So will die Stadt Biel Diskriminierung von LGBTIQ bekämpfen
Viele anderen Städte und Kantone sollten sich daran ein Vorbild nehmen, findet Pink Cross
Im Gemeinderat der Stadt Biel zeigt man sich besorgt über die anhaltende Diskriminierung von LGBTIQ und will verschiedene Massnahmen ergreifen. Lob kommt von Pink Cross.
Um gegen Diskriminierung von LGBTIQ vorzugehen, werden verschiedene Massnahmen ergriffen, die zusammen «mit den betroffenen Kreisen», wie es auf der Homepage der Stadt heisst, ausgearbeitet werden sollen.
Endlich 10 Jahre alt! Hier ist die MANNSCHAFT, Nr. 100
Biel sei wohl weltweit die einzige Stadt bzw. Gemeinde, «in welcher die Mehrheit der Exekutive sich nicht als heterosexuell bezeichnet. Für die betroffene Gemeinderätin und die Gemeinderäte hat allerdings ihre sexuelle Orientierung im Bieler Alltag schon seit langem keine erfahrbaren negativen Auswirkungen mehr. Sie erleben Biel als tolerant, auch gegenüber anderen Geschlechtsidentitäten.»
Dennoch verstärkt die Stadt ihr Engagement gegen Belästigungen aufgrund der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität im öffentlichen Raum, im Nachtleben und am Arbeitsplatz. Ausserdem setzt sich Biel für ein offenes, respektvolles und diskriminierungsfreies Zusammenleben ein, unabhängig von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität.
«Es ist grossartig, dass die Stadt Biel hier so mutig voranschreitet», lobt Roman Heggli vom Schweizer Dachverband der schwulen und bi Männer, Pink Cross, gegenüber MANNSCHAFT. «Sie zeigen damit klar: Wenn der politische Wille da ist, lassen sich in kurzer Zeit Massnahmen umsetzen! Viele anderen Städte und Kantone sollten sich daran ein Vorbild nehmen.»
Anstiftung zu Homohass: Pink Cross zeigt PNOS an
Das Ziel sei klar, so Heggli: «Wir wollen angstfrei und ohne Diskriminierung unser Leben geniessen können. Die Stadt Biel geht das auf unterschiedlichen Ebenen an: In Schulen, im öffentlichem Raum, in der Verwaltung. Genau so ist es richtig!»
Vertreter*innen des Gemeinderates hätten sich mit nationalen und lokalen Vertreter*innen der LGBTIQ-Community zu einer Aussprache getroffen. Dabei habe sich nicht ganz unerwartet bestätigt, dass die rechtliche Gleichstellung als weitgehend umgesetzt beurteilt wird, obwohl noch einzelne Fragen (etwa Adoption) offen seien.
In Sachen Gewalterfahrung schätzten aber jüngere LGBTIQ die Situation anders sein. So zeigten jüngste Beispiele, dass die sexuelle und/oder geschlechtliche Identität nach wie vor Auslöser von Belästigungen und Übergriffe seien. Dies führe dazu, dass sich die Betroffenen vielfach anders verhielten, als sie dies tun würden, wenn sie sich der Mehrheit der Bevölkerung zurechnen würden. So verzichten sie auf Händchenhalten mit Partner*in in der Öffentlichkeit (leider ein gesamteuropäisches Problem – MANNSCHAFT berichtete).
Dies könne zu einem geringeren Selbstwertgefühl führen, bis hin zu internalisierter Homonegativität. Die Teilnehmenden kamen zum Schluss, dass es durchaus Möglichkeiten gebe, wie sich die Stadt Biel für einen noch diskriminierungsfreieren und respektvolleren Umgang mit LGBTIQ einsetzen könne.
«Alice Weidel soll bloss hinter den Bergen bleiben!»
Biel war einst die Heimat der AfD-Fraktionschefin Alice Weidel. Dort lebte sie mit ihrer Lebensgefährtin und zwei Söhnen. Dann zogen sie weg, nachdem es Lichterketten und eine Unterschriftensammlung gab mit der Forderung, ihre Familie «privat zu ächten». Einschneidend sei für sie gewesen, als sie und die Söhne einmal von Kindern umkreist worden seien, die «Scheiss-Weidel» oder «Scheiss-Nazi» gerufen hätten.
Die rechtspopulistische Politikerin beklagte im vergangenen Herbst gegenüber der Weltwoche, durch ihre politische Karriere habe sich ihr Privatleben stark verändert. «Ich habe fast meinen gesamten Freundeskreis verloren. Die haben alle irgendwann gesagt: Wenn du in einer solchen Partei dabei bist, dann wollen wir nicht mehr mit dir zu tun haben», so Weidel.
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