Brunei rechtfertigt Steinigung von Schwulen
Das Sultanat bittet in einem vierseitigen Brief an die EU um Toleranz, Respekt und Verständnis
Seit Anfang des Monats können schwule Männer in Brunei zu Tode gesteinigt werden. Lesben droht eine Bestrafung durch Peitschenhiebe. Das Sultanat versucht, seine drakonische Gesetzgebung zu erklären und bittet um Respekt.
Das Sultanat bittet in einem vierseitigen Brief an die Europäische Union, aus dem der Guardian am Montag zitiert, um Toleranz, Respekt und Verständnis dafür dass man seine traditionellen Werte und die Erblinie wahren wolle. Die internationale Kritik beruhe auf einem Missverständnis. Die Strafe auf Ehebruch und «Sodomie» sei dazu da, die heilige Familie und die ebenso heilige Ehe zu schützen.
Ohnehin brauche es für einen Prozess zwei bzw. vier Männer, die über jeden moralischen Zweifel erhaben seien. Der Brief wurde dem Artikel zufolge bereits vor der Resolution des EU-Parlaments verschickt. Die Parlamentarier hatte am Donnerstag auch den diplomatischen Dienst der EU aufgefordert Sanktionen gegen Brunei zu prüfen – beispielsweise das Einfrieren von Guthaben in der EU oder Visaverbote.
Zuvor hatten schon die Vereinten Nationen die Ausweitung der Todesstrafe im Sultanat Brunei scharf kritisiert. «Ich rufe die Regierung auf, die drakonischen Strafen nicht in Kraft zu setzen», so die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet in Genf.
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Der Kleinstaat Brunei, der bis 1984 eine britische Kolonie war, erklärte in dem Brief an die EU ausserdem, man lege nur die höchsten Standards bei der Beweisführung an, bevor man jemanden bestrafe. Das gelte auch bei den Zeugen: fromm und männlich hätten die zu sein.
Peitschenhiebe dürfen Haut nicht verletzen Und was die Auspeitschungen betrifft, mit denen u. a. lesbische Frauen bestraft werden: Diese nähmen nur jeweils Vertreter desselben Geschlechts vor, heisst es in dem Brief. Die Straftäter*innen blieben dabei auch bekleidet, und die Hiebe würden mit moderater Kraft ausgeführt, sodass weder die Haut verletzt noch Knochen gebrochen würden; auch dürften sie nicht gegen das Gesicht, den Magen, die Brust oder gegen den Intimbereich gerichtet sein.
George Clooney hatte aus Protest gegen die Todesstrafe dazu aufgerufen, die weltweit verteilten Luxushotels des Sultans in Europa und im US-Bundesstaat Kalifornien zu boykottieren. Zudem warnt er davor, dass die Einführung von Steinigungen in Brunei für gleichgeschlechtlichen Sex in anderen Ländern Schule machen könnte. «Das Gefährlichste sind Bruneis Nachbarn», so der US-Schauspieler. «Bekommt Brunei keinen lauten und kräftigen Widerstand, dann ist alles möglich.» Als Beispiel nannte er Indonesien.
Der schwule US-Blogger Perez Hilton hat einen anderen Weg des Protestes gefunden: Er outete den Sohn des Sultans von Brunei in diesem YouTube-Clip.
«Wie Ihr wisst, oute ich niemanden mehr», so Perez. «Aber hier mache ich mal eine Ausnahme. Vermutlich weiss der Sultan von Brunei nicht, dass sein Sohn, Prinz Azim, ein guter alter Homo ist. Das weiss ich, da ich mit Prinz Azim schonmal Zeit verbracht habe.»
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