Was kann man tun, wenn man angesichts der Politik Donald Trumps meint wahnsinnig werden zu müssen? Auf diese Frage findet Casey McQuiston eine verblüffend einfache Antwort. In ihrem erfolgreichen Debütroman «Royal Blue» (Original: «Red, White & Royal Blue») entwirft die junge US-Amerikanerin eine «alternative, aber realistische Realität», in der 2016 nicht Trump, sondern eine Frau erstmals die Präsidentschaftswahl gewinnt – und mit ihrem bisexuellen Sohn Alex ins Weisse Haus einzieht.
McQuiston selbst sagt, sie wollte «keine perfekte Welt» entwerfen, sondern eine, die «immer noch so fucked-up ist, dass sie glaubhaft erscheint», aber trotzdem «ein bisschen besser und ein bisschen optimistischer». Dafür steht die Demokratin Ellen Claremont als erste Frau im Weissen Haus, geschieden, Feministin, beliebt, erfolgreich. Und Mutter von zwei Kindern: June und Alex Claremont-Diaz. Deren Vater stammt aus Mexiko, was sie im Kontext der aktuellen Ausländerpolitik zu Menschen mit Migrationshintergrund macht und gleichzeitig zu extrem attraktiven jungen Erwachsenen mit Latino Looks. Zusammen mit ihrer lesbischen Freundin Nora (Enkeltochter eines früheren Vizepräsidenten) werden sie als «White House Trio» von der Boulevardpresse zu neuen Stilikonen der Nation erhoben und leben ein ausgelassenes scheinbar heteronormatives Partyleben, das den neuen «Spirit» der liberalen weltoffenen Claremont-Administration symbolisiert. Bis Alex Claremont-Diaz eines Tages auf einer Party dem Prinzen von Wales über den Weg läuft – Prinz Henry ist so etwas wie das schillernde britische Gegenstück zum amerikanischen Posterboy.