine Petition gegen Heidi Klum als Moderatorin. Hast Du die Kritik verstanden? Eigentlich nicht. Wir als Community fordern wir immer Offenheit und Inklusion, und dann sollte so ein grossartiger Profi im Unterhaltungsbusiness wie Heidi nicht als Jurymitglied die Performances der Show beurteilen dürfen? Ich finde, man sollte die Sendung mal gesehen haben bevor man sich eine Meinung bildet oder eben seine Zeit und Energie in Petitonen steckt.
Die Berliner Drag Queen Jurassica Parka sagte: «Ich habe Sorge um den Ausverkauf der queeren Kultur». Darf man sich da auf Dich verlassen, dass es soweit nicht kommt? Was meint Ausverkauf queerer Kultur genau? Gehen wir nicht seit 50 Jahren für mehr Sichtbarkeit und Selbstverständlichkeit auf die Strasse? Dass eine queere Sendung im Hauptabendprogramm ausgestrahlt wird, ist meiner Meinung nach ein Meilenstein genau dieser Sichtbarkeit. Ich glaube an das Format und an die Herangehensweise des gesamten Produktionsteams, sonst wäre ich nicht Teil dieses tollen Projekts, das queere Kultur in den Mainstream bringt.
«Drag Queen Märchenstunde» – Diversity auf Schwedisch
Tom, in Deinem aktuellen Album «Truth Over Magnitude» setzt Du auf tanzbaren Elektropop, inhaltlich auf Ehrlichkeit, Authentizität und die eigene Power, sich von niemandem einschränken lassen. Wann hat das letzte Mal jemand versucht, dich einzuschränken? Ich habe selbst versucht, mich einzuschränken – weil ich nach dem Eurovision Sieg 2014 dachte, dass ich mich als Conchita immer in meiner Rolle anständig zu benehmen habe. Ich habe mich – nicht nur sprichwörtlich – in das Korsett von Conchita geschnürt, und so immer mehr von meiner Persönlichkeit verborgen. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf mein Privatleben, so weit bis ich mir irgendwann dachte «Wer bin ich eigentlich und wo will ich hin?». Zum Glück haben mir viele Gespräche mit meinen Freunden aber auch eine Therapie geholfen, wieder zu mir selbst zu finden, und mein Leben in allen Facetten auszuleben. Insofern muss man also sagen: es geht ihm wieder sehr gut!
Du hast Dich von Conchita befreit, weil Du Dich als «Präsidentengattin» eingeengt gefühlt hast. Und – Du wurdest fast von einem Ex-Freund als HIV-positiv zwangsgeoutet und hast es dann lieber selber thematisiert (MANNSCHAFT berichtete) und gesagt: «Heute ist der Tag gekommen, mich für den Rest meines Lebens von einem Damoklesschwert zu befreien.» Freier kann man sich vermutlich nicht fühlen, oder? Ich habe wieder ganz zu mir gefunden und fühle mich tatsächlich von allem befreit, das es zugelassen hat, dass ich mich selbst einschränke. Heute frage ich einfach niemanden mehr um Erlaubnis, mein Leben so zu leben, wie ich das will.
«Queen of Drags» am Donnerstag, den 14. November um 20.15 Uhr auf ProSieben.
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