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Bella Ramsey: «Ich brauche meine alten Männer»

Queere Menschen 2023 – unser Jahresrückblick

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Bella Ramsey (Foto: HBO)

Es ist nicht so, dass Bella Ramsey 2023 aus heiterem Himmel zu einem der angesagtesten Shooting Stars am Schauspielhimmel geworden wäre. Aber in diesem Jahr gab es für das nicht-binäre Talent nochmal einen ordentlichen Schub.

Schon seit sieben Jahren steht Ramsey – geboren 2003 in Nottingham und sich als nicht-binär identifizierend – vor der Kamera, angefangen mit einer Nebenrolle in den letzten drei Staffeln von «Game of Thrones». Auch in Lena Dunhams Film «Catherine Called Birdy» mit Andrew Scott oder Serien wie «His Dark Materials» oder «Becoming Elizabeth» war Ramsey mit von der Partie. Doch fmit der Computerspiel-Verfilmung «The Last of Us» veränderte sich nun alles.

Die Endzeitserie brach allerlei Zuschauerrekorde (und wurde etwa für den deutschen Sender Sky und seinen Streaming-Ableger Wow zur erfolgreichsten Serie des Jahres, noch vor «And Just Like That») und traf einen Nerv.

Nicht nur, weil Pedro Pascal, der hier den traumatisierten Pandemie-Überlebenden Joel spielt, schon seit Jahren mit seinem Charisma Zuschauer*innen aller Geschlechter begeistert. Oder weil die schwule Liebesgeschichte in Episode 3 geradezu herzzerreissend ist.


Sondern vor allem auch, weil Ramsey als wütende Teenagerin Ellie, die zu Joels Wegbegleiterin wird und aufgrund ihrer Immunität gegen die Cordyceps-Infektionen der Schlüssel zu einer besseren Zukunft sein könnte, zur ungewöhnlichsten und eigenwilligsten Serienheld*in des Jahres wurde.


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Auch in der Schauspielszene ist Ramsey eine Ausnahmeerscheinung. Eigenwillig und einzelgängerisch nicht nur aufgrund einer diagnostizierten Neurodivergenz konnte Ramsey mit Schule oder Gleichaltrigen lange nicht viel anfangen, fühlt sich aber unter älteren, erfahreneren Menschen umso wohler.


«Ich brauche meine alten Männer», scherzt der Fussball-Fan kürzlich im der britischen Zeitung Guardian mit Blick auf die Freundschaft zu Serien-Ersatz-Papa Pascal. Ramsey hat Erfahrungen mit Essstörungen, mit nervig-neugierigen Presse-Anfragen zum Thema Genderfluidität und den Fallstricken von Social Media. Auch deswegen steht immer mal wieder die Frage im Raum, ob das mit der Schauspielkarriere wirklich der Weisheit letzter Schluss ist oder nicht doch lieber ein anderer Job in Frage kommt, etwa im Bereich Umweltschutz und Klimarettung.

Fürs erste aber wird Ramsey – laut Selbstaussage in einer Ausgabe der britischen Vogue im vergangenen Sommer «nicht zu 100% hetero» – zumindest noch ein Weilchen all die Optionen ausloten, die sich in Hollywood durch den Erfolg von «The Last of Us» auftun.

Eine Einladung zur Met Gala gab es schon, und das Magazin Time nahm Ramsey kürzlich in die Liste der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres auf. Kolleg*in Emma D’Arcy schwärmte im begleitenden Text von «radikaler Ehrlichkeit» – und einem der charmantesten Menschen, denen man begegnen kann.


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Wichtiger ist aber natürlich die Arbeit. In Grossbritannien war kürzlich bereits die zweite Staffel der vielfach gelobten Gefängnis-Serie «Time» zu sehen, in der Ramsey eine schwangere Drogensüchtige spielt.

Und die Arbeit an der zweiten Staffel von «The Last of Us» beginnt 2024 auch endlich. Ramsey verspricht dafür eine queere Liebesgeschichte im Zentrum: Ellie bekommt, nach dem Kuss mit Ex-Mitschülerin Riley in Folge 7, dann endlich eine Freundin.

Bis dahin gilt noch Daumendrücken. Denn am 15. Januar werden – verspätet durch den Schauspieler*innen-Streik (MANNSCHAFT berichtete) – die Emmys verliehen, und Ramsey ist als Beste Hauptdarstellerin in einer Drama-Serie. Eigentlich, so gab Ramsey vor Monaten zu Protokoll, seien nach Geschlechtern getrennte Darsteller*innen-Kategorien Quatsch. Doch die Preisverleihung zu boykottieren wie andere nicht-binäre Kolleg*innen (etwa Liv Hewson aus «Yellowjackets») kam dann doch nicht in Frage.

Worum es Bella Ramsey geht, ist die Arbeit an einer so besonderen Serie wie «The Last of Us» zu feiern. Die Privatperson dahinter hat schliesslich ohnehin keine grosse Lust auf allzu viel Öffentlichkeit.

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