Autobiografischer Roman von Nora Eckert voller Herzenswärme
Das aktuelle Buch von Nora Eckert: «Wie alle, nur anders»
Ein Neunzehnjähriger zieht im Roman von Nora Eckert im Jahr 1973 nach West-Berlin, um der Bundeswehr zu entgehen. Sofort verfällt er dem rauen Charme der heruntergekommenen Halbstadt. Vor allem aber begreift der vermeintlich schwule Mann, dass er trans ist.
Der erste Satz Fotos erzählen Geschichten, mit Fotos verbinden wir Geschichten.
Das Genre Autobiografischer Roman
Die Handlung Nora Eckert zieht Anfang der 70er Jahre als junger Mann nach Westberlin. Es ist ein Berlinbuch. Nora hat eine Liebesbeziehung zu Berlin, und das liest man auf fast jeder Seite, besonders die «wilden» 70er und 80er Jahre werden liebevoll beschrieben.
Kinderzimmer in Rosa und Hellblau? DAS ist Gender-Gaga!
Sie merkt, dass sie anders ist, sie ist erst in der Berliner Schwulenszene unterwegs, fühlt sich aber immer weniger zugehörig, ohne in der Lage zu sein, sich die richtigen Fragen zu stellen. Zum Glück landet sie als Garderobendame im legendären «Chez Romy Haag», irgendwie ist das ihre Lebensrettung. Sie schliesst dort Freundschaften, und es bahnen sich Liebesaffären an. Das Leben in diesem Club beschreibt sie ausführlich, und etwas Namedropping gibt es auch. Das Leben geht weiter als Animierdame am Stuttgarter Platz.
Es folgen die Selbstbehandlung mit Hormonen, der erfolgreiche Versuch zurück ins bürgerliche Leben zu gehen, und schliesslich eine Karriere als Opernkritikerin. Mehr als 30 Jahre lebt sie als Frau; dass sie eine trans Frau ist, verdrängt sie fast. Erst als sie ins Rentenalter eintritt, wird sie sich ihrer Rolle als trans Frau wieder sehr bewusst und beginnt mit einem neuen Coming-out.
Das Urteil Das Buch ist voller Herzenswärme geschrieben. Die Autorin ruht völlig in sich, und das macht diese Biografie so authentisch. Man geht mit ihr mit und versteht alles. Jedenfalls ging mir es so. Sie klärt auch auf, (aber es ist weit davon entfernt, ein Lehrbuch zu sein!) und beschreibt nebenbei liebevoll Berlin. Eine Freude.
Roland Müller-Flashar aus der queeren Buchhandlung Prinz Eisenherz in Berlin hat den Roman für uns besprochen. Hier kann man ihn bestellen.
Nora Eckert «Wie alle, nur anders» C. H. Beck, gebunden, 206 Seiten, 22,00 €
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