Attacke auf LGBTIQ-Aktivisten: Polizei gibt Opfer die Schuld
Miraziz Bazarov wurde bei einem Angriff schwer verletzt
Unbekannte haben den usbekische Regierungskritiker und LGBTIQ-Aktivisten Miraziz Bazarov angegriffen und schwer verletzt. Nun gibt die Polizei ihm die Schuld für die Attacke und untersucht den Fall nur halbherzig. Vor dem Angriff demonstrierte ein aggressiver Haufen LGBTIQ-Hasser in der usbekischen Hauptstadt gegen die Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Beziehungen.
Drei maskierte Männer attackierten Miraziz Bazarov in der Nacht auf den 28. März in der Nähe seiner Wohnung. Einer von ihnen war mit einem Baseball-Schläger bewaffnet. Gemäss einem Nachbarn dauerte der Angriff auf den usbekischen Blogger und LGBTIQ-Aktivisten drei Minuten. Das schreckliche Resultat: ein gebrochenes Bein, eine Schädelfraktur und diverse Verletzungen von inneren Organen.
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Miraziz Bazarov habe provoziert Wie Eurasianet berichtet, war der Zustand von Miraziz Bazarov noch kritisch, als ihm die Polizei in einer Videobotschaft bereits die Schuld für den Angriff gab. Der Regierungskritiker habe mit seinen Äusserungen in den sozialen Medien provoziert.
Auf seinem Telegram-Kanal und auf TikTok forderte Miraziz Bazarov unter anderem die Entkriminalisierung von Homosexualität. Die Videomontage des Innenministeriums impliziert auch an mehreren Stellen, dass Bazarov selber schwul sei, was er in der Vergangenheit explizit bestritten hat.
Auch an den Demonstrationen früher an jenem Tag soll der Aktivist schuld sein. Das sehen selbst liberale Politiker*innen und Journalist*innen des Landes so, wie Eruasianet berichtet.
Aggressive Demonstranten Es handelte sich um dutzende männliche Muslime, die das Zentrum der Hauptstadt Taschkent unsicher machten. Sie demonstrierten gegen eine angebliche «Welle von LGBTIQ-Aktivismus» und schrien dabei «Allah hu Akbar». Trotz Kritik von Menschenrechtsorganisationen hat die Regierung jedoch gar nicht vor, Homosexualität zu legalisieren. Gleichgeschlechtlicher Sex kann in Usbekistan weiterhin mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden.
Dennoch hatte es der Haufen von Homohassern auf Bazarov abgesehen – und auf sein wöchentliches Treffen von Anime- und K-Pop-Fans. Denn K-Kop gilt bei Konservativen im Land als «Förderung von Homosexualität und Androgynität».
Milde Strafen Obwohl die Behörden in Usbekistan sonst kein Pardon kennen mit Teilnehmer*innen illegaler Demonstrationen, scheinen die LGBTIQ-Hasser gut davonzukommen. 12 Personen wurden verhaftet; ihnen wird jedoch lediglich Hooliganismus vorgeworfen, was eine Busse zur Folge haben könnte. Auf Videos sind sogar Polizisten zu sehen, die mit den Demonstranten marschierten.
Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass die usbekische Polizei ernsthaft nach den unbekannten Gewalttätern suchen wird. Auch die usbekischen Medien verurteilen Bazarovs «Provokationen» im Internet mehr als den brutalen Angriff auf ihn. Kritik kommt fast ausschliesslich aus dem Ausland oder von ausländischen Diplomat*innen. So bezeichnete der US-Botschafter in Usbekistan das Geschehene als «sehr verstörend».
Drohungen ignoriert Noch wenige Stunde vor dem verheerenden Angriff sagte der 30-jährige Aktivist auf Telegram, dass er Zielscheibe von verbalen Attacken sei. Dabei fordere er lediglich die Abschaffung der «Sodomie-Strafe». «Ich glaube nämlich, dass dies die private Angelegenheit der Menschen ist.»
In den vergangenen Wochen meldete Bazarov der Polizei immer wieder Drohungen gegen ihn. Doch die Behörden gingen nicht darauf ein.
Auch im südwestlichen Nachbarland Usbekistans ist die Lage für die Community nicht besser. Hier findest du unseren Artikel über einen schwulen Flüchtling aus Turkmenistan.
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