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Bundestagspräsidium offen für Gedenken an LGBTIQ im Bundestag

Der Abgang von Bundestagspräsident Schäuble (CDU) macht’s möglich

Bärbel Bas
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Seit 1996 ist der 27. Januar der bundesweite Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. LGBTIQ standen als Opfergruppe noch nie im Fokus. Das dürfte sich jetzt ändern.

Jährlich erinnert der Bundestag an diesem Tag in einem offiziellen Gedenkakt an die Opfer des Nationalsozialismus. In den vergangenen 25 Jahren kamen im Rahmen dieses Gedenkaktes Angehörige fast aller Opfergruppen des NS-Regimes zu Wort. Menschen, die während der NS-Herrschaft wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität verfolgt, inhaftiert und ermordet wurden, blieben bislang aber ungehört. Seit vielen Jahren scheiterte ein Bemühen, sie in einmal in den Mittelpunkt eines Gedenkens zu stellen, am ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) (MANNSCHAFT berichtete).

Die neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) zeigt dagegen eine Offenheit, im Rahmen dieser besonderen Parlamentssitzung auch n die Opfer aus den Reihen der sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten zu gedenken. Unmittelbar nach der Amtseinführung haben ihr Henny Engels für den Lesben- und Schwulenverband (LSVD) sowie der Historiker Lutz van Djik gratuliert und sie auf das gemeinsame Anliegen aufmerksam gemacht.

Wir hoffen sehr, dass sich der Aufbruch zu einer neuen, inklusiveren Gesellschaftspolitik auch in der Erinnerungskultur widerspiegelt.

Bundestagspräsidentin Bas erläuterte in ihrem Antwortschreiben, dass die Planungen für die Gedenkstunde am 27. Januar 2022 bereits vor ihrer Amtszeit begonnen haben. Das kommende Gedenken wird im Kontext des 80. Jahrestages der verbrecherischen Wannsee-Konferenz stehen. Die Bundestagspräsidentin kündigte aber an, das Bundestagspräsidium würde sich in Kürze mit der Ausgestaltung der Gedenkstunde 2023 befassen und «hierbei insbesondere den Vorschlag einbeziehen, die als Homosexuelle im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Menschen in den Mittelpunkt der Gedenkstunde zu stellen».


Der LSVD begrüsst die neue Offenheit. «Wir hoffen sehr, dass sich der abzeichnende Aufbruch zu einer neuen, inklusiveren Gesellschaftspolitik auch in der Erinnerungskultur widerspiegelt. Das Bundestagspräsidium hat unsere volle Unterstützung bei Gestaltung des Gedenkaktes», heisst es in einer Pressemitteilung am Donnerstag.

Im Jahr 2019 veranstaltete der Landtag von Baden-Württemberg eine feierliche Gedenkstunde zu Ehren der Opfer des Nationalsozialismus. Schwerpunkt: die Erinnerung auf der Opfergruppe der wegen sexueller Orientierung Verfolgten (MANNSCHAFT berichtete).

Die Nationalsozialisten hielten Homosexualität für eine «widernatürliche Veranlagung» , für eine den so genannten «Volkskörper» schädigende «Seuche», die «auszurotten» sei. Schon kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden im März 1933 die lesbischen und schwulen Lokale Berlins geschlossen. Die vollständige Infrastruktur der ersten deutschen Homosexuellenbewegung, Lokale, Vereine, Verlage sowie Zeitschriften wurden aufgelöst, verboten, zerschlagen und zerstört. Im Herbst 1934 setzte die systematische Verfolgung homosexueller Männer ein.



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